George Clooney im Interview: Begegnung mit dem obersten Monument Men
George Clooney mimt einen Kunstkenner in "The Monuments Men" - hat es aber persönlich eher weniger mit dem Bildersammeln. Ein Glück, dass Tagesspiegel-Redakteur Andreas Conrad zum Interview dann doch das passende Geschenk mitbrachte.
Kippenberger? Klar kennt George Clooney Martin Kippenberger. Wenn auch sonst Kunst nie sein Ding war, wie er unumwunden zugibt, er alles andere als ein Sammler ist – die Kippenberger-Retrospektive, die während der Dreharbeiten zu „The Monuments Men“ im Hamburger Bahnhof gezeigt wurde, hat er gesehen. Also bitte schön, Mr. Clooney, als kleines Souvenir aus der Kunststadt Berlin: „Kippenberger – Der Künstler und seine Familien“, die Biografie in englischer Übersetzung, geschrieben von seiner Schwester, Tagesspiegel- Redakteurin Susanne Kippenberger, mit deren besten Empfehlungen überreicht. Nun, damit hat Clooney dann doch nicht gerechnet, denkt erst, er solle mal wieder was signieren, greift schon zum Stift, lacht dann, freut sich, blättert ein wenig und tschüss – die 23 Minuten Begegnung mit dem obersten Monuments Man, in einer Zehnerrunde im dritten Stock des Soho House, sind endgültig zu Ende.
Überaus unterhaltsame Minuten: Clooney charmant und eloquent wie gewohnt, Star-Aura ohne Allüren. Grauer Anzug, offener weißer Kragen, elegant und leger zugleich. Das dekorativ ergrauende Haar exakt halb nach hinten gekämmt, was die milde Bräune hübsch betont, mag sie aus Miami Beach oder vom Sunset Boulevard stammen oder doch nur der Fertigkeit der Visagisten zu verdanken sein.
Tja, die Kunst. Sammler ist er also nicht, was nicht bedeutet, dass bei ihm zu Hause keine Bilder hingen. Es gebe sogar eine ganze Menge, sehr zum Leidwesen seines Innenarchitekten, wie Clooney erzählt. Der habe erst mal alles für scheußlich befunden und abgehängt, aber da habe er protestiert: „Dieses Bild da, das habe ich auf der Straße gekauft bei meinem ersten Besuch in Paris, das da, das war ein Geschenk meiner Tante.“ Bilder also, die ihm persönlich viel bedeuten, „unbezahlbar“ seien. „Aber die meisten Kunstsammler werden nicht so denken.“
In "The Monuments Men" spielt auch Clooneys Vater mit - für den Sohn eine Herausforderung
Noch gelegentlich gleitet das Gespräch, dank Clooney mehr entspannte Plauderei als hartes Frage-Antwort- Spiel, ins Familiäre. Legt schon der Film nahe, als der um Jahrzehnte gealterte Frank Stokes in der Schlussszene von Clooneys Vater Nick gespielt wird. Dessen erste Reaktion: „Er wollte nicht.“ Auch sonst muss Papa ein schwer zu führender Schauspieler gewesen sein: „Du kannst deinem Vater nicht sagen, was er tun soll.“ Sie seien geradezu ins alte Vater-Sohn-Verhältnis zurückgerutscht. Heiterer da schon die Erinnerung an seine Onkel. Einer sei Bomberpilot einer B-17 gewesen, dessen Bordbücher und Rettungsweste er noch besitze. Ein anderer, der in der Jugend ein Auge und einen Finger verloren hatte und als Soldat daher in Cincinnatti blieb, habe später in Kneipen gern sein Glasauge rausgeholt und „War is hell“ geflucht, um Drinks spendiert zu bekommen. Hat funktioniert.
Natürlich kommt auch die Frage nach der Doppelrolle als Schauspieler und Regisseur. Die Antwort ist eindeutig: „Directing is more fun.“ Der Schauspieler sei ein wichtiger, aber nur ein Teil des Filmens, der Regisseur für alles verantwortlich. Für ihn bedeute das „eine größere Herausforderung“. Oder, um es in der Sprache der Kunst zu sagen: „Der Unterschied zwischen Schauspieler und Regisseur – das ist wie Farbe und Maler.“