Popstar zu Gast in Berlin-Mitte: Ed Sheeran singt auf Schulhof
Der britische Popstar Ed Sheeran gibt ein Kurz-Konzert auf dem Schulhof des John-Lennon-Gymnasiums in Berlin Mitte. Die Jugendlichen sind begeistert.
Offene Turnschuhe, schwarze Jeans und Wuschelfrisur – der 23-jährige Ed Sheeran würde an einem Schultag auf dem Hof des John-Lennon-Gymnasiums locker als Oberstufenschüler durchgehen. Doch spätestens als er sich am Montagmittag eine Akustikgitarre umhängt und auf die kleine Bühne neben der Turnhalle tritt, ist klar: Dieser blasse Brite ist kein Austauschschüler, sondern Profimusiker. Letzte Woche ist sein neues Album „X“ erschienen. In über 40 Ländern stieg es sofort an die Spitzen der Download-Charts.
Schon eine Stunde bevor das Konzert losgeht, haben sich Berenike (14) und Zoé (15) aus der 9c einen guten Platz gesichert. Beide tragen schwarze Jacken und hätten jetzt eigentlich Englischunterricht – aber das Alternativprogramm ist natürlich schicker. „Seine Musik gefällt mir gut,“ sagt Berenike, die selber Klavier und Geige spielt. Normalerweise hört sie andere Sachen, aber sie hat genau wie Zoé ihre Hausaufgaben gemacht, und sich zur Vorbereitung Stücke von Sheerans erstem Album angehört.
Letztes Jahr war schon Yoko Ono an der Schule zu Gast – der Name John Lennon Gymnasium zieht offenbar bei den Künstlern. Vor der Bühne wird es langsam voller, die Mädchen sind in der Überzahl. Ein Grüppchen aus der 7b hat sich sogar mit Kajalstift den Namen des Musikers auf die Wangen gemalt. Aufgeregt drängeln sie weiter nach vorn. Die älteren Jungs spielen derweil unbeeindruckt weiter Fußball und Basketball auf dem hinteren Hofteil. Oberstufenschülerinnen gehen mit Kuchentabletts durch die Reihen, ein Kamerateam macht eine Umfrage. Dann kommt Sheeran endlich heraus. „Ich heiße Ed, wie heißt du?“, sagt er grinsend zur Begrüßung. Ein bisschen Jubel als Antwort und los geht’s mit „Lego House“ von seinem Major-Debüt „+“, das vor drei Jahren erschienen ist und sich über vier Millionen Mal verkauft hat. Ein ziemlicher Blitzstart. Elton John ist sein Fan, er tourte mit Taylor Swift, war für den Grammy nominiert und verkaufte den New Yorker Madison Square Garden dreimal aus.
Ed Sheeran hat schon als Teenager erste Alben veröffentlicht
In so intimem Rahmen wie beim Schulkonzert in Mitte wird man Ed Sheeran so bald sicher nicht mehr erleben können. Weil er ohne Band auftritt, verleiht er seinem Sound mittels Sample-Pedal mehr Wucht: Er spielt zusätzliche Gitarren- und Gesangsspuren ein, die dann im Loop unter seinem Gesang ablaufen. Wird ein Beat gebraucht, klopft er ihn auf den Gitarrenkorpus. Sehr souverän.
Als er die ersten Takte seiner Ballade „The A Team“ spielt, hallt ein kleiner Freudenschrei über den Hof. „Das kennst du, das haben wir heute schon fünfmal gesungen,“ sagt eine Jugendliche zu ihrem Nachbarn. Und so singen sie es noch ein sechstes Mal – mit Sheeran zusammen.
Der von Kollegen wie Damien Rice und Jack Johnson beeinflusste Songwriter brachte seine ersten Alben heraus, als er selbst noch zur Schule ging. Vielleicht hat er mit seinem Berliner Auftritt den einen oder die andere der rund 500 Zuhörer und Zuhörerinnen inspiriert, es auch mal mit er Musik zu versuchen. Als er die Menge zum Abschluss für das stark an Justin Timberlake erinnernde Stück „Sing“ ermuntert, den Oh-hohoho-hohoho-Chor zu singen, bekommen die Schüler das jedenfalls ziemlich passabel hin. Die Musiklehrer können zufrieden sein.