Die Hobbit-Trilogie: Der Drache regt sich
Zwerge auf Reisen: In „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ von Peter Jackson geht es ab in die Höhle des Drachen. Dessen Erwachen hat es wahrlich in sich. Überhaupt: Im Vergleich zu Teil Eins ist der zweite Teil der Tolkien-Filmtrilogie stringenter komponiert.
Das hat Peter Jackson clever eingefädelt. Zwar wurde die Idee des neuseeländischen Regisseurs, J. R. R. Tolkiens „Der Hobbit“ wie den „Herrn der Ringe“ als mehrteiliges Epos zu verfilmen, skeptisch beurteilt. Gleich drei mit je zweieinhalb Stunden Laufzeit überlange und mit über 200 Millionen Dollar Produktionskosten superteure Filme, um ein 300-seitiges Fantasy-Kinderbuch auf die Leinwand zu bringen? Gewagt.
Doch schon nach dem 2012 gestarteten ersten Teil war klar, dass der Plan von Jackson und der hinter ihm stehenden Produktionsfirma MGM aufgehen würde: Rund eine Milliarde Dollar spielte „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ weltweit ein. Und trotz berechtigter Kritik an der holprigen Dramaturgie, an quälend langen Actionsequenzen, an der gewöhnungsbedürftigen Optik durch die innovative 3-D-Technik mit 48 Bildern pro Sekunde zog einen der Film in die Geschichte hinein, zumal er mit einem spektakulären Cliffhanger endete.
Das leinwandfüllende Augenlid, das sich in der letzten Einstellung öffnete und hinter dem ein bösartiges Echsenauge hervorlugte – das war natürlich der Drache Smaug, ein feuerspeiendes Riesenviech mit ledrigen Flügeln, das einst die Menschenstadt Thal und das Zwergenkönigreich Erebor in Schutt und Asche gelegt hatte und auf dem Goldschatz der Zwerge den Schlaf der Ungerechten schlummerte. Und wer würde nicht gern erleben wollen, wie der großartige Schauspieler Benedict Cumberbatch dem Ungeheuer seine digital tiefergelegte Stimme leiht und im Motion-Capture-Verfahren auch dafür sorgt, dass das Tier sich bewegt?
Das Ergebnis ist spektakulär, und es verwandelt die überaus unterhaltsame Vorgeschichte nachträglich in eine lange Exposition. Die wilden Abenteuer der Dreizehn- Zwerge-und-ein-Hobbit-Reisegesellschaft auf dem Weg zum Einsamen Berg, ihre Kämpfe gegen eklige Riesenspinnen (nichts für Arachnophobiker), ihre Wildwasser-Rafting-in-BierfässernFlucht aus dem Verlies der Waldelben, die brutalen, erstaunlich unblutigen (FSK-Freigabe ab 12) Scharmützel mit den Orks, die zarte Romanze zwischen einem attraktiven Zwerg (Aidan Turner) und einer zur Buchvorlage hinzuerfundenen Elbin (Evangeline Lilly), vom gleichfalls hinzugedichteten „Herr der Ringe“Mädchenschwarm Legolas (Orlando Bloom) argwöhnisch beäugt, das Untertauchen der Gruppe in der von einem korrupten Bürgermeister (schön abgewrackt: Stephen Fry) regierten Seestadt Esgaroth, ja selbst die Konfrontation des Zauberers Gandalf (Ian McKellen) mit dem Erzbösen Sauron – letztlich sind all diese mit leichter Hand skizzierten und von Jackson besser als im ersten Teil zusammengehaltenen, stringenter komponierten Episoden nur Vorgeplänkel.
Wie der Untertitel des zweiten „Hobbit“-Teils andeutet, steht der Drache im Zentrum. Wenn nach fast zwei Dritteln der 161 Minuten von „Smaugs Einöde“ selbige erreicht ist und sich der bedauernswerte Titelheld Bilbo (Martin Freeman) als von seinen Zwergenfreunden instrumentalisierter Dieb in die Höhle des Drachen wagt, um einen für den Fortgang der Ereignisse notwendigen Edelstein zu stehlen, kommt es, wie es kommen muss. Der unter Goldmassen schlafende Gigant erwacht, erst nur ein schnaufendes Nasenloch, dann ein scheunentorgroßes Auge, schließlich der ganze unermessliche Schuppenleib.
Und schlimmer noch, dieser Smaug ist kein tumber Godzilla, der planlos alles zu Klump stapft, sondern eine uralte, intelligente Kreatur, die Zwerge hasst und das zwergenähnliche Hobbitwesen misstrauisch beschnuppert. Die Kombination aus Monstrosität und Verschlagenheit macht Smaug zum furchteinflößendsten Drachen der Filmgeschichte, der sich in den gewaltigen Katakomben des unterirdischen Zwergenreichs austoben darf.
„Der Hobbit: Smaugs Einöde“ hat manchmal mehr mit einem Mittelerde- Themenpark als mit einem herkömmlichen Fantasyfilm zu tun. Dank der 3-D-Technik ist die Distanz zum Geschehen so weit aufgelöst, dass man, eine gewisse naive Freude an der Überwältigung vorausgesetzt, in den hyperscharfen, guckkastenähnlich gestaffelten Bildebenen „herumwandern“ kann. Da es Jackson zudem gelungen ist, die narrativen Schwächen und Redundanzen in den (immer noch zu langen) Actionsequenzen abzumildern, sollte der nächsten Umsatzmilliarde wenig im Wege stehen. Zumal „Smaugs Einöde“ wieder mit einem Cliffhanger endet, der die Fans in einem Jahr erneut ins Kino treiben wird – auch wenn natürlich jeder Tolkien-Leser weiß, wie die Geschichte ausgeht.
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