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Scheinriese. Auch die großen Skulpturen von Erika Schewski-Rühling sind aus Ton – und deshalb empfindlich.
© privat

Skulpturen von Erika Schewski-Rühling: Brüchige Körperhüllen

In den Arbeiten von Erika Schewski-Rühling manifestiert sich die Zerbrechlichkeit des Menschen. Zu sehen sind sie demnächst im KunstHaus Potsdam.

Als Erika Schewski-Rühling ihre Figuren im Georg-Kolbe-Museum zeigte, gab es Streit um Kolbes ehemaliges Atelierhaus. Zu brav die Ausrichtung der Institution, zu rückständig seine Idee vom Abstraktionsdrang der Skulptur. Das war Ende der Neunzigerjahre, und die Verfechter einer neuen Linie drängte es nach vorn. Dabei hätten die tönernen Skulpturen von Erika Schewski-Rühling, die Anfang Dezember in Berlin mit 82 Jahren verstarb, ihnen klargemacht, dass auch ein Blick zurück alles enthalten kann: Vergangenheit, Gegenwart und eine Zukunft, die am Ende dort anschließt, wo alles begann.

„Strom“, ihre Installation am Boden, ließ kleine, brüchige Körperhüllen auf Ziegelsteinen wie auf Booten durch Raum und Zeit reisen. „Fließt der Fluss, den sie so sanft hinuntergleiten, durch das Diesseits oder Jenseits?“, fragte damals eine Kritikerin. Als Material verwendete die Bildhauerin gebrannten Ton. Aus ihm entstanden neben kleinen Plastiken auch Figuren, deren monumentale Wirkung im Kontrast zu ihrer Fragilität steht. Figürlich waren die Arbeiten sicher, nicht aber pure Abbildung der Wirklichkeit oder Rückbesinnung auf klassische Ideale. In den Arbeiten von Erika Schewski-Rühling manifestiert sich die Zerbrechlichkeit des Menschen – seiner Hülle ebenso wie seiner Seele. 1935 in Bremerhaven geboren, Studium an der Berliner Hochschule für Bildende Künste, Meisterschülerin von Ludwig Gabriel und von 1985 bis zur Jahrtausendwende selbst Professorin an der heutigen UdK: Das sind die offiziellen Stationen im Leben der Künstlerin. Nach ihrer Emeritierung stellte sie noch vielfach aus, darunter vor fünf Jahren in der Berliner Galerie Villa Köppe.

Über die Skulpturen und Zeichnungen aus verschiedenen Schaffensphasen sprach damals Birgit Möckel. Sie tut es nun wieder, als Vorsitzende des Kunstvereins KunstHaus Potsdam, wenn am 7. Januar die Gruppenausstellung „Kein Thema 2“ eröffnet. Auch hier ist Erika Schewski-Rühling mit Arbeiten vertreten. Doch diesmal eröffnet Möckel die Ausstellung in Abwesenheit der geschätzten Bildhauerin.

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