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Vor 20 Jahren, im August 1997, starb Diana nach einem Autounfall in Paris.
© imago/imagebroker

Todestag von Lady Di: Wo waren Sie am 31.8.1997?

An jenem Morgen erfuhr die Welt, dass Prinzessin Diana tödlich verunglückt war. Ob in der WG-Küche oder im Supermarkt, jeder erinnert sich an diesen einen Moment.

Sechs Minuten nach Mitternacht verließen Diana Spencer und Dodi Al-Fayed gemeinsam die Präsidentensuite des Pariser Hotels Ritz. Knapp 20 Minuten später raste ihr Mercedes S 280 gegen einen Pfeiler unter der Alma-Brücke, gegen 4 Uhr morgens wurde Diana für tot erklärt. Großbritannien, Europa, die Welt trauerte. Mehr als zehn Tonnen an Blumengebinden und 60 Millionen einzelne Blumen kauften allein Londoner und Besucher zum Gedenken an ihre verunglückte Prinzessin. Die Beerdigung am 6. September übertrug die BBC mit 100 Kameras, 32,1 Millionen Zuschauer sahen ihr in Großbritannien vor dem Bildschirm zu, angeblich zwei Milliarden weltweit – eine der höchsten Einschaltquoten jemals. Elton John sang für Diana seinen Hit „Candle In The Wind“ neu ein. Die Single verkaufte sich 33 Millionen Mal.

Zitternde Oberlippe

Der Morgen nach meinem 40. Geburtstagsfest, die Augen mehr zu als auf. Egal, den Weg zum Café kannten wir blind. Am Viktoria-Luise- Platz schwankte uns ein Mann entgegen. „Lady Di ist tot!“ Hatte wohl auch ’ne lange Nacht hinter sich, der Typ. Entspannt frühstückten wir im Sonnenschein. Als wir nach Hause kamen und von dem verrückten Betrunkenen erzählen wollten, lief schon der Fernseher. Geschockt schauten wir hin, geschockt über den Tod, aber nicht minder über die Briten, die massenweise die Fassung verloren. Stiff upper lip? Damit war es jetzt vorbei. Ein Meer an Tränen und Blumen. Jeder Strauß in Plastik verpackt.

Plötzlich Hofbote

„Die Königin ist tot“, schrie ich, als ich japsend den Zeltplatz erreichte, wo meine Eltern gerade das Frühstück auf dem Plastiktisch anrichteten. „Welche denn?“, fragten sie und stapelten, wie ich fand, viel zu beiläufig für diese außergewöhnliche Situation, Cornetti auf Teller. Na, diese eine, berühmte, antwortete ich, zwölfjährig, im Haar eine selbst gemachte Bier-Ei-Maske für mehr Glanz. Meine Eltern fragten sich durch von Holland bis Indien, ich wusste es einfach nicht. Sehr wohl klar war mir allerdings, dass ich hier die Überbringerin einer ziemlich großen Nachricht war. Jetzt hört mal bitte alle zu, die Königin ist tot. Minuten zuvor, am italienischen Münzapparat, der unablässig Lirestücke schluckte, hatte meine Freundin – sie saß daheim in der Zivilisation vor dem Fernseher – von diesem Weltereignis berichtet. Natürlich hatte ich vorgegeben, genau zu verstehen, wovon die Rede war. Schrecklich, die arme Königin, wie wir sie doch alle mochten. Besonders dankbar darüber, dass meine Eltern mich ein Kinderleben lang royal unschuldig erzogen hatten, war ich nicht. Stunden später erfuhren sie, dass meine Königin in Wahrheit Prinzessin Diana war. Seitdem muss ich immer, wenn ich eine Haarmaske auftrage, an den Verlust meiner Unschuld denken.

Dodi Dada

Jener Sonntag, früher Nachmittag. Ich hatte die Wohnung noch nicht verlassen. Mit verblüfftem Gesichtsausdruck stand meine süddeutsche Mitbewohnerin in meiner Zimmertür. „Du, die Di und der Dodi sind dot!“, sagte sie. Ein Satz wie aus einem dadaistischen Gedicht.

Als wir noch jung waren

Auf der Landstraße von Berlin nach Bad Saarow. Wir wollten ein neues Hotel anschauen. Noch einmal Wasser, Sonne, Unbeschwertheit. Irgendwann in der Allee unter dem schattigen Dach der Bäume stellte ich das Autoradio an. Warum der Schock? Andere starben auch. Geistesgrößen, Honoratioren, Politiker. Was hatte ich mit Diana zu tun? Oder mit dem Tod? Es war die Zeit, als Jugend unbesiegbar schien. Der Tod war nichts für eine Prinzessin, deren glamouröse Jachtpartien auf dem Mittelmeer wir mitverfolgt hatten. Ihr Stil war ikonisch, ihr Leben, auch in seinen tragischen Aspekten, märchenhaft. Die schöne Prinzessin, die sich irgendwann befreit hatte aus dem Käfig von Lüge und Betrug, die omnipräsent war mit ihren Eskapaden, ihrer Frisur. So jemand kann nicht einfach sterben. Mitten auf dieser Allee, auf der die Morgensonne derart vielversprechend durchs Laub schimmerte, verwandelte sich Diana von einer Märchenprinzessin mit tollen Klamotten zu einer Kronzeugin des unbegreiflichen Todes.

"Ich hab geträumt, Lady Di sei tot!"

Weltweite Trauer. Nachdem Lady Di gestorben war, legten Menschen tonnenweise Blumen nieder.
Weltweite Trauer. Nachdem Lady Di gestorben war, legten Menschen tonnenweise Blumen nieder.
© AFP

Die Holländer müssen verrückt sein

Just an diesem Wochenende war ich als Erasmus-Student nach Amsterdam gezogen. In meinem Wohnheim war ich der Erste, die anderen kamen erst später nach. Das Internet existierte für mich damals noch nicht, die Tage in der neuen Stadt mit Fernsehen zu verschwenden wäre mir nicht in den Sinn gekommen. Allein stromerte ich durch Amsterdam. An einer Ecke sah ich zwei Jungs, die „Di is dead“ riefen. „Die Leute sind hier genauso verrückt wie in Berlin“, dachte ich. Erst Montagmittag schaute ich im Supermarkt zufällig auf die Titelseiten der holländischen Zeitungen. So verrückt waren die Jungs gar nicht gewesen. Im Wohnheim guckten wir uns eine Woche später gemeinsam die Übertragung der Todesfeier an, das erste richtige Kollektivevent von Erasmus-Studenten. Für mich hat sich Dianas Tod für immer mit den Initiationsriten eines neuen Lebensabschnitts vermischt.

Prosecco zum Frühstück

Nach den beiden Wettbewerbsfilmen am Morgen trafen wir Filmkritiker uns am Tramezzini-Büdchen gegenüber dem Vaporetto-Anleger. Man braucht das ja bei einem Filmfest wie der Mostra auf dem Lido von Venedig: Nach so vielen Bildern auf nüchternen Magen – in der Früh reichte die Zeit höchstens für einen Espresso – schnell was zwischen die Zähne, dazu erste Einschätzungen zur Bilderausbeute vom Vormittag. Aber an diesem Tag stritten wir uns nicht um Schauwert, Schauspielerleistung oder die Frage, ob noch genug von den leckeren Tramezzini mit Granseola da wären. An diesem Tag hieß es nur: Habt ihr schon gehört, Lady Di …? Die beste Geschichte wusste der Kollege aus Köln zu berichten, der von seinem Radiosender lange vor dem ersten Espresso aus dem Tiefschlaf geklingelt worden war. Wie denn die Stars und Regisseure auf dem Festival auf die Nachricht reagieren, wollte der Moderator wissen. Der Kollege rieb sich die Augen, erfuhr auf diese Weise, dass Lady Di tot ist – und er selber live auf Sendung. Natürlich hat er das Gewünschte wortgewandt zum Besten gegeben, man ist ja Profi. Dienst ist Dienst, Lady ist Lady: darauf eine Runde Prosecco. Das Tramezzini-Büdchen steht auch schon lange nicht mehr.

Ich träumte einst von Lady Di

Ich ging noch zur Schule, zwölfte Klasse. Weiß der Henker, warum an diesem Sonntag trotzdem frühmorgens mein Radiowecker ansprang. Zu faul, ihn auszuschalten, ließ ich ihn dudeln, schlief weiter. Irgendwann stand ich auf, duschte, ging runter in die Küche. Die anderen saßen noch beim Frühstück. „Ihr glaubt nicht, was ich Beklopptes geträumt habe“, sagte ich – in der Gewissheit, eine besonders skurrile Anekdote zu erzählen. „Ich hab geträumt, Lady Di sei tot!“ Die Erheiterung hielt sich in Grenzen.

Rise up

Es war der denkwürdige Höhepunkt einer Englandreise, die ausgerechnet mit der Beerdigung endete. Die Fähre sollte von Harwich nach Hoek van Holland gehen. Das Schiff randvoll mit britischen Soldaten, die in ein Manöver nach Belgien transportiert werden sollten. Sie verstopften mit ihren riesigen Rucksäcken alle Gänge, lagen dort in extrem lässiger Haltung kreuz und quer. Praktisch mit dem Auslaufen tönte Elton Johns „Candle in the Wind“ über die Flure, wahrscheinlich eine Übertragung vom Abschiedsgottesdienst aus der Westminster Abbey. Der Gottesdienst ging mit einer Trauerminute zu Ende, die Übertragung wurde unterbrochen, und aus den Lautsprechern kam ein Befehl. Wenn ich mich richtig erinnere, lautete er: „All military men have to rise up“. Alle Soldaten, die sich eben noch so cool gegeben hatten, unwillig Platz zu machen, wenn man an ihnen vorbeimusste, standen plötzlich stramm. Ich bin nicht so fürs Militärische, aber es war ein beeindruckendes Bild.

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