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Griechische Verhältnisse. Banker Jörg Geissner (Christoph Maria Herbst) und Kioskbesitzer Panos (Adam Bousdoukos, links).
© Warner

Im Kino: "Highway to Hellas": Das Paradies heißt Paladiki

Immer schön lau durch den Kakao: die deutsche Filmkomödie „Highway to Hellas“ mit Christoph Maria Herbst.

Zugegeben: In diesem Jahr lief es nicht immer gut zwischen Athen und Berlin. Hämische Titelblatt-Collagen von Angela Merkel in Hitler-Optik, zwei einander spinnefeinde Finanzminister, die verzweifelte Wut des griechischen Volks, das arrogante oder verärgerte Kopfschütteln auf deutscher Seite. Die Griechen als Pleitegeier, die Deutschen als Sklaventreiber – das sind Bilder einer Beziehung, baufälliger als die Ruinen von Delphi.

Also: Kleiner Mann, was tun – gegen diese massive Entfremdung zweier Völker? Das fragten sich die schreibenden Kabarettisten und Komödianten Arnd Schirmkat und Moses Wolff, und flugs entwarfen die selbst ernannten Griechenlandfans eine Drehbuchidee. Mit Humor wolle man eine Brücke schlagen, verkündeten sie, das Werk sei ein „Freundschaftsfilm“. Das Ergebnis, „Highway to Hellas“, inszeniert von Aron Lehmann, lässt jedoch das Gegenteil vermuten.

Christoph Maria Herbst, wer sonst, spielt den Otto-Normal-Bankangestellten Jörg Geissner, allerdings nicht im „Stromberg“-Stil als piefig-fieser Bürohengst, sondern als buckelnder, furchtbar verklemmter, pflichtbewusster, sauberer und höflicher Typ – kurzum: ein Vorzeige-Deutscher. Als Geissner auf die fiktive Insel Paladiki kommt, um die Sicherheiten für einen gewährten Kredit zu überprüfen, trifft er auf Kioskbesitzer Panos (Adam Bousdoukos, der griechische Kneipier in Fatih Akins „Soul Kitchen“). Der superlockere Gigolo trinkt gern, singt gern und gibt nicht viel auf Regeln und Erfolg – kurzum: ein Vorzeige-Grieche. Das Aufeinandertreffen der kontrastierenden Welten wird genüsslich zelebriert. Da steht Geissner, dieser menschgewordene graue Anzug, mitten in der weiß getünchten Dorfidylle und wird wahlweise als „Kommissar“, „Gauleiter“ oder „Pep Guardiola“ angesprochen, während EU-subventionierte Ziegen Unterlagen aus dem Bürgermeisterbüro zerkauen.

Die Griechen ersinnen in der Taverne einen Plan zur Täuschung der Deutschen

Die Griechen wiederum wären keine Griechen, so scheint es, würden sie nicht in der Taverne gleich einen Plan zur Täuschung des Deutschen ersinnen. Denn um den Ausbau Paladikis zum nachhaltigen Touristenparadies „Galapagos in Greece“ zu finanzieren, haben die Inselbewohner ein Elektrizitätswerk als Sicherheit angegeben. Kleiner Haken: Das Werk existiert gar nicht. Also wird getrickst und gemauschelt, und bei einer Art Betriebsführung über die Insel vernebeln Geissner Wein, Weib, Gesang sowie das Zirpen der Grillen im Olivenhain vollends die (Ordnungs-)Sinne.

Die ganze List endet für Geissner in einer ziemlich blutigen Katastrophe. Doch dann das: Die dreist-gefährlichen Lügen, der Kontrollwahn – plötzlich nicht mehr wichtig! Alle liegen sich in den Armen. Wie bitte? Liegt es etwa an Vicky Leandros’ Schnulze „Ich liebe das Leben“ in der Schlussszene? Dieser kleinste gemeinsame Nenner der deutschen und griechischen Kultur muss sie doch einen, scheint der Film sagen zu wollen. Simpler geht’s nicht.

Zuspitzen und überspitzen – das ist der Job der Satire. Allerdings verblüfft schon die schiere Masse an Klischees, die hier abgefahren wird. Die Kalauer-Maschine läuft 89 Minuten auf Volldampf, doch öde und platt wirkt das Geschehen, weil es die Klischees nicht ironisch bricht, sondern schlicht verstärkt. „Highway to Hellas“ ist mit nichts Geringerem angetreten als der Mission, zwei Länder einander wieder näherzubringen. Was wohl die griechischen Zuschauer dazu sagen – zu dieser Völkerverständigung made in Germany?

In zehn Berliner Kinos.

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