Elektroakustischer Salon im Berghain: Auf leisen Sohlen werde ich dich holen
Gudrun Gut und Hans Joachim Irmler spielen zusammen im Elektroakustischen Salon im Berghain. Außerdem: Tenors Of Kalma.
Jaki Liebezeit ist nicht ins Berghain gekommen. Wegen einer plötzlichen Erkrankung, wie Hans Joachim Irmler ins Mikrofon nuschelt. Eigentlich hätten der einstige Can-Drummer und der Faust-Keyboarder zusammen auftreten sollen. Allein gelassen, beginnt Irmler mit getragenen, melancholischen Orgelakkorden – „das wird jetzt etwas tragisch, weil er ja fehlt“.
Doch schon kommt Gudrun Gut dazu, Irmlers zweite Duo-Partnerin, und fügt ihre klar definierten, elektronischen Beats in Irmlers Melodien. Irmler wippt mit und entlockt seinen Orgelaufbauten, hinter denen sein wirrer Haarschopf zuweilen gänzlich verschwindet, Klänge, die sich immer wieder zu mächtigen Gebilden auftürmen. Im Hintergrund läuft eine verwackelte Videoprojektion. Gudrun Gut, früher unter anderem bei Malaria!, haucht mit ihrer rauchig-tiefen Stimme, die in den harten Beatlandschaften fast verschwindet: „Auch wenn der Kommunismus tot ist, heißt das nicht, dass es nicht noch etwas anderes gibt ...“ Als Zugabe präsentierten Gut und Irmler ihren eher balladenartigen Song „Traum“: „Auf leisen Sohlen komme ich dich holen ...“
Den zweiten Teil des Abends gestaltet die finnische Band Tenors Of Kalma, die die Bühne von Beginn an mit ihrer druckvollen Energie erfüllt. Die drei schon rein äußerlich sehr unterschiedlichen Musiker beeindrucken durch ihr präzises Zusammenspiel. Der stämmige Joonas Riippa am Schlagzeug demonstriert sein Feingefühl in den jazzigen Momenten, die jedoch abrupt mit harten Metal-, Funk- oder Rockpassagen abwechseln. Kalle Kalima mit seinen ins Gesicht hängenden Haaren beweist an der Gitarre, die er auch mit dem E-Bow bearbeitet, seine große Flexibilität. Zwischen dem Synthesizer, dem Saxofon, der Querflöte und dem Sampler springt der Allroundmusiker Jimi Tenor im groß gemusterten Anzug hin und her und spielt zuweilen Querflöte und Tasteninstrument gleichzeitig. Trotz aller Kontraste fügt die Band ihr Klangbild immer wieder so zusammen, dass ein Eindruck von Einheitlichkeit entsteht.
Friederike Kenneweg
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