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Arzt in der Prärie. Bela B. liebt B-Movies.
© Torben Koester

Western mit Arzt: Bela B. - Revolverheld mit Assen im Ärmel

Live-Hörspiel im Theater am Kurfürstendamm: Bela B. feiert den Italo-Western. Was auf dem Album "Bastards" nicht funktionierte, glückt auf der Bühne.

Für eine Abendunterhaltung ist der Anspruch, den Bela B. formuliert, beinahe vermessen: „Wir werden ein fast vergessenes Kulturgut wieder zum Leben erwecken“, kündigt der Musiker und Schlagzeuger der Punkband Die Ärzte an. Das Kulturgut, das er meint, ist der Italo-Western. Als Form der Wiederbelebung hat B. nicht den Film gewählt, sondern ein Live-Hörspiel. Das jetzt im Theater am Kurfürstendamm erstmals aufgeführte Stück ist ein sehr freies Remake von „Sartana – noch warm und schon Sand drauf“. Bela B. hat den Titel übernommen. Die Handlung ist westernmäßig simpel: Sartana will einen schnellen Dollar machen, allerlei Revolverhelden trachten ihm deshalb nach dem Leben, Sartana ist immer ein Stück schneller und klüger, und so stapeln sich bald die Leichen.

Vorab ist Bela B.s Album „Bastard“ mit den Songs aus dem Hörspiel erschienen, das allerdings nicht recht funktioniert. Die Musik der Band Smokestack Lightnin’ ist okay, die Texte sind halbgar und wirken trotz Sprechpassagen kontextlos. Das Problem: Der Italo-Western ist bereits als Persiflage auf die klassischen US-Western angelegt. Für eine Hommage ist B. zu überdreht, für eine Persiflage der Persiflage zu bemüht.

Philosophieren über den Spaghetti-Western

Zum Glück ist das auf der Bühne anders. Peta Devlin, die auch auf dem Album mitwirkt, ist eine gesangliche Bereicherung und als einzige Frau zudem ein notwendiger Gegenpart. Es gehört zu den klügsten Seiten des Stückes, dass die Akteure immer wieder in brechtscher Manier aus der Rolle fallen und so kritisch wie lustig über den Spaghetti-Western als solchen philosophieren. Das schafft eine Distanz zum Trash, der dadurch genießbarer wird. Ein Aspekt, der auf dem Album fehlt.

B. hat, wie es sich für einen Westernhelden gehört, zwei weitere Asse im Ärmel: die Hörspielsprecher Oliver Rohrbeck und Stefan Kaminski. Das Stück, dessen Dialoge übrigens Synchron-Legende Rainer Brandt schrieb, wird schon allein dadurch zur Freude, dass man Kaminski dabei zusehen kann, wie er von einer Rolle in die andere wechselt und dabei auf Metall schlägt, Türen quietschen lässt und die halbe Wildwest-Tierwelt imitiert. Hier und da unterlaufen den Beteiligten noch Fehler. Das löst aber bloß das „Live“-Versprechen ein und macht den Trash noch trashiger. So wird das, was auf Platte noch Frust ist, auf der Bühne doch noch zur Freude und einer gelungenen Hommage.

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