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Schauspielerin Daniela Vega mit dem Teddy für "Una mujer fantástica".
© dpa

Teddy Award-Verleihung bei der Berlinale: Zusammenhalten, dagegenhalten

Kämpferische Reden, starke Filme: die Preisverleihung des 31. Teddy Awards im Haus der Berliner Festspiele. "Una mujer fantástica" gewann den Hauptpreis.

„Der Preis ist allen Trans-Menschen gewidmet, die bei dem Versuch, sie selbst zu sein, gestorben sind“, sagt Daniela Vega und reckt den Teddy Award für den besten Spielfilm in die Höhe. Es ist das bewegende Schlusswort der Preisverleihung im Haus der Berliner Festspiele und „Una mujer fantástica“ von Sebastián Lelio ein würdiger Gewinner.

Weil der chilenische Regisseur verhindert ist, nimmt seine Hauptdarstellerin die Auszeichnung für den besten queeren Berlinale-Film entgegen. Es wäre schön, wenn er Vega den Steinbrocken mit dem rundlichen Goldbärchen ganz überließe, denn die 27-jährige Schauspielerin und Sängerin trägt sein Werk ab der ersten Szene.
Das Drama der Kellnerin und Sängerin Marina in „Una mujer fantástica“, die nach dem Tod ihres Geliebten einen Horrortrip der Demütigungen erlebt, zeigt eindrucksvoll wie angreifbar eine Transfrau vom einen auf den anderen Moment sein kann. Daniela Vegas Verweis auf die transsexuellen Mordopfer erschließt sich durch den Film jedenfalls sofort.

Die Jurorin aus der Türkei ruft zu Solidarität mit den Oppositionellen auf

Die Verletzlichkeit queerer Menschen – vor allem außerhalb Westeuropas – ist an diesem Abend ein Motiv, das immer wieder anklingt. Was sich auch aus der Besetzung der Teddy-Jury ergibt, deren sieben Mitglieder selber queere Filmfestivals veranstalten. In Ländern wie Uganda oder Pakistan ist das eine Herkulesaufgabe. Gizem Bayiksel gehört zu den Organisatorinnen des Pink Life QueerFests in Ankara. Auf die Frage von Panorama- Chef Wieland Speck, wie es dem Festival gehe, antwortet sie halb seufzend: „Ganz okay.“ Bevor sie den Spezialpreis der Jury an die Japanerin Naoko Ogigami für „Close-Knit“ übergibt, verliest Bayiksel ein Statement, in dem sie die derzeitige Einschüchterungspolitik der türkischen Regierung gegen oppositionelle Kräfte und Medien anprangert und zu Solidarität mit den Bedrängten aufruft.

Die Teddy-Gewinner 2017.
Die Teddy-Gewinner 2017.
© Tilmann Warnecke

Die Politik spielt bei der Preisverleihung des 31. Teddy Awards eine heimliche Hauptrolle. Nicht nur, weil zahlreiche Politiker und Politikerinnen im Publikum sind, sondern vor allem weil Justizsenator Dirk Behrendt in Vertretung des Regierenden Bürgermeisters sowie Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles auf der Bühne sprechen. Berlinale-Fan Behrendt , der zu seinem Bedauern nicht wie sonst um die 20 Filme sehen konnte, sondern („ich habe regiert“) nur „Django“ zur Eröffnung, lobt die Vorbildfunktion des Teddys für andere Filmfestivals und betont: „Der Kampf für Toleranz und Gleichstellung ist heute wichtiger denn je. Vor allem Rechtspopulisten verbinden ihre Ablehnung unserer Freiheit und Weltoffenheit mit ausgeprägter Homophobie“. Dagegen setze der Teddy Award ein starkes Zeichen.

Moderator Jack Woodhead macht seine Sache gut

Andrea Nahles kokettiert anschließend mit ihrem Status als Gast-Hetero und ruft zu mehr Mut auf. Dann beschreibt sie 24 Bilder – eine Filmsekunde – aus dem queeren Alltag. Von Liebe über Diskriminierung bis zu Mord reichen die kleinen Szenen. Bedauerlich nur, dass der SPD-Politikerin lediglich Bilder mit Lesben und Schwulen eingefallen sind, Transmenschen kommen bei ihr nicht vor. Natürlich können auch diese schwul oder lesbisch sein, doch es wirkt wie eine Reduzierung des Queer-Begriffs. Das ist an diesem von Entertainer Jack Woodhead wunderbar überkandidelt moderierten Abend schon insofern irritierend und ärgerlich, als sogar zwei Filme ausgezeichnet werden, bei denen Transfrauen im Mittelpunkt stehen: neben „Una mujer fantástica“ auch „Close-Knit“, in dem ein Mädchen bei seinem Onkel und dessen Trans-Partnerin einzieht.

Der Dokumentarfilm-Teddy geht an "Small Talk"

Den Teddy für den besten Dokumentarfilm gewinnt Hui-chen Huang mit „Small Talk“. Die taiwanesische Regisseurin versucht darin, sich ihrer sehr verschlossenen lesbischen Mutter zu nähern. Sie befragt deren Geschwister und frühere Geliebte. Auch sie selbst führt vor der Kamera ein langes, schmerzhaftes Gespräch mit ihr. Auf der Bühne bedankt sich Hui-chen Huang deshalb vor allem bei ihrer Mutter. Stolz weißt sie außerdem darauf hin, dass Taiwan in Kürze die Homo-Ehe einführen wird – als erstes asiatisches Land.
Das dürfte auch Monika Treut freuen, die in Taiwan vier Filme gedreht hat und sich dem Land eng verbunden fühlt. Die Pionierin des queeren Kinos („Jungfrauenmaschine“, „Gendernauts“) wird bei der Gala mit dem Special Teddy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Mit knallroter Jacke, an die sie einen Pro-Quote-Anstecker geheftet hat, kommt sie aufs Podium. Auch ihre Rede ist kämpferisch und endet mit dieser Widmung: „Der Preis soll eine Ermutigung für alle Filmemacherinnen sein.“

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