Deutschland: Hier die Wale, dort die Wildkatzen
Vom Wattenmeer bis zu den Alpen: 16 Nationalparks gibt es in Deutschland – und sie bieten einmalige Schätze der Natur.
Mehr als eine Million Hektar sind in Deutschland als Nationalparks ausgewiesen. „In nahezu allen klimatischen Regionen des Landes gibt es mindestens einen Nationalpark“, sagt Frank August Emde vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn. In den Parks herrschen ganz unterschiedliche Bedingungen. Sie reichen von der Landschaft der Mittelgebirge und der Alpen über dichte Waldgebiete bis hin zum Wattenmeer an der deutschen Nordseeküste. Besucher können die Parks mit dem Kanu, dem Rad oder zu Fuß erkunden. Oft bieten hauptberufliche und ehrenamtliche Ranger Führungen. Diese sieben geschützten Naturräume sind eine Reise wert:
Wattenmeer
Auf dem Meeresgrund spazierengehen, das funktioniert in den drei deutschen Wattenmeer-Nationalparks. Weltnaturerbe ist das deutsche Wattenmeer, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben ihre Wattenmeeranteile schon Ende der achtziger Jahre als Nationalparks ausgewiesen. Hamburg folgte 1990. In jedem der Nationalparks gibt es ein Infozentrum, das Touristen ein vielfältiges Programm anbietet – nicht nur im Sommer. Im Winter ist das Wattenmeer Lebensraum vieler Vögel, die dort überwintern. Geführte Expeditionen für Besucher.
Das Spektrum der drei Nationalparks umfasst mehr als nur Wattwürmer und Seesterne. Seehunde und Kegelrobben suchen auf den Sandbänken der Nordsee Schutz, Seeadler brüten an der Küste, und mit etwas Glück können Besucher vom Boot aus sogar Schweinswale im Wasser sichten. Zu den drei Nationalparks gehören auch die niedersächsischen Inseln.
Küste
Eine intakte Küstenlandschaft erwartet Urlauber des Nationalparks Jasmund auf Rügen. Die Kraft des Wassers wird hier so deutlich wie sonst nur an wenigen Stellen in Deutschland. Immer wieder brechen Teile der Kreidefelsen an der Küste ab – so verändert sich das Gesicht der weißen Steilküste mit den darauf wachsenden Buchenwäldern stetig. Bei Sassnitz gibt es ein Informationszentrum, das die Geschichte der Halbinsel Rügen nachzeichnet und die Besucher mitnimmt auf eine Reise durch die Eiszeit.
Keine zwei Fahrstunden entfernt liegt der zweite Nationalpark an der vorpommerschen Küste: die Vorpommersche Boddenlandschaft, die seit 1990 unter Schutz steht. Etwa 83 Prozent der Nationalparkfläche liegen im Meer und in den davon abgetrennten Boddengewässern. Sehenswert sind die Salzwiesen, Dünen und Röhricht-Bestände.
Flussgebiete
Das Untere Odertal in Brandenburg ist seit 1995 als etwa 10 300 Hektar großer Nationalpark ausgewiesen und als grenzüberschreitendes Naturschutzprojekt mit Polen angelegt worden. 120 Kilometer Deichwege durchziehen den Park und ermöglichen Besuchern ausgedehnte Radtouren. Auf den Flüssen werden Kanutouren angeboten, mit etwas Glück können Besucher Biber und Elche beobachten. Wer Seen lieber als Flüsse mag, besucht den Müritz-Nationalpark im Süden Mecklenburg-Vorpommerns.
Der Schwarzwald ist eine Perle unter den Parks
Der älteste deutsche Nationalpark ist der Bayerische Wald. Seit 1970 stehen seine Buchen-, Fichten- und Tannenwälder unter Schutz. Seit mehr als 40 Jahren entwickelt sich hier die Natur weitestgehend ungestört von menschlichen Eingriffen. Auf einer Gesamtgröße von 24.222 Hektar sind bis heute 7300 Arten sicher nachgewiesen – unter anderem 3850 Tierarten, darunter Luchse und ganze 1860 Pilzarten. Zwei Nationalparkzentren gibt es im Bayerischen Wald, ein naturgeschichtliches Museum sowie diverse Infostellen. Am Nationalparkzentrum Lusen bei Neuschönau existiert ein Baumturm. Von dort können Besucher über die Wipfel des Bayerischen Waldes blicken.
Der Schwarzwald ist zwar seit Langem ein Naturschutzgebiet, aber erst seit 2014 ein echter Nationalpark. Frank August Emde vom Bundesamt für Naturschutz hält ihn für den romantischsten unter den deutschen Nationalparks. Durch seine alten Moore und Tannenbestände sei er eine regelrechte Perle unter den Parks in deutschen Mittelgebirgen, zu denen auch der Harz, die Eifel und der erst in diesem Jahr eingeweihte Hunsrück-Hochwald gehören. Im Winter ist der Wald beliebtes Ziel für Skilangläufer, den Rest des Jahres über ein beliebtes Wandergebiet.
An eine Art Steppenlandschaft erinnern Teile des thüringischen Nationalparks Hainich. Das ehemalige Truppenübungsgelände hat sich die Natur zurückerobert. Seit 1997 sind die großen Laubmischwald-Bestände als Schutzgebiet ausgewiesen. Besonderheit des Hainichs ist das Wildkatzendorf Hütscheroda, in dem Besucher die sonst scheuen und seltenen Waldbewohner naturnah beobachtet können. Noch mehr Waldbewohner können Tierfreunde im Wildtierpark des hessischen Nationalparks Kellerwald-Edersee beobachten: Dort leben in großen Gehegen nicht nur Wildkatzen, sondern auch Wölfe, Wisente, Luchse und Wildpferde.
Spektakuläre Felsen
Über Jahrtausende hinweg haben Wind und Wetter im Elbsandsteingebirge im Nationalpark Sächsische Schweiz bizarre Felskonstruktionen geformt. Vor allem Kletterer kommen hier auf ihre Kosten. Wer es weniger steil mag, für den gibt es 16 Kilometer sogenannte Bergpfade.
Hochgebirge
An einem der südlichsten Zipfel Deutschlands liegt der einzige deutsche Alpen-Nationalpark Berchtesgaden. Vom Rothirsch über das Murmeltier bis hin zum Steinadler reicht die Tierwelt der Alpen. Geführte Wanderungen mit Forschern und Umweltbildungsteams bietet die Nationalparkverwaltung ab dem Informationszentrum im Haus der Berge an, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. dpa
Nikolas Golsch
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