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Trotz aller Aufrufe zur Toleranz: 289 homo- oder transfeindliche Übergriffe hat „Maneo“ im Jahr 2016 in Berlin erfasst.
© IMAGO

Gewaltbericht von "Maneo": Mehr homofeindliche Übergriffe in Berlin

Die Zahl der homo- und transfeindlichen Übergriffe in Berlin ist im vergangenen Jahr gestiegen. 32 Prozent der erfassten Taten sind Köperverletzungen.

Ende vergangenen Jahres in Mitte: Am hellichten Tag in der U-Bahn. Drei junge Männer werden von vier anderen angesprochen: "Warum seid ihr schwul?" Der Älteste entgegnet, es sei ja wohl erlaubt, schwul zu sein. Das Quartett bedrängt daraufhin die drei Männer, selbst als diese die U-Bahn verlassen und bitten, in Ruhe gelassen zu werden. Es nützt nichts: Die Täter schlagen zwei der Männer, die Verletzungen im Gesicht erleiden.

Das ist einer von 291 homo- oder transfeindlichen Übergriffen, die die schwule Opferberatung „Maneo“ im Jahr 2016 in Berlin erfasste. Die Zahl ist damit gestiegen: Es sind 40 Übergriffe mehr als im Jahr 2015. Man gehe von einer deutlich größeren Dunkelziffer aus, erklärte „Maneo“-Leiter Bastian Finke, der die Zahlen am Dienstag veröffentlichte.

Trotz der Steigerungen der homofeindlichen Übergriffe hob er aber hervor, dass diese in Berlin inzwischen besser ermittelt und geahndet würden - auch weil man sich bei dem Thema in einem erfolgreichen Dialog mit den Berliner Strafverfolgungsbehörden befinde. Ein Beispiel: Als es jüngst einen homofeindlichen Angriff in der Tram gab - auch da wurde ein Mann zuvor gefragt, ob er schwul sei - ermittelte die Polizei die Täter relativ schnell, nachdem Videoaufnahmen veröffentlicht wurden.

Die meisten Übergriffe passieren in Schöneberg

Unter den von "Maneo" erfassten Übergriffen machten Körperverletzungen 32 Prozent der Taten aus, Nötigungen und Bedrohungen 26 Prozent, Beleidigungen 19 Prozent, Raubstraftaten 14 Prozent. Mehr als die Hälfte der Opfer wurde mitten auf der Straße oder in Bussen und Bahnen angegriffen.

Allein ein Viertel der Übergriffe geschah in Schöneberg; die Kriminalität im Regenbogenkiez rund um den Nollendorfplatz ist immer wieder ein Thema, fast jeden Monat gibt es dort eine homophobe Straftat. Es folgen in der Statistik Mitte, Tiergarten, Kreuzberg und Neukölln (je zehn Prozent).

Rot-rot-grün will ein queeres Jugendzentrum einrichten

Für queere Jugendliche, die unter Diskriminierungen, Anfeindungen und Übergriffen leiden, will der rot-rot-grüne Senat unterdessen ein queeres Jugendzentrum einrichten. Einen entsprechenden Antrag haben die Regierungsfraktionen ins Berliner Abgeordnetenhaus eingebracht, der am Donnerstag auf der Tagesordnung des Parlaments steht.

Damit reagiere man auch auf die besonderen psychosozialen Belastungen und auf ein vier- bis sechsfach erhöhtes Suizid-Risiko unter lesbischen, schwulen und transsexuellen Jugendlichen, erklärten die Abgeordneten Melanie Kühnemann (SPD), Carsten Schatz (Linke) sowie Anja Kofbinger und Sebastian Walter (Grüne). Berlin müsse die queere Jugendarbeit ausbauen.

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