Aachens Casino versteigert zwei Warhols: Auf's eigene Glück gesetzt
Das Aachener Casino steckt finanziell in der Klemme. Nun gibt es zwei Warhols aus seinem Besitz in die Herbstauktionen nach New York und hofft auf einen Millionengewinn.
Zum dritten Mal in diesem Jahr mischen Anbieter aus dem Rheinland im großen internationalen Auktionsgeschäft mit. Nach dem Pollock der Eon-Kunstsammlung, der sich bislang im Düsseldorfer Kunstmuseum befand, und den zehn Moderne-Klassikern der Langen Foundation, die auf einer ehemaligen Raketenstation bei Neuss präsentiert wurden, will nun das Aachener Casino zwei Andy Warhols versilbern, um das angeschlagene Unternehmen zu modernisieren. Bei den Auktionen im November in New York hofft das angeschlagene Unternehmen auf den große Zuschlag; die beiden Werke besitzen zusammen einen Schätzwert von 100 Millionen Euro. Der gegenwärtige Boom auf dem Kunstmarkt weckt Hoffnungen.
Wie bei den ersten beiden Einlieferern, die im Frühsommer für ihre Werke bereits Millionen kassierten, steht es auch dem Spielcasinobetreiber Westspiel als Privatbesitzer frei, seine Kunst zu verkaufen. Proteste bleiben trotzdem nicht aus, geht doch mit dem Verlust bedeutender Werke stets ein Bedauern, wenn nicht Unbehagen einher. Schließlich verschwinden die eingelieferten Bilder meist aus der Öffentlichkeit, vielfach landen sie in Fernost, wo gegenwärtig die finanzstärksten Bieter herkommen. Im Fall der beiden Warhols, die nun auf den Markt gelangen –, ein großformatiger „Triple Elvis“, das Presley in dreifacher Cowboy-Pose zeigt, und den „Four Marlons“ nach einem Foto des Schauspielers Marlon Brando –, waren die Werke allerdings seit Jahren schon nicht mehr zu sehen. Seit 2009 befanden sich die zur Casino-Eröffnung Mitte der siebziger Jahre erworbenen Pop-art-Inkunabeln im Safe. Der Betreiber holt sie nun zum Verkauf heraus, um seine Lokalität in Aachen zu modernisieren und wieder mehr Gäste anzulocken. Außerdem planen die Westdeutschen Spielbanken, zu denen das Aachener Casino gehört, 2017 in Köln einen weiteren Standort zu eröffnen, für den sie das Geld benötigen. Seit dem Boom des Online-Glückspiels läuft es für die Casinos in Landesbesitz, genauer: der NRW-Bank, nicht mehr gut, das Publikum bleibt aus. Die Erlöse der Unternehmen fließen größtenteils ans das Land und die Kommunen. Das NRW-Finanzministerium wollte sich zu dem geplanten Deal nicht äußern. Nur so viel steht fest: Weitere Werke sollen nicht verkauft werden. Die anderen damals zur Spielbank-Einweihung erworbenen Werke kommen nicht auf den Markt, von ihnen wäre keine größere Rendite zu erwarten. Das Aachener Casino setzt nun auf sein ganz eigenes Glück.
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