Berlin Art Week: Das verflixte 6. Jahr
Größer, erwachsener, ausgreifender: Am 13. September startet die Berlin Art Week mit insgesamt 150 Veranstaltungen und 40 neuen Ausstellungen.
Auf die Frage, was von den wilden Neunzigerjahren geblieben ist, antwortet Krist Gruijthuijsen, seit 2016 Chef der Kunst- Werke: „Die Stadt wird erwachsen.“ Was für Künstler auch den Vorteil haben könne, etwas anderes zu machen – als Kinderkram und Jugendrevolte. Aber das sagt er nicht mehr laut. Der holländische Kurator gehört zu den neuen Gesichtern der über 50 an der Berlin Art Week beteiligten Institutionen, die ab Mittwoch zum sechsten Mal startet.
Sie ist damit ebenfalls kein Newcomer mehr, was sich an der gewissen Routine der von Moritz van Dülmen, Chef der Kulturprojekte GmbH, moderierten Pressekonferenz zeigt. Wirtschaftssenatorin Ramona Popp, die mit 280 000 Euro das Unternehmen unterstützt, schwärmt erwartungsgemäß vom Kreativstandort Berlin und der Art Week als Zugpferd für den Qualitätstourismus, bei dem es um mehr geht als ums Partymachen. Kultursenator Klaus Lederer, unter anderem mit 665 000 Euro dabei für den an 20 Projekträume und -initiativen vergebenen Anerkennungspreis, betont genauso erwartungsgemäß, dass die wirtschaftliche Perspektive nicht allein wichtig, sondern die Art Week „für alle in Berlin“ da sei. Und dass er sich für Ateliers einsetzen werde, die durch die boomende Stadt und den Immobilienhype in Bedrängnis geraten sind.
Ein Hauptthema gibt es in diesem Jahr nicht
Die Berlin Art Week gehört eigentlich fest zum Terminkalender der Stadt. Dass ihre Fortsetzung zwischenzeitlich in Frage stand, wie auf der Pressekonferenz herauszuhören war, möchte man nicht glauben. Schließlich beginnt mit ihr das zweite Kulturhalbjahr, sie bildet den Rahmen für die Kunstmesse art berlin, zu der sich die glücklose Art Berlin Contemporary durch die Anschubhilfe der Kölner Messe in diesem Herbst gewandelt hat. Das bisherige Modell – mehr Ausstellung als Verkaufe – habe sich nicht bewährt, erläuterte Maike Cruse mit stoischer Miene, die weiterhin Direktorin ist. Ihre Order erhält sie nun allerdings von der Messe Köln als 100-prozentiger Eigentümerin und damit externer Betreiberin. Nach dem Ende der „luxuriös gedachten Variante“ kommen nun durch die moderateren Gebühren mehr junge Galerien zum Zuge. Und zugleich ältere, die moderne Kunst zeigen dürfen und nicht nur jüngste Produktionen.
Ein Hauptthema wie Malerei oder Urbanismus, wie einst zu den Anfängen der Art Week, gibt es nicht. Weitere Fördergelder des Kultursenats in Höhe von 250 000 Euro gingen an die Harun-Farocki-Retrospektive, die ihren Ausgangspunkt beim Neuen Berliner Kunstverein hat, mit Außenstellen bei Savvy Contemporary, dem Farocki Institut und dem Kino Arsenal. 150 Veranstaltungen sind auf der Art Week insgesamt geplant, 40 neue Ausstellungen, Talks, Preise, Führungen – ein furioser Start in die Herbstsaison.