Zum Tod der US-Schauspielerin: Debbie Reynolds, die Unermüdliche
„Singin‘ in the Rain“ war ihr großer Durchbruch, danach spielte sie in zahlreichen Musicals und Komödien. Debbie Reynolds war der Star des familientauglichen Entertainments. Ein Nachruf.
Sie tanzt, sie steppt, sie springt auf Möbelstücke und auf die Knie ihrer Mittänzer, sie lässt sich durch die Luft wirbeln, sie schlägt sogar einen Purzelbaum über ein Sofa; und das Erstaunlichste ist, dass sie dabei auch noch singt: In „Singin‘ in the Rain“ (1952), in Gene Kellys und Stanley Donens Technicolor-Musical über das Ende der Stummfilm- und den Anfang der Tonfilmzeit, spielt Debbie Reynolds den aufsteigenden Star. Weil ihre Stimme fürs Mikrofon geeignet ist, egal ob sie nun schmetternd den neuen Morgen begrüßt oder leisere Töne anschlägt. Selbst eine Art stakkatohaften Sprechgesang beherrscht sie.
Debbie Reynolds ist tot, sie starb am 28. Dezember nur einen Tag nach ihrer Tochter Carrie Fisher, der Prinzessin Leila aus "Star Wars". Reynolds hatte sich am Dienstag nach bedankt für all die mitfühlenden Worte zu ihrem Verlust. Eine tragische Koinzidienz? Jedenfalls "schwer zu begreifen", wie Bette Midler auf Twitter schreibt. Stars und Fans würdigen sie in den sozialen Netzwerken als eine der letzten "wahren Hollywood-Talente" (Seth MacFarlaine), "eine der Letzten des Hollywood-Adels" (William ,Captain Kirk' Shatner), zeigen sich erschüttert ob des plötzlichen Tods beider Frauen, die zeitlebens ein angespanntes Verhältnis zueinander hatten. Vor lauter Fassungslosigkeit ob des doppelten Verlusts kommt eines fast zu kurz: Debbie Reynolds war in der Tat mehr als die skandalumwitterte Mutter ihrer skandalumwitterten Tochter, sie verkörpert Hollywood-Geschichte.
Mit „Singin‘ in the Rain“ war die kaum 20-Jährige zu internationalem Ruhm als Musical- und Komödien-Talent gelangt; und sie bediente diese Genres bis zum Niedergang des alten Hollywood-Kinos mit einer Perfektion wie wenige andere. Mit 16 hatte die gebürtige Texanerin einen Schönheitswettbewerb gewonnen, und Hollywood machte ihr bald ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte. Eine Glamour-Diva wurde sie allerdings nie. Debbie Reynolds spielte die pragmatischen, munteren jungen Frauen, mit denen man Pferde stehlen konnte – ein wenig naiv, ein wenig keck und sehr agil. Partner wie Gene Kelly, Donald O’Connor, Dick Powell, Bing Crosby und Tony Curtis schätzten ihre Disziplin und ihren Humor.
Immer wieder Auftritte in Musicalproduktionen
Bis in die späten sechziger Jahre hinein war Debbie Reynolds ein Star des familientauglichen Entertainments – mit Filmen wie „Tammy“ (1957), „This Happy Feeling“ (1958), oder „The Unsinkable Molly Brown“ (1964). Dann kam New Hollywood, das für die Protagonisten des Studiosystems keine Verwendung mehr hatte. Debbie Reynolds pausierte ein knappes Jahrzehnt. In den Achtziger war sie plötzlich wieder da, unermüdlicher im Fernsehen präsent, in Serien und Spielfilmen. Außerdem trat sie immer wieder in Musicalproduktionen am Broadway auf. Eine ihrer letzten Filmrollen sollte die der Frances Liberace werden, der Mutter des von Michael Douglas gespielten Entertainers und Pianisten in „Liberace – Zuviel des Guten ist wundervoll“ (2013).
Debbie Reynolds blieb in ihren späteren Jahren ein Star der zweiten Reihe und teilte damit das Schicksal der meisten Komödiendarstellerinnen. Wer lustig ist, kann nicht sexy sein, war eine Regel des alten Hollywood-Kinos; dass beides zusammen geht, durfte erst Julia Roberts in den neunziger Jahren beweisen. Die Filmgeschichte war nicht freundlich zu ihren Heldinnen.
Begeisterte Kostüm- und Requisitensammlerin
Mit ihren drei Ehemännern hatte Debbie Reynolds ebenfalls nicht viel Glück: Den Kollegen Eddie Fisher, mit dem sie zwei Kinder hatte, verlor sie an ihre Freundin Elizabeth Taylor. Die nächsten beiden Ehemänner von Debbie Reynolds bescherten ihr finanzielle Desaster, aus denen die Schauspielerin sich jedoch immer wieder herauskämpfte.
Debbie Reynolds besaß nicht zuletzt eine der größten Kostüm-, Requisiten- und Dokumentensammlungen des alten Hollywood: Marilyn Monroes weißes Neckholder-Kleid, die roten Schuhe von Judy Garland und Claudette Colberts „Cleopatra“-Kopfschmuck gehörten dazu und waren in internationalen Ausstellungen zu sehen. Reynolds‘ Traum vom eigenen Museum zerschlug sich jedoch.
Nun ist Debbie Reynolds in Los Angeles gestorben, einen Tag nach Tochter Carrie. Mit ihnen hat Hollywood ein gutes Stück Humor verloren, den Witz und Esprit unbeschwerter Leinwandheldinnen. Manchmal fällt es in der Tat schwer, an Zufall zu glauben.
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