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Afrikanische Identität. Blick in das neu eröffnete Museum der schwarzen Kulturen in Dakar, Senegal. Es ist Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Foto:
© Seyllou/AFP

Menschen bewegen 2019: Afrika im Blick

Das Auswärtige Amt fördert deutsche Museen bei der Zusammenarbeit mit dem Ausland - mit Schwerpunkt Afrika

Die Chinesen haben das Musée des Civilisations Noires (MCN) in Dakar gebaut, der Louvre engagiert sich am Golf. Längst findet auf dem internationalen Museumsmarkt ein Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Einfluss statt. Mit Museen und prominenten Ausstellungen kann man wunderbar Flagge zeigen. Die großen deutschen Häuser und Museumsverbünde kooperieren längst international, suchen ihre Partner in der Welt. Im Dezember vergangenen Jahres zum Beispiel haben die Direktion der Nationalen Museen Angolas, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und das Goethe-Institut eine längerfristige Zusammenarbeit vereinbart.

Um diesen Prozess noch zu optimieren und auch kleineren, regionalen Ausstellungshäusern den Weg zur internationalen Zusammenarbeit zu erleichtern, hat das Auswärtige Amt eine „Agentur für Internationale Museumskooperation“ gegründet, die sich derzeit im Aufbau befindet. Acht Millionen Euro hat der Bundestag dafür bewilligt.

Die neue Agentur wird im Wesentlichen drei Aufgaben haben: Zum einen soll sie deutsche Museen mit Serviceleistungen unterstützen, zum Beispiel im Zusammenhang mit Zollbestimmungen für im Ausland gezeigte Exponate. Zum Zweiten soll sie dabei helfen, große Ausstellungen zu realisieren, zu deren Eröffnung dann der deutsche Außenminister kommt, was Aufmerksamkeit bringt und Öffentlichkeit herstellt. Und zum Dritten soll ein besonderer Fokus auf Afrika liegen, was auch dem Afrika-Schwerpunkt des Koalitionsvertrages entspricht.

Dabei geht es nicht nur um die Umsetzung großer Schauen, sondern auch um Know-how-Transfer und Unterstützung bei der Infrastruktur, sofern dies von den afrikanischen Partnern gewünscht wird. Wichtig ist, den Bedarf in den unterschiedlichen Ländern Afrikas zu ermitteln, denn niemandem soll ein fertiges Konzept übergestülpt werden. Es geht darum, Wünsche und Bedürfnisse zu erkunden und auf Augenhöhe zu sprechen.

Wissenschaftlicher Austausch, Kuratorenausbildung, Hilfe bei der Digitalisierung und Archivierung sind nur einige Angebote, die deutsche Museen machen können. Dabei gilt es auch afrikanische Besonderheiten zu beachten. Ein Nationalmuseum auf dem Kontinent stellt andere Anforderungen als ein europäisches. Gerade in Vielvölkerstaaten sind unterschiedliche Ethnien zu berücksichtigen. Objekte mit religiöser oder kultischer Bedeutung müssen in Afrika ganz besonders überlegt präsentiert werden.

Der mit der Museumsagentur angestoßene Prozess bietet die Möglichkeit, einen Dialog zum gegenseitigen Verständnis anzustoßen. Über das Goethe-Institut und das Deutsche Archäologische Institut werden bereits jetzt Museumsfachleute und Kuratoren eingeladen, um in Deutschland praktische Erfahrungen zu sammeln.

Insgesamt ist die Kooperation ein sensibles Feld, denn nicht in jedem Land haben Museen Priorität. Andererseits stellen sich gerade angesichts des postkolonialen Diskurses Fragen nach Identität und Selbstverständnis auf neue Weise. Die Agentur befindet sich in der Prüfphase; wirtschaftliche Fragen müssen geklärt werden. In einigen Monaten kann dann hoffentlich mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden.

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