Die Sparkolumne: Warum mir Pilze Respekt einflößen
Gefährliches Sammlerleben: Es geschah in der dritten Klasse, als unser Lehrer erklärte, wie ein Knollenblätterpilz ganze Familien ausrotten könne.
Diese Woche stand im Tagesspiegel eine Meldung, die hat mich elektrisiert: Die Pilzsaison hat begonnen. Klingt auf den ersten Blick noch nicht so spektakulär, aber das war ja noch nicht alles. Weil der Sommer so nass war, rechnen Fachleute mit einer reichen Ausbeute. Eijeijei, dachte ich, das kann Folgen haben.
Zunächst gilt aber ganz grundsätzlich: Ich mag Pilze. Pfifferlinge zum Beispiel, mit Rühreiern, Zwiebeln und Speck, fantastisch. Oder Steinpilze, etwa im Risotto, ganz was Feines. Sind allerdings nicht ganz billig. Weshalb ich auch gerne mal rausgehen würde, meiner Natur folgen. Schließlich war der Mensch einst als Sammler unterwegs, bevor er sesshaft wurde und sich seine erste Couch zimmerte.
Das Problem dabei ist nur, von Pilzen habe ich keine Ahnung. Weshalb sie mir Respekt einflößen.
Schuld ist die Schule. Es geschah in der dritten Klasse, vielleicht war es auch die vierte, als unser Lehrer erklärte, ein Knollenblätterpilz könne ganze Familien ausrotten, dermaßen giftig sei der. Selten hat mich eine Nachricht so schockiert. Meine Mutter ging nämlich gerne „in die Pilze“, wie sie sagte, servierte ihren Fund anschließend zum Abendessen.
Knollenblätterpilze sollen ganz wohlschmeckend sein
Misstrauisch geworden fragte ich, ob man die wirklich alle essen könne. „Na klar“, antwortete meine Mutter, ohne freilich genau sagen zu können, wie denn alle heißen, die sie da im Korb hatte. Und das, wo es doch hier um Leben und Tod ging. Ich glaube, das war der Tag, an dem ich ihre allumfassende Kompetenz erstmals in Frage stellte. Mit ein paar Pilzen begann im Alter von neun Jahren mein persönlicher Abnabelungsprozess.
Natürlich gibt es in Berlin geeignete Stellen, wo man seine selbstgesammelten Pilze untersuchen lassen kann, wenn man nicht sicher ist, ob sie einem auch bekommen würden. Im Botanischen Museum in der Dahlemer Königin-Luise-Straße 6-8 zum Beispiel, jeden Montag von 13.30 bis 16.30 Uhr (nicht am 2. Oktober) und jeden Freitag von 15.30 bis 17.30 Uhr.
Für alle, die meinen, darauf verzichten zu können: Knollenblätterpilze sollen ganz wohlschmeckend sein. Erst nach frühestens acht Stunden treten erste Symptome wie Bauchschmerzen auf. Für ein Auspumpen des Magens ist es dann leider schon zu spät. Nach rund drei Tagen geht es dem Patienten wieder besser, denkt er zumindest. Weitere zwei Tage später kommt es zum Leberversagen. Rettung ist jetzt kaum mehr möglich, es sei denn, es steht eine Spenderleber zur Verfügung.
Ich sag’ ja, dieser nasse Sommer, er kann noch teuer zu stehen kommen.
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