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Der Junge mit dem Karohemd. Ed Sheeran rappt gelegentlich auch ein bisschen.
© Friedrich Bungert/dpa

Ed Sheeran in der Max-Schmeling-Halle: Allein, allein

Manche halten ihn für einen Kitschonkel, doch das ist er nicht. In Berlin knüpft Ed Sheeran mit seinem Akustikabend an die britische Tradition der Gitarrenmänner an, die von David Grey bis Ben Howard reicht.

Ed Sheeran steht da ganz allein, und er wird es die nächsten eineinhalb Stunden bleiben. Zwar wird sein Gesicht vier Mal auf Bildschirme übertragen, die weit über ihm an der Rückwand der Bühne schweben. Zwar zeigen weitere Leinwände allerhand Videomaterial. Aber trotzdem ist das hier ein Typ mit einer Akustikgitarre. Nicht weit weg, am U-Bahnhof Eberswalder Straße, spielte ein paar Minuten zuvor auch einer. Da waren es sieben, acht Leute, die stehen blieben. In die Max-Schmeling-Halle sind tausendmal so viele gekommen. Ed Sheeran, der mit seinem roten Schopf nicht unbedingt wie ein Rockstar aussieht, hat schließlich mehr als fünf Millionen Alben verkauft. Das jüngste erschien im Juni, an den Songs schraubten Größen wie Pharrell Williams, Rick Rubin und Gary Lightbody von Snow Patrol.

Um so schöner ist, dass er nicht der Verlockung erliegt, die Show Richtung Stadionrock zu schieben. Der Zuschauer bekommt einen – im weitesten Sinne – Akustik-Abend, der aber ohne den heiligen Ernst auskommt, der derlei Veranstaltungen sonst so oft umweht. Durchaus effektvoll sind erwähnte Bilder im Hintergrund. Einmal zeigen sie Sheeran zwölf Mal in verschiedenen Größen, ein wenig erinnert das an das berühmte Cover des Elvis-Presley-Albums „50,000,000 Elvis Fans Can’t Be Wrong“. Sheeran mag kein Kritikerliebling sein, aber: Auch wenn’s in einigen Momenten arg besinnlich wird, auch wenn er in Stücken wie „Friends“ oder dem milde sozialkritischen „The A-Team“ die gesamte Last der Menschheit auf seinen Schultern zu tragen scheint: Er ist nicht ausschließlich der Kitschonkel, für den ihn viele halten.

Eher bewegt er sich in der dezidiert britischen Tradition der Gitarrenmänner, lässt Erinnerungen an eine Ahnenreihe wach werden, die von David Grey über James Blunt bis zu Ben Howard reicht, mit dem Unterschied, dass er sich Ausschweifungen erlaubt. Er rappt mal ein bisschen, loopt bisweilen sich und seine Gitarre und bedient zu seinen Füßen ein umfangreiches Board mit Effektgeräten. Nur bei den Singspielchen mit Publikumsbeteiligung verliert er ein wenig das Augenmaß. Zu oft dieses „Sing it!“, zu viele „Oh-ohs“. Vielleicht ist er aber auch einfach froh, mehr Zuhörer zu haben als der Kerl am Bahnhof.

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