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Die Gedenkstätte Topographie des Terrors in Berlin.
© Kai-Uwe Heinrich

Ausstellung in der Topographie des Terrors: Babij Jar – das Grauen hat einen Namen

Der andere Holocaust. Eine Ausstellung in der Topographie des Terrors erinnert an die Massenerschießungen in Osteuropa von 1941 bis 1944.

Der mörderische Charakter des NS-Regimes hatte viele Gesichter. Mit ihm verbindet sich vor allem anderen der Mord an sechs Millionen europäischer Juden, der Holocaust; aber auch die Euthanasie, die Tötung Geisteskranker und Schwacher, die Vernichtung der Sinti und Roma. Auschwitz-Birkenau, Treblinka oder Sobibor sind Orte, die für diese Verbrechen stehen. Es gab aber auch noch einen anderen Holocaust. Den durch Massenerschießungen in Osteuropa. Nicht nur die SS war daran beteiligt, sondern auch Wehrmacht und deutsche Polizei – eine bittere Wahrheit, die, lange verdrängt, einer breiten Öffentlichkeit in ihrer ganzen Tragweite erst durch die heftig angefeindeten Wehrmachtsausstellungen der 90er- Jahre bewusst wurde. In der Topographie des Terrors wurde jetzt eine Ausstellung eröffnet, die unter dem Titel „Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941 bis 1944“ in erschütternden Dokumenten, Zeitzeugenaussagen und Fotos das ganze Ausmaß der Barbarei erfassen lässt.

Nichts geschah im Geheimen

Symbolisch steht für dieses grauenhafte Kapitel der deutschen Geschichte die Schlucht von Babij Jar bei Kiew in der Ukraine. Dort erschossen deutsche Uniformierte am 29. und 30. September 1941, vor 75 Jahren, innerhalb von zwei Tagen 33 771 jüdische Kinder, Frauen und Männer. Es war nicht der einzige Ort der Ausrottung der jüdischen Gemeinschaften Ost-Europas. Die ganze Dimension der Verbrechen, die von Deutschen zwischen 1941 und 1944 in den besetzten Gebieten begangen wurden, zeigt eine Karte. Auf ihr markieren kleine, schwarze Quadrate 573 Orte. 573 Orte – an jedem wurden mehr als 500 jüdische Bewohner erschossen.

Es waren keine verdeckten Taten, nichts geschah im Geheimen, alles wurde auch ordentlich nach Berlin berichtet. So sorgt sich ein SS-Führer, dass er die jüdische Bevölkerung nicht in der vorgesehenen Zeit ermorden kann und lässt deshalb Maschinengewehre aufstellen. Ein anderer meldet Vollzug in die Reichshauptstadt: 23 600 Juden in 48 Stunden liquidiert. Und es gab einen makabren Erschießungstourismus. Einheimische schauten zu, die deutschen Schützen wurden mit Kaffee und Kuchen versorgt.

Wer diese Ausstellung sieht, blickt in menschliche Abgründe. Die bewegende Eröffnungsrede hielt Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

täglich bis 19. März, 10-20 Uhr

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