Missbrauchsvorwürfe: Adoptivtochter Dylan Farrow antwortet Woody Allen
Nachdem der Filmemacher Woody Allen die Missbrauchsvorwürfe seiner Adoptivtochter Dylan Farrow in der "New York Times" zurückgewiesen hatte, antwortete Dylan umgehend im "Hollywood Reporter". Die ratlose Öffentlichkeit kann nicht beurteilen, wer recht hat und wer nicht.
Es ist ein Familiendrama ohne Ende. Nachdem der Filmemacher Woody Allen in einer langen Ausführung in der „New York Times“ die Missbrauchsvorwürfe seiner Adoptivtochter Dylan Farrow vehement zurückgewiesen hatte, antwortete diese umgehend, diesmal über den „Hollywood Reporter“. Darin schrieb sie, sie werde die Erinnerungen an das, was er ihr angetan habe, ihr ganzes Leben mit sich tragen. Seine Ausführungen in der „New York Times“ seien Lügen, wie er sie schon die ganzen letzten 20 Jahre ihr entgegengeschleudert habe. Die Reporterin Maureen Orth, die vor 20 Jahren die Vorwürfe in „Vanity Fair“ aufbereitet hatte und dies im vergangenen Jahr erneut in diesem Magazin thematisierte, stand auch am Wochenende Dylan bei. Sie veröffentlichte über „Vanity Fair online“ einen Beitrag über „Zehn Fakten“, mit denen sie die jüngsten Behauptungen von Woody Allen zu widerlegen suchte.
Das Publikum ist irritiert, weil eine Familie sich öffentlich zerstört
Der wiederaufgeflammte Streit lässt eine ratlose Öffentlichkeit zurück. Wer kann von außen beurteilen, was richtig ist und was nicht?
„Jeder verliert“, kommentierte Robin Abcarian, Kolumnistin der „Los Angeles Times“. Moses Farrow, Bruder von Dylan, sprang vor wenigen Tagen seinem Vater bei und sagte, dass dieser Dylan nicht missbraucht habe. Daraufhin sagte Dylan dem Magazin „People“: „Moses ist für mich tot“.
„Ein Kind zerstört ein Elternteil und eine weitere Familienbeziehung implodiert zum Vergnügen des Publikums“, resümiert Robin Abcarian.
Die Frage ist, ob sich das Publikum wirklich an dem Fall vergnügt, oder eher irritiert ist, weil hier eine zerstörte Familie alles Private öffentlich ausbreitet und das in immer kürzeren Abständen.
Ein Richter hatte Woody Allen als egozentrisch und unsensibel bezeichnet
Die Vorwürfe selbst sind keineswegs neu. Mia Farrow hatte sie bereits nach ihrer Trennung 1992 während ihres erbitterten Sorgerechtsstreits mit dem Filmemacher erhoben. Zuvor hatte sie entdeckt, dass Allen ein Verhältnis mit ihrer damals 19-jährigen Adoptivtochter Soon-Yi Previn hatte; mit dieser ist Allen seit 1997 verheiratet. Allen warf Farrow seinerseits jedoch vor, die Missbrauchsvorwürfe aus Rachsucht konstruiert zu haben und die Kinder in ihrem Sinne zu manipulieren. Ein New Yorker Richter erklärte die Vorwürfe damals für nicht beweiskräftig, bezeichnete Allen aber zugleich als „egozentrisch, nicht vertrauenswürdig und unsensibel“ und entzog ihm das Sorgerecht. Eine Polizeiuntersuchung endete ebenfalls ohne Anklage.
In seinem jetzigen Beitrag für die „New York Times“ hatte der Filmemacher die Anschuldigungen öffentlich zurückgewiesen. Er habe Dylan Farrow nie missbraucht, er habe sie geliebt, schrieb der 78 Jahre alte Oscar-Preisträger. Sie sei von ihrer Mutter Mia Farrow dazu gebracht worden, ihn zu hassen.
Wie sich Woody Allen in der "New York Times" verteidigt hat
Er hoffe, dass Dylan Farrow eines Tages „begreifen“ werde, dass sie darum betrogen worden sei, einen „liebenden Vater“ zu haben. Allen warf seiner früheren Lebenspartnerin Mia Farrow vor, die gemeinsame Adoptivtochter „ausgenutzt“ zu haben. Ihre eigene Wut sei nach ihrer Trennung für sie immer wichtiger gewesen „als das Wohlergehen ihrer Tochter“, hielt Allen der früheren Schauspielerin vor. „Ich fand die Anschuldigungen so aberwitzig, dass ich keinen zweiten Gedanken daran verschwendet habe“, schrieb Allen. Die Familie habe in einer bitteren Trennung gesteckt. Die Vorwürfe seien so durchsichtig gewesen, dass er nicht einmal einen Anwalt genommen habe. „Ganz naiv dachte ich, die Vorwürfe würden sich in Luft auflösen, denn natürlich hatte ich Dylan nicht missbraucht und jeder vernünftige Mensch würde die List hinter den Anschuldigungen erkennen.“ Mia Farrow, gerade in der Trennung von Allen, habe Dylan sofort zum Arzt gebracht, dort habe die Kleine aber nichts von Belästigung gesagt.
„Mia ging daraufhin mit ihr ein Eis essen und als sie zurückkamen, erzählte Dylan plötzlich eine andere Geschichte.“ Eine mehrmonatige Untersuchung von Polizei und Ärzten habe ergeben, dass Dylan nicht von ihm belästigt worden sei. „Geht es noch klarer?“
Dylan Farrow hatte vor dem Beitrag Woody Allens in der „New York Times“ geschrieben: „So lange ich mich erinnern kann, hat mein Vater Dinge getan, die ich nicht mochte.“ Sie leide noch heute: „Ich war von Schuldgefühlen geplagt, dass ich ihn in die Nähe anderer kleiner Mädchen gelassen hatte. Ich hatte Angst, von Männern berührt zu werden. Ich entwickelte eine Essstörung. Ich habe mich selbst verletzt.“ Hollywood habe alles noch schlimmer gemacht. „Alle, bis auf ein paar wertvolle wenige (meine Helden), verschlossen die Augen.“ Kollegen, Sender und Kritiker hätten Allen gefeiert. „Jedes Mal, wenn ich das Gesicht meines Schänders sah – auf einem Plakat, einem T-Shirt, im Fernsehen, konnte ich meine Angst nur so lange verbergen, bis ich allein war und zusammenbrechen konnte.“ (Tsp/dpa/AFP)
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