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Der Pianist Rudolf Buchbinder
© Staatskapelle Dresden/ Matthias Creutziger

Pianist Rudolf Buchbinder: Der Souveräne

Er ist ein Mann der Tat, aktiv auf den Bühnen der Welt: Zum Abschluss seiner Tournee mit der Dresdner Staatskapelle war der Pianist Rudolf Buchbinder in der Berliner Philharmonie. Meisterhaft.

Dreingreifen, packen, ist das Wesen jeder Meisterschaft!“ In diesem goetheschen Sinne ist Rudolf Buchbinder wahrlich ein Meister. Ein Mann der Tat, seit mehr als einem halben Jahrhundert aktiv auf den Bühnen der Welt. Ein Künstler, der aus dem Handwerklichen kommt, kein genialischer Alles-ganz-anders-Macher, sondern einer, der gerne mit den Traditionen lebt, sich als dienender Nachschöpfer versteht und darum den Komponisten am liebsten über Handschriften und Erstausgaben nahekommt.

1946 im einstigen k.u.k.-Kerngebiet, in Nordböhmen, geboren und groß geworden in der österreichischen Hauptstadt, konnte Rudolf Buchbinder förmlich in die Wiener Klassik hineinwachsen. Und nachdem er sich so lange an diesem Repertoire abgearbeitet hat, an Beethoven vor allem, aber auch an Schubert und Mozart, kann er nun, als fast 70-Jähriger, die Früchte eines lebenslangen Lernprozesses ernten.

Das Publikum erlebt einen Meisterpianisten

Zum Abschluss seiner aktuellen Tournee mit der Dresdner Staatskapelle in der Philharmonie am vergangenen Montag erlebt das Publikum einen Meisterpianisten, der sich seinen Mozart packt, in den beiden Klavierkonzerten KV 466 und KV 477, mit einem Formgefühl, das keine Selbstzweifel kennt, mit überlegener Gestaltungssouveränität. Zudem leitet er auch noch das Orchester vom Flügel aus.

Ein vitales Musizieren ist da zu erleben, in schönstem Einvernehmen zwischen dem Solisten und seinen Begleitern, auf dem höchsten Niveau der Vertrautheit, bevor sie zur Routine wird. Was das Klangideal betrifft, sind sich Buchbinder und die Dresdner sowieso einig: keine Ruppigkeit nach Art der Alte-Musik-Spezialisten soll da zu hören sein, sondern die pure Fülle des Wohllauts, besonders betörend im langsamen Satz des C-Dur-Konzerts, wenn sich die Streicher in Lindenblütenhonigsüße verströmen, geschmeidig, goldglänzend.

Es bleibt bei einem fernen Grummeln

Immer eine Spur flotter als gewöhnlich sind Buchbinders Tempi, originell seine Kadenzen, und selbst im unwegsamen Gelände des d-Moll-Konzerts fühlt sich der Hörer stets sicher geleitet von diesem erfahrenen Fremdenführer: Da entwickelt sich keine bedrohliche Gewitterstimmung, da bleibt es bei einem fernen Grummeln, bevor der Himmel bald wieder aufreißt.

In einem Kraftakt von geradezu barenboimscher Dimension hat Buchbinder seinen Doppelkonzert-Abend zuvor schon mit Carl Maria von Webers „Konzertstück“ eröffnet, als Hommage an die Dresdner, da das Werk während Webers Zeit als sächsischer Hofopernchef entstanden ist.

Unbeeindruckt vom Sperrfeuer der Hustenattacken trifft der Pianist auch hier den angemessenen Gestus, macht das romantische Virtuosenstück zur balladesken Erzählung, gibt sich bald elegisch, bald jubelnd, durchlebt das emotionale Auf und Ab unterhaltsam und weiß natürlich auch, wie er die brillanten Schaueffekte zum Funkeln bringt. Meisterhaft.

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