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Adam Fischer, der ältere Bruder von Konzerthausorchester-Chef Iván Fischer.
© Nikolaj Lund

Triumph für Philharmoniker-Einspringer: Ansteckend ist des Feuers Macht

Adam Fischer debütiert bei den Berliner Philharmonikern.

Dieser Interpretation kann sich kaum jemand entziehen, nicht das Orchester, nicht die Zuhörer! Adam Fischer debütiert mit 68 Jahren bei den Berliner Philharmonikern. Und er überfliegt mit der Neunten von Antonín Dvorák. Bruder von Iván Fischer, dem Chef des Berliner Konzerthausorchesters, hat er wie dieser in Wien bei dem Dirigentenmacher Swarowsky studiert. GMD zwischen Freiburg, Kassel, Mannheim und seiner Heimatstadt Budapest, heute Leiter der Düsseldorfer Symphoniker, Gastspiele an den Staatsopern von USA bis Paris und Bayreuth: Nur vor den Philharmonikern steht er zum ersten Mal. Als Einspringer für Bernard Haitink, der für Zubin Mehta einspringen wollte. Da beide Stardirigenten aus Gesundheitsgründen ausfallen, kommt es zur Begegnung mit Fischer.

Wieselflink rennend, eher scheu als weltgewandt tritt er auf, rührend dankbar gegenüber den Musikern, quasi jedem Einzelnen. Vor der Pause übernimmt er das geplante Programm. Es erfasst die beiden berühmtesten Schönberg- Schüler Anton Webern und Alban Berg in sehr heterogenen Schaffensphasen: den Komponisten der Stille mit seiner Passacaglia Opus 1, die noch tonal aus dem romantischen Erbe kommt, andererseits Bergs letztes vollendetes Werk, das auf einer Zwölftonreihe basiert. Zunächst taktiert Fischer mit kapellmeisterlicher Sorgfalt, mehr Ordnung haltend als interpretierend.

Solist des Violinkonzerts ist der Grieche Leonidas Kavakos, den Philharmonikern lange vertraut, besonders nach einer Spielzeit als Artist in Residence. Den Abschieds- und Trauerton der Musik trifft er auf seiner leuchtenden Violine mit lupenreiner Intonation und Technik. Dass jeder Doppelgriff wunderbar klingt, verbindet sich einem fein kontrollierten Espressivo, das „Dem Andenken eines Engels“ wie einer verschwiegenen Liebe bis in den Choral zugewandt ist.

Nun ist Adam Fischer frei für sein Favoritstück, die Symphonie „Aus der neuen Welt“. Er dirigiert sie mit vollem Körpereinsatz, dabei exakter musikalischer Vorstellungskraft, zumal der Tempi. Und die Philharmoniker, die Streicher in allen Gruppen, die beiden Flöten, das Englischhorn Dominik Wollenwebers, die Klarinetten, Fagotte, Pauke und volles Blech – alle Soli spielen ihm mit ihrem meisterhaften Wohlklang zu. Denn ansteckend ist die Leidenschaft dieses Dirigenten, sein Impetus im orchestralen Hin und Her zwischen USA und Böhmen, dem faszinierenden Themenmaterial. So wird es ein überraschend feuriges Debüt, und das Publikum feiert den Dirigenten noch, nachdem das Orchester schon abgetreten ist.

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