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Eine Frage des Vertrauens. Ist der Patient schwerkrank, erwartet er von seinem behandelnden Arzt eine Empfehlung, in welches Krankenhaus er gehen sollte. Und diese sollte auf objektiven Kriterien fußen, denn meist sieht der Arzt seinen Patienten nach der stationären Behandlung wieder.
© picture alliance/dpa/Benjamin Ulmer

Kongress "Die besten Chefärzte": Quellen des Wissens

Patienten vertrauen den Klinikempfehlungen ihres Arztes. Doch welche Möglichkeiten hat der niedergelassene Mediziner, um die etwas über die Qualität eines Krankenhauses zu erfahren?

Es stimmt ja: Das Wissen der Patienten wächst ebenso wie deren Wille mitzuentscheiden, wenn es um ihre Behandlung geht oder um die Wahl der dafür am besten geeigneten Arztpraxis oder Klinik. Sie lesen Arztbewertungen von anderen Patienten, erkundigen sich nach dem Renommee eines Krankenhauses oder fragen Freunde und Bekannte nach deren Erfahrungen mit diesem oder jenem Arzt.

Trotzdem: Wenn es um die Wahl des Krankenhauses geht, in dem man sich behandeln lassen muss, dann hat die Stimme des ambulanten Arztes immer noch ein großes Gewicht. Aktuelle Studien zeigen, dass die Klinikempfehlung des Arztes das am zweithäufigsten genannte Kriterium für die Klinikauswahl ist – gleich nach der eigenen Erfahrung aus einem früheren Aufenthalt in dem Krankenhaus. Bei dem Patienten unbekannten Kliniken hat das Votum des Arztes ein noch höheres Gewicht.

Nun erwägt auch der überweisende Arzt „weiche“ Gründe, wenn er eine bestimmte Klinikabteilung für eine Behandlung empfiehlt, persönliche Verbindungen etwa, weil der Hausarzt bei dem Chefarzt der Abteilung einst studiert hat.

Doch es gibt viele objektivere Quellen, aus denen sich der behandelnde Arzt informieren kann, welche Krankenhäuser die beste Behandlungsqualität abliefern. Wir stellen einige davon vor

Gesetzliche Qualitätsberichte

Alle Krankenhäuser in Deutschland müssen Daten zur Behandlungsqualität erheben melden: zum Beispiel zur Operationsdauer, zur Sterblichkeit oder zum Heilungserfolg. Außerdem müssen sie ihre Fallzahlen melden, die etwas über die Erfahrung aussagen. Diese Daten müssen in den gesetzlich vorgeschriebenen jährlichen Qualitätsberichten veröffentlicht werden. Qualitätsdaten sind oft Prozentwerte, etwa der Anteil von richtig behandelten Patienten oder von aufgetretenen Wundinfektionen. Für viele dieser Indikatoren wurden Bereiche definiert, die jeweils für eine gute Qualität stehen. Eine ganze Reihe von ihnen wurde risikoadjustiert, um den verschieden zusammengesetzten Patientengruppen Rechnung zu tragen.

Allerdings liegen diese detaillierten Qualitätsergebnisse nur für vergleichsweise wenige Indikationen vor, etwa aus der Orthopädie, Kardiologie und Chirurgie. Ganze Fachrichtungen fehlen komplett. Einige Krankenhäuser veröffentlichen deshalb freiwillig Auswertungen der Abrechnungs-Routinedaten besonders zur Sterblichkeit bei sehr viel mehr Indikationen.

Hygieneergebnisse

Für immer mehr Patienten wird dieser Parameter sehr wichtig, denn die Angst, sich im Krankenhaus mit einer Infektion anzustecken, wächst. Und dazu gibt es auch Daten, mit denen die Hygienequalität in Krankenhäusern gemessen werden. Viele Kliniken sind freiwillig Mitglied im KISS, mit dem Krankenhaus-Infektionen überwacht werden. Doch die Daten – etwa das Auftreten antibiotikaresistenter Keime oder der Verbrauch von Händedesinfektionsmitteln – müssen bisher nicht veröffentlicht werden, und sind deshalb auch nur sehr selten zu finden. Im Magazin „Tagesspiegel Kliniken Berlin 2017“ sind einige dieser Daten enthalten.

Pflegequalität

Die medizinische Versorgung ist sicher das wichtigste Kriterium, um die Qualität eines Krankenhauses beurteilen zu können – aber nicht das einzige. Die pflegerische Versorgung kann den medizinischen Erfolg sowohl verbessern wie auch deutlich schmälern. Auch dazu geben die gesetzlichen Qualitätsdaten einiges her, wenn auch nur in begrenztem Maße. Es wird nämlich erfasst, ob bei älteren Patienten ein Dekubitus auftrat. Bettlägerige Patienten müssen durch das Pflegepersonal regelmäßig bewegt und massiert werden, um ein Druckgeschwür zu vermeiden. Tritt dennoch ein Dekubitus auffällig oft auf, kann das als Indiz gelten, dass die Pflegekräfte in dem Krankenhaus möglicherweise überlastet sind – und die Qualität der Pflege deshalb eher mäßig ist.

Patientenbewertungen

Krankenkassen aber auch kommerzielle Anbieter veröffentlichen die Bewertungen von Patienten, die in einem Krankenhaus behandelt wurden. Diese Erhebungen erfolgen höchst unterschiedlich. In einigen werden freitextliche Erfahrungsberichte gesammelt, in anderen die Zufriedenheitswerte der Patienten für bestimmte Kriterien erhoben. Sicher können Patienten nur bestimmte Bereiche kompetent beurteilen, also etwa menschliche Faktoren, wie den Umgang der Ärzte und Pflegekräfte mit den Kranken, die Sauberkeit im Zimmer oder die Qualität der Speisenversorgung. Doch da dies wesentliche Faktoren für den Genesungsprozess sind, sollte der überweisende Arzt auch diese Erfahrungswerte mit in seine Empfehlung einbeziehen.

Arztumfragen

Weit seltener als Patientenbewertungen finden sich Ergebnisse von Umfragen unter niedergelassenen Ärzten, welche Krankenhäuser sie empfehlen würden. Dabei wissen gerade die überweisenden ambulanten Ärzte am besten Bescheid, welche Qualität die Kliniken erbringen. Denn die Erfahrungen der Kollegen und der Patienten landen ja direkt wieder bei ihnen. Nutzt ein niedergelassener Arzt diese Ergebnisse für seine eigene Klinikbeurteilung, greift er damit quasi die „Schwarmintelligenz“ der ambulanten Medizin der jeweiligen Region auf. Der Tagesspiegel führt gemeinsam mit Gesundheitsstadt Berlin regelmäßig Befragungen der Ärzte in Berlin durch. An der jüngsten Umfrage im Herbst 2015 beteiligten sich knapp 3000 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten. In diesem Jahr wird eine neue Erhebung starten.

Eindrücke vom Tagesspiegel-Kongress "Die besten Chefärzte" gibt es hier:

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