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Kann schon nervig sein, so ein Zusammenleben. Szene mit Bérengere Krief (r) und André Dussollier.
© Alamode

Im Kino: "Gemeinsam wohnt man besser": Alle unter einem Dach

Spätestens seit "Ziemlich beste Freunde" zelebriert das französische Kino die WG. Jetzt läuft "Gemeinsam wohnt man besser" in den deutschen Kinos.

Junge Franzosen leben am liebsten allein, anders als etwa die Deutschen, die leben laut „Eurostudent Report“ bevorzugt in Wohngemeinschaften. Eigentlich paradox – denn wenn das neuere französische Kino etwas zelebriert, dann ist es die Wohngemeinschaft. Den Anfang machten 2007 zwei Fast-Verliebte in „Zusammen ist man weniger allein“: Sie zogen mit der Oma unter ein Dach. Womit sie eine wahren cineastischen Großumzug auslösten.
In „Wenn wir zusammen sind“ (2008) trifft es zwei alleinerziehende wohnungssuchende Männer; im Super-Hit „Ziemlich beste Freunde“ (2011) zieht ein Unterschichtenpöbler zum Oberschichtenrollstuhlfahrer, und in „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ (2011) wird die WG abwechslungshalber zur Altersheim-Alternative.

In diesem Jahr geht die Intergenerationale munter weiter: Im Sommer zog Studentin Constance beim Misanthropen Henri („Frühstück bei Monsieur Henri“) ein. Diese Woche nun folgt Studentin Manuela, die wohnungstechnisch gerne beim weltflüchtigen Hubert andocken würde. Die Moral von „Gemeinsam wohnt man besser“ von Francois Desagnat geht wie bei den anderen WG-Lobgesängen: Mit total verschiedenen Menschen unter einem Dach ist's zwar nervig, aber grundsätzlich eine gute Sache.

Am Ende: schönste Rosamunde-Pilcher-Optik

Gerade noch hat Hubert (Resnais-Schauspieler André Dussollier) im abgedunkelten Raum Patiencen gelegt, da klingelt Manuela (Blanche Gardin) bei ihm, beansprucht in unerträglicher Dreistigkeit ein Zimmer für sich – und schon verwandelt sich Grummel-Hubert in einen Strahlemann. Und eine Nacht, in der die Beiden ganz viel Alkohol trinken, bewirkt nebenbei, dass Hubert gleich zwei weitere Mitbewohner aufnimmt. Manuela und er wählen sie aus – und schon folgen weitere Turbulenzen. Einer der Neuen will sich eigentlich umbringen, aber da hat er sich - ups! - schon wieder frisch verliebt. Auch seine neue Flamme, eben noch in schwerer Depression, ist unvermutet bester Stimmung.
Nachvollziehbar ist das im Handlungsverlauf eher wenig. Auch allerhand anderes bleibt unklar, etwa die tiefere Bedeutung des Auftritts eines Rechtsanwalts mit Glutenunverträglichkeit und Aktenstapeln auf dem Klo sowie das Auftauchen von Krokodilen und beißwütigen Vogelspinnen. Hauptsache, zum Happyend findet sich alles in schönster Rosamunde-Pilcher-Optik zusammen. Kein Wunder, dass der Franzose da im Zweifel lieber allein leben – bei all dem ach so toll-wilden WG-Leben, das sie immerfort auf der Leinwand sehen.

Julius Heinrichs

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