Frankfurter Buchmesse: Sprachliche Vielfalt: Typisch Französisch
Rund 80 Millionen französische Muttersprachler gibt es weltweit. Sie alle haben ihre eigenen Slang entwickelt. Wie sie diesen vor englischen Einflüssen schützen und wie ein Stück französische Sprache im Deutschen zu finden ist.
MONDIALISÉ
Französisch wird, als einzige Sprache neben Englisch, offiziell auf allen fünf Kontinenten gesprochen. Die meisten der etwa 80 Millionen Muttersprachler leben in Europa; in der EU ist Französisch die zweithäufigste Muttersprache nach Deutsch. Die Mehrzahl der frankophonen Afrikaner lernt Französisch dagegen erst in der Schule, als zweite oder sogar dritte Sprache. Nicht nur dort vermischt es sich mit anderen Idiomen:
aller au pas de caméléon (Kongo) = im Chamäleon-Schritt = marcher très lentement (sehr langsam laufen)
ambiancer (Westafrika) = sich amüsieren, feiern = s'amuser, faire la fête
le bourgmestre (Wallonie) = Bürgermeister = le maire
une blonde (Québec) = Freundin, Partnerin = une petite amie
la dringuelle (Wallonie) = Trinkgeld = le pourboire
faire palabre (Elfenbeinküste) = lange diskutieren = discuter longuement
likoul (Maghreb) = die Schule = l’école
la poudrerie (Québec) = Schneetreiben = la neige soulevée par le vent comme une fine poudre
poutser (Schweiz) = putzen = faire le ménage, nettoyer
trissiti (Maghreb) = Elektrizität = l’électricité
le tuque (Québec) = große Wollmütze, die die Ohren bedeckt = un bonnet en laine qui cache les oreilles
un witz (Schweiz) = ein Witz = une blague
FRANGLAIS
Trotzdem bemühen sich die Franzosen sehr, ihre Sprache vor fremden Einflüssen zu schützen. In früheren Jahrhunderten beeinflusste eher Französisch das Englische. Davon zeugen Begriffe wie Mail (von: malle-poste, Postkutschentruhe) und Management (von: ménagement, veraltet für: Verwaltung). Da heute immer mehr englische Worte in die französische Sprache eindringen, beklagen manche eine Vermischung von francais und anglais, kurz: franglais. In Frankreich wacht die 1635 gegründete Académie francaise über die Reinhaltung der Sprache. Ihre 40 auf Lebenszeit berufenen Mitglieder wägen ab: Manchmal halten sie die Übernahme ausländischer Wörter für geboten, und manchmal finden sie, man könnte das Ganze doch mindestens genau schön auf Französisch sagen:
After-shave = après-rasage Computer = Ordinateur Dealer = Trafiquant digital = numérique Fake News = contre-vérités (Gegenwahrheiten) LOL (laugh out loud, voller Lachen) = MDR (mort de rire = sterben vor Lachen) online = en ligne self servive = libre-service Walkman = Baladeur
BERLINOIS
Und weil sich vieles auf Französisch ganz formidable (großartig) sagen lässt, klingen manche deutschen Worte, als wären sie französischen Ursprungs - sind es aber gar nicht. Zu diesen "Scheingallizismen" gehören etwa Friseur, Blamage, Staffage oder Gardine. Bei den Berliner Begriffen, die wahrscheinlich französische Wurzeln haben, würde man es dagegen oft gar nicht vermuten:
alle = vergriffen = von: "C'est allé" (Das ist ausgegangen) blümerant = unwohl = von: bleu morant ("sterbendes", blasses blau) Botten = Schuhe = von: des bottes (Stiefel) Bulette = Hackfleischkugel = von: la boulette (das Kügelchen) gewieft = gerissen = von: vif (lebendig) Kinkerlitzken = Kleinigkeiten = von: la quincaillerie (Eisen- und Haushaltswaren) krakeelen = Lärm machen = von: la querelle (der Streit) Lamäng, aus der = etwas routiniert machen = von: la main (die Hand) mutterseelenallein = vollkommen allein = von: moi tout seul (ich ganz allein) plärren = weinen = von: pleurer (weinen) proper = sauber = von: propre (sauber) todschick = sehr hübsch = von: tout chic (ganz und gar hübsch)