"MeToo"-Streit in Frankreich: Catherine Deneuve: „Ich bin eine freie Frau“
Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve verteidigt ihre Kritik an „MeToo“ - und entschuldigt sich bei den Opfern sexueller Gewalt. Aber nur bei denen.
Die französische Filmdiva Catherine Deneuve hat sich differenzierend zu ihrer umstrittenen Kritik an der „MeToo“-Bewegung geäußert. In einem von der Tageszeitung „Libération“ veröffentlichten Schreiben verteidigte sie das in der Vorwoche von 100 prominenten Französinnen unterzeichnete Pamphlet gegen „MeToo“: Sie liebe die Freiheit, sie möge es nicht, wenn jeder sich das Recht nehme, zu urteilen und zu verdammen, sie glaube an die Justiz. Und: „Nichts in dem Text unterstellt, Belästigung habe etwas Gutes. Andernfalls hätte ich ihn nicht unterschrieben.“
Die 74-Jährige erinnert daran, dass sie eine Feministin der ersten Stunde war und mit Marguerite Duras und Françoise Sagan zu den „343 Schlampen“ gehörte, die Simone de Beauvoirs Manifest „Ich habe abgetrieben“ unterzeichneten. Was damals, 1971, mit Gefängnis bestraft werden konnte. Eine ähnliche Initiative gab es damals in Deutschland. Deneuves Schreiben endet mit den Sätzen: „Ich bin eine freie Frau und ich bleibe dabei. Ich grüße alle Opfer von verabscheuungswürdigen Taten, die sich durch den Artikel in ,Le Monde’ beleidigt fühlen könnten. Sie und nur sie bitte ich um Entschuldigung.“
In dem von Catherine Millet mitverfassten Artikel hieß es, die „MeToo“-Bewegung sei über ihr Ziel hinausgeschossen und befördere Denunziation. Die 100 Frauen verteidigten das „Recht“ auf sexuelle Belästigung; ungeschicktes oder hartnäckiges Flirten sei kein Delikt. In der „Libération“ befürchtet Deneuve „Säuberungsaktionen bei den Künsten“. Sie fragt, ob de Sade verbrannt, Da Vinci als pädophiler Künstler gebrandmarkt, Gauguin aus den Museen verbannt, Schieles Werk zerstört und Phil Spectors Musik verboten werden müsse. Das Klima der Zensur mache sie sprachlos, schreibt die Schauspielerin, sie sorge sich um die Zukunft der Gesellschaft.