Anti-Gewaltprojekt L-Support: Wo Lesben Hilfe finden
Lesbische Frauen, die Opfer homofeindlicher Gewalt werden, haben oft Angst, von der Polizei nicht ernst genommen zu werden. Das Anti-Gewaltprojekt "L-Support" will ihnen helfen.
Angriffe gegen homo- und transsexuelle Menschen kommen auch in Berlin noch immer häufig vor. Betroffen sind Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender gleichermaßen. Anti-Gewaltprojekte, die Opfer beraten und unterstützen, richteten sich aber lange vor allem an schwule Männer, das beste Beispiel ist der Schöneberger Verein „Maneo“.
Erst seit einigen Jahren gibt es eine neue Einrichtung, die sich speziell an lesbische Frauen wendet: „L-Support“ in der Schöneberger Bülowstraße. „Wir haben immer wieder von Vorfällen gehört, aber in der öffentlichen Debatte sind diese Dinge unsichtbar. Sie werden kaum thematisiert", sagt Maria Tischbier, eine der Begründerinnen von L-Support. Auch die Polizei verzeichne weit weniger Anzeigen von Frauen als von Männern. Das habe vermutlich damit zu tun, dass Frauen befürchten als Frau und als Lesbe nicht ernst genommen zu werden. „Wir wollen an diesen Punkten ein neues Bewusstsein schaffen und die Frauen ermutigen.“
Zum ersten Mal gibt es Förderung durch das Land
Seit einigen Jahren leisten Tischbier und rund zehn weitere Unterstützerinnen ehrenamtlich Hilfe: „Wir machen das alle neben unserem Job.“ In diesem Jahr soll es nun einen wichtigen Schritt vorangehen: Erstmals will das Land Berlin die Einrichtung fördern. Davon könnte L-Support eine hauptamtliche Stelle schaffen, wodurch die Arbeit besser koordiniert werden könnte. Zu tun gibt es genug: Tischbier und ihre Mitstreiterinnen betreuen ein Opfertelefon, beantworten E-Mails, dokumentieren die eingegangenen Fälle, betreiben öffentliche Gewaltprävention. Bei vielen der gemeldeten Übergriffe handele es sich um Beleidigungen, sagt Tischbier. Oft würden sich homofeindliche und sexistische Motive bei Übergriffen gegen Lesben mischen.
Tischbier hofft auch, dass mit der finanziellen Unterstützung das Projekt noch bekannter wird. Noch gebe es eine Diskrepanz zwischen der relativ geringen Zahl an Opfern, die sich wirklich melden, und dem prinzipiell bekannten Ausmaß an Übergriffen gegen Frauen. Tischbier ermutigt Betroffene, sich auch dann zu melden, wenn sie keine Beratung für sich in Anspruch nehmen wollen. „Es ist wichtig, dass das Ausmaß öffentlich wird – dann kann man auch die Präventionsarbeit verbessern.“
"Wo Frauen als Lesben erkennbar sind, können sie Opfer werden"
Hat es mit den dokumentierten homofeindlichen Übergriffen im Kiez rund um den Nollendorfplatz zu tun, dass L-Support sich dort niederließ? Nicht unbedingt, sagt Tischbier – zunächst suchte man die Nähe zu Maneo, welches Partnerprojekt ist. Sie nehme die Motzstraßen-Gegend auch sehr stark als schwulen Kiez und nicht so sehr als lesbischen wahr – ganz einfach, weil die letzte lesbische Kneipe dort schon längst geschlossen wurde.
Anders als bei Schwulen, die häufig in Gegenden Opfer werden, wo sich schwule Kneipen und Clubs ballen, könne man bei Lesben gar nicht so einfach Schwerpunkte von Übergriffen ausmachen – weil keine rein lesbischen Bars oder Clubs mehr existierten, gebe es auch keine ausgesprochen lesbischen Kieze. Ein Grund zur Beruhigung sei das aber nicht, sagt Tischbier: „Überall da, wo Frauen als Lesben öffentlich erkennbar sind, können sie Opfer homofeindlicher Gewalt werden.“
Umso erfreulicher sei es, dass Berlin in den vergangenen Jahren bei der Bekämpfung homo- und transfeindlicher Gewalt „einen großen Schritt nach vorn gemacht hat“: Kein anderes Bundesland hat schließlich wie Berlin eigene LGBT-Ansprechpartner bei Polizei und Staatsanwaltschaft – und Hilfseinrichtungen wie L-Support noch dazu.
Das Beratungstelefon von L-Support ist jeden Samstag und Sonntag unter 030 459 618 65 zu erreichen. Per E-Mail erreicht man L-Support unter l-support@l-support.net.
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