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Geschichtsträchtig: Die Plaza España in der Altstadt von Santo Domingo.
© Hella Kaiser

Karibik-Kreuzfahrt: Kolumbus wäre gern länger geblieben

Aufbruch in die Neue Welt: Mit der "Aida Luna" bequem von New York über die Bahamas bis in die Dominikanische Republik.

Der Leuchtturm, in dem die Gebeine von Christoph Columbus ruhen, sieht ein bisschen aus wie eine riesige Kathedrale mit einer Krone drauf. Eigentlich darf man nicht hineingehen, aber für eine hübsche junge Frau, die unbedingt ein Foto machen will, drückt der uniformierte Wachmann ein Auge zu. Sie ist mit der „Aida Luna“ nach Santo Domingo gekommen, wo der große Entdecker so gerne noch Lebenszeit verbracht hätte. Am nächsten Tag geht es vom Flughafen La Romana aus zurück in die alte Welt.

Ob sich Kolumbus hätte vorstellen können, wie unkompliziert und komfortabel Urlauber seine neue Welt dereinst vom Schiff aus entdecken würden? Oder ob er gepoltert hätte: „Das ist doch keine richtige Seefahrt mehr.“ Alles so sicher und luxuriös an Bord. Trotzdem hätte Kolumbus seinen Nachfahren, den Aida-Kapitän Thomas Mey, um seine Aufgaben bestimmt nicht beneidet. Die „Aida Luna“ mit ihren 252 Metern Länge und 32,2 Metern Breite rückwärts einzuparken im Hafen von Manhattan ist bei der starken Strömung dort ganz und gar nicht einfach, selbst wenn zwei Schlepper helfen und natürlich die Lotsen. Dafür können die Passagiere direkt am Schiff die 12. Avenue an der Ampel überqueren und dann immer geradeaus die 48. Straße langgehen, bis sich rechts der Blick auf den Times Square öffnet.

Rund 2000 Passagiere warten am Abend mit gezückten Kameras, um die wahrscheinlich schönste Hafenausfahrt der Welt im Dämmerlicht aufzunehmen. Zwei oder drei Leute vertrödeln sich einfach, während schon der Abendwind die „Statue of Liberty“ umweht. Mit zwanzig Minuten Verspätung geht es los. Erst als die Ikonen der Weltarchitektur nur noch wie ferne Diamanten glimmern, machen sich die Letzten auf zu den Büfetts. Allein für diese Fotos hätte die Reise schon gelohnt. New York ist einer der teuersten Häfen der Welt. Wie viel die Liegezeit dort gekostet hat, mag der Kapitän nicht sagen. Nur so viel: „Sechsstellig“.

Heiße Ananas mit Chili

Auf nach Baltimore. An Bord lernen sich die Gäste untereinander kennen. Es sind Freundeskreise dabei, Drei-Generationen-Familien, Hochzeitspaare, erstaunlich viele junge Leute. Und natürlich die „Special Guests“. Diesmal sind es die „Jungen Wilden“, Köche aus ganz Deutschland, die Feinschmecker mit ausgefallenen Kombinationen begeistern und exquisite Menüs im Gourmetrestaurant Rossini zaubern.

Auf einem großen Schiff gibt es immer zwei Ebenen. Während Max Aichinger seine Fans mit gerösteter Wallerschaumsuppe verwöhnt, trifft sich Günther Kroack, der oberste Küchenchef der Aida-Flotte, mit Stefan Marquard, dem Vater der Jungen Wilden, um neue Menüs zu entwickeln für die insgesamt elf Schiffe des Rostocker Unternehmens. Immer mehr Menschen leiden unter Allergien. Für die Schonkostecke im Restaurant „Weite Welt“ müssen vegane, außerdem laktose- und glutenfreie Gerichte her, die gleichwohl so gut schmecken, wie die heiße Ananas mit Chili. Für Vegetarier hat Stefan Marquard ein einfaches Rezept als Alternative zur Gänsestopfleberpastete. Graues Röstbrot mit Knoblauch einreiben, Avocadostreifen drauf schneiden, salzen, pfeffern, fertig. Marquard erzählt, dass er von den wilden Köchen vor allem erwartet, dass sie gerne lauten Punkrock hören. Das allein kann es wohl nicht sein. Zu gekonnt gart er den Lachs bei 60 Grad sieben Minuten lang, bis er supersaftig auf den Teller kommt. Auf dem Schiff klappt das sogar ganz ohne Motörhead im Hintergrund. Während er Bananen-Blutwurst-Pesto zubereitet, gibt er Küchenweisheiten zum Besten: „Jedes Rezept sollte so anfangen: Man nehme eine Flasche Wein und schütte sie in den Koch hinein.“

Es ist bei dieser Entdeckungsreise freilich nicht nur Schlemmen angesagt, sondern auch das Gegenteil. „Mach’ uns fertig Christian“, ruft eine Frau später oben im Sportbereich. Tanzstar Christian Polanc gibt nicht nur Salsakurse an Bord, sondern bietet auch Fitness-Training , das Elemente von Aerobic und Krafttraining verbindet. Das ist so anstrengend wie Zumba, basiert auf klassischen Tänzen wie Walzer oder Rumba und macht auf jeden Fall Spaß. Immer mehr Gäste kommen nur wegen der Tanzprogramme auf die Aida-Schiffe, egal, ob sie gerade in Indien unterwegs sind oder eben in den USA. Motsi Mabuse, Jurorin bei Let’s Dance, ist öfter an Bord der Schiffe. Die 35-jährige Südafrikanerin wollte eigentlich Anwältin werden, bis sie im Urlaub das Tanzen für sich entdeckte.

Mit der "Aida Luna" bereisen Kreuzfahrer die Insel der Karibik.
Mit der "Aida Luna" bereisen Kreuzfahrer die Insel der Karibik.
© promo

Wer zu spät kommt, bleibt allein am Kai zurück

Ankunft in Washington. Ein größerer Teil der Ausflügler strebt zu den Bussen, die in die Hauptstadt fahren. Es gibt auch kleine Busse für Familien und Freundeskreise, die unter sich bleiben wollen. Das Team um Ausflugs-Chefin Kathrin Buschmann, die Bergbau studiert hat, bevor sie ihre Leidenschaft fürs Meer entdeckte, hat genügend deutschsprachige Guides zusammen bekommen. Sie erläutern den Gästen die Monumente auf der National Mall und Hintergründe zum Indianer-Museum. Es gibt aber auch Gäste, die mit dem Shuttle zum Inneren Hafen nach Baltimore reinfahren, sich die sehenswerte 9/11-Ausstellung im dortigen World Trade Center anschauen und das Museums-Haus, in dem die Fahne genäht wurde, die Francis Scott Key zur US-National-Hymne inspirierte.

Wer individuell unterwegs ist, muss umso penibler auf die Zeit achten. Um 17.30 Uhr heißt es: „Alle an Bord“. Kapitän Thomas Mey hat nicht nur Entertainer-Qualitäten, sondern auch pädagogisches Talent. Öfter erklärt er, wie wichtig es ist, von Ausflügen pünktlich zurückgekommen. Es habe schon dicke Tränen gegeben, wenn das Schiff noch in Sichtweite war, aber nicht mehr zurückkam. Zwar sorgt in der Regel eine Agentur an Land dafür, dass die Gäste zum nächsten Hafen kommen. Aber die Kosten müssen sie selber tragen. Das Paar, das auf der falschen Seite des Museums auf den Ausflugsbus wartete, hat Glück gehabt. Mit einer halben Stunde Verspätung erreichen die Passagiere das Schiff im Laufschritt. Applaus von allen Decks. Immerhin schämen sie sich.

Wäre auch schade um den Seetag gewesen, den sie auf der 1335 Kilometer langen Strecke nach Charleston verpasst hätten. Überall an Bord ist was los. Am ruhigsten ist es in der Wellness Oase. Anderswo wird Völkerball gespielt oder Tischtennis oder mit großem Jubel Shuffle Board. Irgendwann bewegen sich verdächtig viele Männer Richtung Anytime Bar. Bundesliga! Es ist rappelvoll da drin, obwohl draußen warm die Sonne scheint. Heimweh bekommt man nicht so leicht. Stellt man in der Kabine den Fernseher auf Kanal 6, zaubert der Wetterbericht von daheim manchem, der hier auf der Sonnenseite gelandet ist, ein triumphierendes Lächeln ins Gesicht.

In der Dominikanischen Republik warten Abenteuer

Entdecker auf dem Sockel. Das Kolumbus-Denkmal steht mitten in der Altstadt von Santo Domingo.
Entdecker auf dem Sockel. Das Kolumbus-Denkmal steht mitten in der Altstadt von Santo Domingo.
© imago/alimdi

Auf der Brücke ist es am Seetag vergleichsweise ruhig. Obwohl das 2009 in Papenburg gebaute Schiff über modernste Computertechnik verfügt, hat der Kapitän auch noch Seekarten an Bord. Und er benutzt auch noch sein Fernglas, denn: „Rausgucken ist am allerwichtigsten“. Jede Handlung muss er aussprechen, und wenn sie den Offizieren nicht einleuchtet, dann werden sie die kritisch hinterfragen. Grundsätzlich gilt das Vier-Augen-Prinzip. Trotzdem hat er an Bord natürlich das letzte Wort. Als Stefan Marquard und Günther Kroack im Buffalo Steakhaus ihre Bisonsteaks und Filets vom Berkshire-Schwein so schwungvoll braten, dass sich gleich zweimal hintereinander der Rauchmelder rührt, droht er, die Kochsitzung sofort zu beenden, wenn das noch einmal passiert. Artig drehen die beiden die Flamme kleiner.

In Charleston lassen sich viele Gäste durch die Markthallen treiben, die vom Schiff aus in wenigen Schritten erreichbar sind, gehen vor bis zur King Street, wo es in hübschen Läden viele typisch amerikanische Designer zu kaufen gibt. Für die Gourmets sind Restaurants wie das „High Cotton“ interessant, wo man die hiesige Spezialität „Shrimp&Grits“ in erstklassiger Qualität bekommt.

Nächster Halt Port Canaveral. Einen echten Mondstein anfassen, sich einmal kräftig durchrütteln lassen bei der Simulation eines Raketenstarts im Atlantis-Simulator und ein Foto mit der Mondlande-Kapsel – das sind unvergessliche Erlebnisse vor dem Bad in der kräftigen Brandung des Atlantiks. Oh je, für Miami ist Regen angesagt. Das Ausflugsteam reagiert blitzschnell und bietet für Kurzentschlossene einen Extra-Ausflug an. Eine Stadtrundfahrt mit vierstündigem Aufenthalt in der riesigen Dolphin Mall. Die Flughafe-Waage ist ja noch weit.

Unterwegs zu den schönsten Stränden

Auf den Bahamas wartet das Gefühl: „Leben wie Millionäre“. Auf dem Weg vom Hafen in Nassau zum Blue Lagoon Island säumen die Häuser der Besitzer klingender Namen das Wasser. Hier wohnt Tom Cruise, da Beyoncé. Blue Lagoon Island ist eine Trauminsel, die man mieten kann für eine Party mit 5000 Leuten. Man kann dort auch mit Seelöwen baden. Das tun etliche Ausflügler und tragen Küsschen-Fotos wie Beute davon. Andere genießen das kristallklare, türkisfarbene Wasser oder schaukeln in den Hängematten. Die Aida-Passagiere haben an diesem Tag die Insel praktisch für sich, die einem bayerischen Unternehmer gehört. Zum Lunch gibt es Kochbananen. „Ach, ich esse lieber auf dem Schiff“, sagt eine Ausflüglerin. Irgendwer muss ihr gesteckt haben, dass auf Deck Zwölf eine Currywurst-Station aufgebaut ist, in der Günther Kroack den Gästen die Wurst in die Porzellan-Schälchen legt.

In der Dominikanischen Republik warten andere Abenteuer. Amber Cove, der Hafen von Puerto Plata, ist eine künstliche kleine Stadt aus Holzhäusern, gebaut von Carnival Cruises. Guide Manny lässt auf das bunte Städtchen nichts kommen: „Tourismus ist unsere wichtigste Einnahmequelle“, sagt er. 1492 landete Christoph Kolumbus hier. Mit offenen Safari-Bussen geht es über steile Straßen zum Garten von Papo und Estella. Die beiden leben in einem winzigen Häuschen und werden von den Kreuzfahrtgesellschaften dafür bezahlt, dass Ausflügler durch ihren großen Garten spazieren dürfen, vorbei an Kaffee- und Kakaobäumen. Sie haben Papayas, Mangos, Kokosnüsse, Süßkartoffeln, Koriander, Basilikum, Brotfrüchte, Avocados. Estella ruft: „God bless you all!“

Am Ende der Tour wartet ein abgeschiedener Privatstrand. Die schönen Strände sind auch am nächsten Tag ein großes Thema. Mit Tenderbooten geht es von der vor Anker liegenden „Aidaluna“ an Land auf die noch kaum erschlossene Halbinsel Samana. Die Heimkehr rückt näher und damit die Frage, wie man all das, was sich in den Kabinen angesammelt hat, wieder in die Koffer kriegen soll.

In Santo Domingo bleibt eh keine Zeit zum Einkaufen. In der ersten Stadt der neuen Welt steht die erste Universität Amerikas, die erste Kathedrale und das Haus von Diego Kolumbus. Dessen Frau brachte die Gebeine des Entdeckers her. Sagt man hier. Was aus der Entdeckung weiter nördlich geworden ist, nehmen die Aida Gäste auf Speicherkarten voller Bilder mit heim. Die allerschönsten Souvenirs fallen auf der Flughafen-Waage kaum ins Gewicht.

Tipps für die Aida Luna

DAS SCHIFF

Die „Aida Luna“, eins von elf Schiffen der Reederei Aida Cruises wurde 2009 in Dienst gestellt. Sie verfügt über 1035 Passagierkabinen. An Bord gibt es eine Fülle von Zerstreuungsmöglichkeiten, dazu sieben Restaurants und zehn Bars.

DIE TOUR

Einen Trip wie beschrieben unternimmt das Schiff erneut vom 21.Oktober bis zum 4. November. Die Preise beginnen bei 1790 Euro pro Person in der Innenkabine.

EXTRAS

Es lohnt sich, auf Sonderaktionen zu achten. Bei dieser Tour enterte die hippe New Yorker Modeszene die „Aida Luna“, um vor der spektakulären New Yorker Silhouette ein exklusives Shooting mit dem Londoner Topmodel Jessica Minh Anh und angesagten Designern zu erleben. Attraktionen gab es auch für Tanzfans und Gourmets.

Ausflüge kann man ganz individuell im Freundes- oder Familienkreis erleben, indem man eine Limousine bucht. Vor allem in den größeren Städten besteht meist auch die Möglichkeit, dazu einen deutschsprachigen Führer zu finden.

THEMENPARTYS

Erkundigen Sie sich beizeiten nach Themenpartys. Auf dieser Tour hätte man gern ein Halloween-Kostüm dabei gehabt, auch die Crew hat das groß gefeiert. Und gehen Sie nicht immer nur ins Marktrestaurant. Gerade US-Spezialitäten kann man gegen Aufpreis im Buffalo Steak House genießen. Verpassen Sie nicht die Fragestunde mit dem Kapitän.

BERATUNG UND BUCHUNG

Im Reisebüro sowie im Internet unter aida.de. Auf Wunsch gibt’s einen Rückruf per Telefon.

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