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Farbgewitter. Das Gemälde „Rotes Bild, 12-12-15“ aus Armandos aktueller Produktion ist im Kunstverein zu sehen.
© Kunstverein KunstHaus Potsdam

Doppelausstellung in Potsdam: Armando und die Farben des Krieges

Potsdam feiert den niederländischen Maler, Bildhauer und Schriftsteller Armando mit zwei Ausstellungen im Potsdam Museum und im Kunstverein.

Schwarz und Weiß sind seine Farben, dazwischen allerlei Abstufungen von Weiß und Grau, mit kräftigen Hieben auf die Leinwand gesetzt. Die Gemälde „Gefechtsfeld“, „Schuldige Landschaft“, „Monument für den Täter“ sind inzwischen Klassiker. Und dann eine Entdeckung: „Peintures Criminelles“, zwei Gemälde von 1956, schwarz-rote Farbgebirge, die sich jeder vordergründigen Interpretation entziehen. Zu sehen und zu entdecken ist all dies in der Ausstellung „Armando Bruchstücke/Brokstukken“ im Potsdam Museum Forum für Kunst und Geschichte in einer Kooperation mit dem Museum Chabot in Rotterdam, wo die Ausstellung bereits im Sommer 2015 als Beitrag zum 70. Jahrestag der Befreiung gezeigt worden war.

Der Krieg und Armando, das gehört zusammen, denn der 1929 in Amsterdam geborene und im Schatten des Durchgangslagers Kamp Amersfoort aufgewachsene Künstler kann seine Erinnerung nicht tilgen. Er ist kein Maler des Zweiten Weltkriegs, aber der Krieg, die Bedrohung, das Fragmentarische haben seine Bildsprache geprägt. In vier Räumen breitet das Museum Gemälde und Bronzeskulpturen aus – und knüpft Verbindungen zu Henk Chabot (1894-1949), dessen bedrohliche „Welle auf dem Strand“ von 1933 geradezu unheilverkündend wirkt, ein Bild mit viel Braun, Grau, Weiß und etwas Blau, das wunderbar zu Armandos 80 Jahre später entstandenem „Seestück 17-06-2013“ passt, in dem aus der schwarzen See weiße Strukturen auftauchen.

Eine Welt ohne Ausweg zeigt das gewaltige Schwarzweiß-Gemälde „Zaun, 26-02-1997“ mit zwei perspektivisch am Horizont aufeinander zulaufenden schwarzen Gittern. 16 Jahre später wieder ein Zaunbild, doch dieses Mal ist der Zaun am Verfallen. Die verwitterte Gitterstruktur erinnert an die hohlen grauen Häuserskelette in Aleppo, ein Beleg dafür, das Armandos Kunst über dem konkreten Anlass steht und immer wieder neue Assoziationen zulässt.

Im Atelier, 2014. Der damals 85jährige Künstler in seinem Element. Da er nicht mehr ganz so beweglich ist, malt er eben im Sitzen - mit voller Leidenschaft!
Im Atelier, 2014. Der damals 85jährige Künstler in seinem Element. Da er nicht mehr ganz so beweglich ist, malt er eben im Sitzen - mit voller Leidenschaft!
© Rob de Vries

So sieht man sein Bild „Fluchtversuch, 15-03-2003“ heute mit ganz anderen Augen – heftiges Rot auf Schwarz, ein Kadaver oder doch zwei gebückte Gestalten? Der Künstler überlässt es uns, die Antwort zu finden. Auf die Frage eines Journalisten nach der Bedeutung des Fragmentarischen in seinem Werk entgegnete Armando nach einer Kunstpause: „Keine Ahnung“. Dieser Meister der Reduktion malt, weil er malen muss, und so wortkarg, wie er sich bei Interpretationsfragen gibt, sind auch seine Texte, von denen einige in der Ausstellung zu lesen sind. Die Niederländer kennen Armando mehr als Schriftsteller denn als Maler, aber er ist nicht das eine oder das andere, sondern das alles und noch viel mehr zusammen. „Ich bin ein Gesamtkunstwerk“, hat er einmal gesagt, davon zeugt auch der vierte Raum mit Büchern, Grafiken und Fotos aus seinem 86-jährigen Leben.

Wie kreativ er noch immer ist, zeigt eine Ausstellung mit aktuellen Arbeiten im Potsdamer Kunstverein. Präsentiert werden Landschaften, Seestücke und Zeichnungen, es dominiert Schwarzweiß, auch Rot taucht wieder auf, neuerdings sogar Grün. „Waldinneres“ heißen zwei Kompositionen in Grün, mit etwas Gelb, virtuos aufgetragene Farbbrocken. Man sieht die Leidenschaft des Malens, alles muss raus. Armando ist ungeduldig. Am liebsten würde er immer malen. Und dann sind sie doch wieder da, die Landschaften in Schwarz und Weiß, mit Graustufen, monumental, das größte 250 Zentimeter hoch und 200 breit: „Der Waldweg 3-11-15“. „Es gefällt mir am besten, eine tragische Landschaft“, sagt er versonnen auf seinem Stuhl im Gewimmel der Eröffnung. Und da ist er wieder, so ein unheilschwangerer Armando-Titel.

Armando: "Der Krieger". Seit dem August 2014 steht diese Skulptur am Potsdamer "Walk of Modern Art" zwischen dem Potsdam Museum und der Schiffbauergasse.
Armando: "Der Krieger". Seit dem August 2014 steht diese Skulptur am Potsdamer "Walk of Modern Art" zwischen dem Potsdam Museum und der Schiffbauergasse.
© Michael Lüder

Seine Skulpturen sind wie seine Gemälde, kräftig, expressiv, massiv. „Der Krieger“ ziert seit August 2014 den „Walk of Modern Art“, den die Direktorin des Potsdam Museums, Jutta Götzmann, ins Leben gerufen hat, ein ambitionierter Skulpturenboulevard zwischen dem Alten Markt und der Schiffbauergasse. Über die Aufstellung des Kriegers zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs kam Götzmann mit Jisca Bijlsma vom Chabot Museum in Rotterdam in Kontakt, dessen prächtige Villa das Bombardement Rotterdams überlebt hat – ebenso wie das Alte Rathaus am Alten Markt, in dem das Potsdam Museum nun residiert. Mehr versöhnliche und produktive Symbolik geht nicht. Und es scheint, dass dies der Beginn weiterer Koproduktionen zwischen Potsdam und Rotterdam ist.

Potsdam Museum, Alter Markt, bis 8. Mai. Zur Ausstellung im Potsdam Museum ist ein kleines Buch mit Texten und vielen Bildern von Armando erschienen: Armando - Bruchstücke – Brokstukken
(deutsch/niederländische Ausgabe) hrsg. im Auftrag des Chabot Museum, Rotterdam und der Landeshauptstadt Potsdam, der Oberbürgermeister, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte
KLINKHARDT & BIERMANN VERLAG, ca. 72 Seiten, ca. 40 Abbildungen, in Farbe und S/W, 11,90 Euro.

Kunstverein KunstHaus Potsdam, Ulanenweg 9, bis 10. April.

1999 bekam Armando in der "Ellbogenkirche", wie sie im Volksmund hieß, in Amersfoort ein eigenes Museum eingerichtet, das von der damaligen Königin Beatrix eröffnet wurde. Lesen Sie hier noch einmal den Bericht von Paul Stoop und Rolf Brockschmidt, der auch viel über Armandos Leben und Werk enthält. Das Museum wurde 2007 durch ein Feuer zerstört. Die Sammlung befindet sich jetzt im Museum Oud Amelisweerd in Bunnik bei Utrecht.

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