Großbritannien: Briten gewähren Ai Weiwei doch Visum für sechs Monate
Die britische Regierung hat nach harscher Kritik eingelenkt: Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei darf nun länger nach Großbritannien als zunächst erlaubt. Die Innenministerin entschuldigte sich.
Der chinesische Künstler Ai Weiwei bekommt nun doch ein sechsmonatiges Visum für Großbritannien. Innenministerin Theresa May habe dies angeordnet und man habe ein Entschuldigungsschreiben an Ai Weiwei abgeschickt, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in London.
Großbritannien hatte dem Regimekritiker zunächst nur einen dreiwöchigen Aufenthalt erlaubt und ihm falsche Angaben über seine Straffälligkeit vorgeworfen. Ai Weiwei war aber in China nie rechtskräftig angeklagt oder gar verurteilt, weshalb die Ablehnung auch in den britischen Medien auf harsche Kritik gestoßen war.
Ai Weiwei hatte den Ablehnungsbescheid auf seinem Instagram-Fotoblog veröffentlicht, kurz bevor er am Donnerstag von Peking nach Deutschland reiste. Er weilt zur Zeit in München und wird nach Angaben seiner Berliner Galerie Neugerriemschneider voraussichtlich Mitte nächster Woche in die Bundeshauptstadt weiterreisen. Aus dem Hause von Kulturstaatsministerin Monika Grütters hieß es gegenüber dem Tagesspiegel dazu, man freue sich und sei sehr erleichtert, dass Ai Weiwei wieder reisen könne.
Ab 19. September richtet die Londoner Royal Academy of Arts die erste große Einzelausstellung von Ai Weiwei in Großbritannien aus, zu der der Künstler anreisen wollte. Mit der ersten Ablehnung eines Geschäftsvisums mache sich Großbritannien „international lächerlich“, hatte der „Independent“ dazu geschrieben. Andere Kommentatoren kritisierten, Großbritannien ordne seine Außenpolitik wirtschaftlichen Interessen unter. Die „Financial Times“ schrieb, der Fall passe „ins Muster“; die britische China-Politik werde eher im Finanz- als im Außenministerium gemacht.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wird im Oktober in London erwartet. Offenbar, so vermuteten Experten, wolle die Regierung sichergehen, dass Ai Weiwei dann nicht mehr im Land sei und sich auch etwaigen öffentlichen Protesten nicht anschließen könne.
Die BBC hatte am Freitag beim Innenministerium nachgefragt, auf welche von China vorgetragenen kriminalistischen Tatbestände man sich denn gegen Ai Weiwei berufe, erhielt aber keine Antwort. Der britische Sprecher von Amnesty International verwies darauf, China belaste Menschenrechtsaktivisten „routinemäßig“ mit politisch motivierten Kriminalitätsvorwürfen. Das restriktive Vorgehen gegen Ai Weiwei erweise sich hoffentlich als „administrativer Irrtum, der schleunigst behoben“ werde. Genau dies ist nun geschehen. (Tsp, epd, dpa)