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Der Hafen von Bardolino, rechts die Gelateria "Cristaollo". Ein schöner Ausflugsort beim Urlaub am Gardasee.
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Urlaub am Gardasee: Nur wer die Seesucht kennt

Wenn die Schulferien vorbei sind, beginnt die ideale Zeit für einen Urlaub am Gardasee. Tipps für spätsommerliche Entdeckungstouren durch Verona, Bardolino und Sirmione.

Das Schlimmste ist fast überstanden. An diesem Wochenende gehen die großen Ferien in Bayern zu Ende – und damit auch die Hochsaison für den Urlaub am Gardasee. Dann steigen die Chancen wieder, dass man am Ostufer ohne Dauerstau von einem hübschen Städtchen zum anderen gelangen kann. Eis lässt sich wieder ohne Anstehen kaufen, und in den engen Gassen treten sich die Touristen nicht mehr gegenseitig auf die Füße. Das Abebben des Besucherstroms bedeutet allerdings keineswegs, dass der Sommer am Lago di Garda zu Ende wäre. Im Gegenteil: Herrlich warm kann es in den kommenden Wochen noch werden. Jetzt also ist die ideale Zeit, um der eigenen Seesucht nachzugeben. Und gleich noch Verona zu erkunden.

Die Opernsaison in der Arena ist zwar vorbei, doch die Stadt bietet ja nicht nur klingende  Kulturschätze. Abseits der üblichen Sightseeing-Pfade liegt der Giardino Giusti, am östlichen Ufer des Adige, nur einen kurzen Fußweg von der Piazza delle Erbe entfernt. Durch eine unscheinbare Toreinfahrt betritt man den Palast der Adelsfamilie, dahinter öffnet sich der Blick auf eine Gartenanlage, die schon den Italien-Reisenden Johann Wolfgang von Goethe faszinierte: Inmitten akkurat geschnittener Buchsbaumhecken stehen Steinstatuen, schlanke Riesenzypressen säumen die Alleen. Am Ende des noblen Parterres dann geht es steil den Hügel hinauf, über schattige Wege bis zur herrlichen Panoramaterrasse mit Blick über ganz Verona. Seit 1570 existiert diese Parkanlage, die wohltuende Ruhe ausstrahlt. Ein bezauberndes Refugium, in dem man neue Kraft tanken kann nach der Besichtigung des quirligen Stadtzentrums.

Urlaub am Gardasee: Was hier schon die alten Römer begeisterte...

Vom geraden Wege abzuweichen empfiehlt sich auch in Sirmione auf der Landzunge am Südufer des Sees. Die Zugbrücke des Castello Scagliero ist ein Flaschenhals, durch den sich die Massen in die historische Altstadt quetschen. Gleich hinter der Burg aber kann man rechterhand ausweichen und in der zweiten Querstraße dem Schild mit der Aufschrift „Percorso panoramico“ folgen: Über den kleinen Stadtstrand gelangt man dann direkt am Seeufer entlang bis zur Spitze der Halbinsel, wo die Ruinen einer antiken Villa auf dem Felsen thronen.

„Grotte di Catullo“ wird diese „zona archeologica“ genannt, was doppelt verwirrt, denn der in Verona geborene römische Dichter Catull hat hier nie gelebt – und Grotten gibt es auch keine zu besichtigen. Dafür aber die imposanten Reste eines herrschaftlichen, vielleicht sogar kaiserlichen Landhauses, die beweisen, dass schon die alten Römer wussten, was bei Immobilien zählt: Lage, Lage, Lage. Eine grandiosere Aussicht als von hier kann man sich kaum vorstellen: Über den gesamten südlichen Gardasee schweift der Blick, das Wasser glitzert, majestätisch ragen in der Ferne die Bergriesen auf.

Einen Audioguide gibt es natürlich nicht für das Ausgrabungslände, die aufgestellten Schilder sind nur mäßig informativ, das angeschlossene Museum auf dem didaktischen Stand der frühen sechziger Jahre – doch die Anlage spricht zum Glück für sich selber. Neben Kapitellen und Mosaikresten sind vor allem die gigantischen Kellergewölbe der Villa erhalten geblieben. Die fast 2000 Jahre alten Mauern reichen aus, um den Betrachter mal wieder in Erstaunen zu versetzen über die Baukunst der Antike.

Der Giardino Giusti in Verona.
Der Giardino Giusti in Verona.
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Als römischer Tempel gibt sich auch die Kirche San Severo in Bardolino aus, mit schmucker Säulenhalle, prachtvoll aufragend am Ende der Flaniermeile Via Solferino. Der Blick von der Straße ins Innere der 1884 geweihten, neoklassischen Chiesa ist ebenso suggestiv wie erhebend: Besonders beeindruckt in der Apsis die ungewöhnliche Orgel mit ihren im Halbkreis aufgestellten Pfeifen. Die meisten Flaneure zieht es freilich ans andere Ende der Via Solferino, wo am Seeufer die Traditions-Gelateria „Cristallo“ lockt: mit zahllosen Eissorten und Riesenkugeln für 1,50 Euro.

Flugtipp

Bis Ende Oktober bietet Germanwings noch Non-Stop-Flüge von Tegel nach Verona an, leider nur an den etwas ungünstigen Tagen Dienstag, Donnerstag und Samstag. 

Restauranttipp

In Verona kann man den Altstadtbummel kulinarisch mit einem Besuch im extravagant eingerichteten Ristorante Ponte Pietra am Nordzipfel der Innenstadt krönen. Wer rechtzeitig reserviert sitzt sogar auf einem der beiden Balkone, die direkt über dem Wasser schweben, das hier an der alten Römerbrücke sprudelnd vorbeischießt. Nicht ganz billig, aber sehr gut.

Hoteltipp

Wer wettermäßig auf Nummer sicher gehen will, mietet sich in Bardolino im 2012 eröffneten „Aqualux“-Hotel ein. Das verfügt nicht nur über mehrere Außenpools, sondern auch über weitere große Becken im Innern, die zu einem 1000 Quadratmeter großen Wellnessbereich gehören. Hier hat sich der Patron des örtlichen Olivenölherstellers Viola seinen Lebenstraum erfüllt: nämlich ein Öko-Hotel zu errichten. Das „Knochengerüst“ der vier, um einen weiten Garten gruppierten Gebäude besteht aus Holz, moderne Technik sorgt dafür, dass der Energieverbrauch minimiert wird. Optisch allerdings fällt das auf Umweltverträglichkeit ausgerichtete Konzept kaum ins Auge. In den Zimmern dominieren geradliniges Design, erdige Farben und viel Glas.

www.aqualuxhotel.com

Frederik Hanssen

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