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Gina May Walter (l.) als Frau Fluth und Caroline Schnitzer als Frau Reich.
© Astrid Ackermann

"Die lustigen Weiber von Windsor" der Hochschule Hanns Eisler: Charme und Schampus

Lasst die Korken knallen! Die Studierenden der Hanns-Eisler-Hochschule brillieren in Otto Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor".

Na dann, Prost! Kaum hat der Kellner seinen Blick abgewandt, hat die Dame mit der beachtlichen Turmfrisur sich mit einem koketten Blick das Glas vom Tablett geschnappt und stürzt es runter. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Dieser Kellner ist einer von vielen Männern, die an diesem Abend von Frau Fluth an der Nase herum geführt werden. Denn bei der Inszenierung von „Die lustigen Weiber von Windsor“ der Studierenden der Hanns Eisler-Hochschule haben die Frauen das Sagen!

Die Oper von Otto Nicolai, 1849 in Berlin uraufgeführt, ist sein bekanntestes und letztes Werk. Die Geschichte ist schnell erzählt: Zwei englische Damen, Frau Fluth und Frau Reich, finden heraus, dass sie den selben Verehrer haben, Ritter Falstaff. Erzürnt beschließen sie, ihm eine Lektion zu erteilen, ihre Ehemänner sollen davon jedoch nichts erfahren. Nebenher muss noch die Tochter der Reichs verheiratet werden, doch Mutter, Vater und Anna selbst haben jeweils einen anderen Kandidaten im Sinn. So nimmt das Verwirrspiel seinen Lauf. Unter der Regie von Georgios Kapoglu wird die Geschichte in die 60er Jahre versetzt: Bunte Etuikleider, enge Anzüge, eine versnobte Glitzerwelt. Das passt zu diesem kleinbürgerlichen Windsor, in dem Moral und Sitten von der gesamten Nachbarschaft überwacht werden und wo die Damen den Tag mit Champagner und Tratsch verbringen. Seongyun Kim und das Studierenden-Orchester untermalen das Ganze mit zarten und präzise gespielten Melodien.

So viel Spaß - da will man glatt auch anstoßen!

Die Herren in Windsor, allen voran der stets lüstern stierende Falstaff, sind überzogene Karikaturen und balzen wild vor sich hin. Dabei bleiben sie trotz sehr guter gesanglicher Leistungen eher blass. Wie könnte es auch anders sein, strahlen doch die weiblichen Sängerinnen so viel Charme und Freude am Spiel aus, dass man sich glatt auf ein Gläschen zu ihnen gesellen möchte. Caroline Schnitzer (Frau Reich) und Hanna Jung (Anna Reich) verzaubern mit einer wunderbaren klanglichen Wärme, doch es ist Gina May Walter als Frau Fluth, die von der ersten Minute mit einer unvergleichlichen Bühnenpräsenz und einem brillantem Sopran glänzt und bei der jede noch so virtuose Koloratur wie ein Kinderspiel wirkt. Überhaupt, Kinderspiel ist das passende Stichwort: Das ganze Ensemble schlägt das Publikum mit einer offensichtlichen Spiel- und Singfreude in den Bann, die so manches Profi-Orchester häufiger vermissen lässt. Ein unterhaltsamer Abend, der Hoffnung macht, bald mehr von diesen jungen Sängerinnen zu hören.

Studiosaal der Hochschule Hanns Eisler, Charlottenstraße 55, wieder am 29.4., 30.4., 2.5., 3.5., jeweils um 19 Uhr

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