„Der Krieg der Welten“ als Comic: Auf der Flucht vor Marsianern
Der Berliner Zeichner Thilo Krapp hat H. G. Wells' „Der Krieg der Welten“ als Comic adaptiert.
Die Marsianer kommen! Und das seit 120 Jahren. Nun hat der Berliner Illustrator und Comicautor Thilo Krapp sich an eine neue Adaption von H. G. Wells’ einflussreichem Science-Fiction-Klassiker „Der Krieg der Welten“ gemacht und dabei eigene Schwerpunkte gesetzt.
Protagonist Robert erinnert sich daran, wie gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Marsianer in kriegerischer Absicht im Süden Englands aufschlagen. Robert erlebt in einem Observatorium und auf einer Weide unweit seines Hauses die Anfänge der Invasion mit. Die erste Kapsel der Marsianer ist zunächst noch eine Kuriosität und wird zur Attraktion – bis ihr der Tod entsteigt.
Dennoch begegnet man Roberts Warnungen weiterhin mit Unglaube und Spott. Er und seine Frau Emma fliehen, aber bald schon landet immer mehr Kriegsgerät vom Roten Planeten, und die Eheleute werden getrennt. Roberts Bruder Henry, der in London studiert, erfährt von all dem erst aus der Zeitung, als es fast zu spät ist und die Wahrzeichen der Hauptstadt des Empires längst unter dem Beschuss der Marsleute fallen. Und Robert sucht inmitten von Chaos und Gefahr nach seiner Frau...
Ein Kindheitstraum wird wahr
Der 1975 geborene Thilo Krapp - dessen Buch das vorerst letzte im Graphic-Novel-Programm des Egmont-Verlages ist - verfiel dem „Krieg der Welten“ als Elfjähriger, als er zum ersten Mal die berühmte Adaption durch Orson Welles hörte, die in Amerika 1938 zu einer Panik führte, da viele das Radiohörspiel für eine reale Berichterstattung hielten. Mit seiner Comicumsetzung erfüllte sich Krapp, der zahlreiche Bücher illustrierte und zwei Comicalben mit den Abenteuern seiner schwulen Helden Damian und Alexander veröffentlicht hat, einen Kindheitstraum.
Krapps Recherchereise führte ihn in den Süden der britischen Inseln, der ihm besonders wichtig war und in anderen, weniger werkgetreuen Fassungen oft zu kurz kommt. Außerdem griff Krapp auf Sachbücher und sogar das viktorianische Einrichtungs- und Kunstmagazin „The Studio“ zurück, um das historische Setting möglichst präzise abzubilden.
Doch nicht nur die Kulisse oder die zu erwartende Action hat der Wahlberliner in gelungenen Graustufenbildern eingefangen. Auch die intensiven Momente der Ratlosigkeit und der Verzweiflung seiner Protagonisten überzeugen.
Wo Wells im Original 1897 eine Allegorie auf die aggressive britische Kolonialpolitik und den Imperialismus der Entstehungszeit schuf, könnte man Krapps Adaption als Sinnbild für das Schicksal der Zivilbevölkerung in jedem gegenwärtigen Krieg sehen. Quer durch alle Medien gibt es eine Menge Interpretationen von „Der Krieg der Welten“ – die Comic-Version von Thilo Krapp gehört zu den guten.
Thilo Krapp: Der Krieg der Welten, Egmont, 144 Seiten, 28 Euro.
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