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Das Schwuz ist der größte queere Club in Berlin.
© G. Woller/promo

Auswirkungen von Covid-19 auf Berliner Clubs: "Wegen des Coronavirus ein Besucherrückgang von 20 Prozent"

Im Schwuz, einem der größten Berliner Clubs, sind Folgen des Coronavirus-Ausbruchs schon deutlich zu spüren. Der Geschäftsführer fordert staatliche Hilfen.

Das Schwuz ist einer der größten Clubs Berlins, und der wichtigste queere Club. Bemerken Sie bereits Folgen des Coronavirus-Ausbruchs in Berlin?
Seit der Absage der ITB merken wir das erstmal ganz stark bei den Veranstaltungen, die Externe bei uns durchführen. Das Schwuz ist nicht nur Club, sondern lebt von Vermietungen, etwa für Kongresse. Da gibt es jetzt die ersten Absagen und Verschiebungen. Prinzipiell zögern Veranstalter mit neuen Einbuchungen, das gilt auch für neue Konzerte. Insgesamt haben wir bereits einen Mietausfall in Höhe von 50.000 Euro, das ist für uns schon sehr viel.

Wie sieht es mit den Partys aus?
Tatsächlich sehen wir gleichzeitig einen Rückgang an Besucherinnen und Besuchern bei unseren Partys am Wochenende. Das sind bereits jetzt etwa 20 Prozent weniger, und wir stehen ja erst am Anfang.

Wären Sie auch betroffen, wenn Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmenden prinzipiell untersagt werden?
1000 Gäste passen bei uns schon rein, insgesamt haben wir pro Abend einen Durchlauf von bis zu 2000 Gästen. Das könnten wir aber regeln, indem wir die Zahl der Besucherinnen und Besucher einschränken. Dann hätten wir weniger Menschen auf der Tanzfläche, so dass sie nicht so dicht beieinanderstehen. Die größere Sorge ist aktuell aber, dass die Zahl der Gäste weiter zurückgeht – auch weil der Tourismus gerade einbricht. Ins Schwuz kommen zwar viele Berlinerinnen und Berliner, aber auch natürlich viele Touristinnen und Touristen.

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Florian Winkler-Ohm ist Geschäftsführer des Schwuz in Berlin-Neukölln.
Florian Winkler-Ohm ist Geschäftsführer des Schwuz in Berlin-Neukölln.
© privat

Gibt es bereits Auflagen von den Behörden zur Prävention des Coronavirus?
Nein, bisher nicht. Wir sind in engem Austausch mit den Behörden und den uns vertretenden Kommissionen, wie der Berliner Clubcommission. Wir treten an die Behörden auch proaktiv mit Vorschlägen voran, etwa wie wir die Abstände in der Warteschlange vergrößern können.

Wie nehmen Sie das Agieren der Behörden in Berlin insgesamt wahr?
Berlin ist sehr besonnen, auch im Vergleich zu anderen Bundesländern. Das bewerten wir positiv. Was uns nicht weiterhilft, ist Panik oder willkürliche Zahlen. Bei der von Gesundheitsminister Spahn genannten Grenze von 1000 Teilnehmenden, ab denen eine Veranstaltung abgesagt werden soll, müsste man ja auch schauen: Unter welchen Bedingungen kommen diese 1000 Menschen zusammen, wie dicht gedrängt sind sie?

Sie können ja aber kaum bestreiten, dass an einem vollen Abend im Schwuz tatsächlich sehr viele Menschen auf einem sehr engen Raum zusammenkommen.
Zugegeben: Ein Club ist ein Ort, an dem man sich näherkommt. Auch deswegen machen wir selber präventive Vorschläge wie etwa das Entzerren der Warteschlange.  Es bringt ja nichts, auf der Tanzfläche mehr Platz für die Leute einzuplanen, sie dann aber vor dem Club oder an der Garderobe dichtgedrängt stehen zu lassen.

[Alle Entwicklungen zum Coronavirus-Ausbruch in Berlin erfahren Sie in diesem Newsblog.]

Gibt es Maßnahmen, wie man alle Besucherinnen und Besucher nachträglich kontaktieren können, sollte sich ein Gast als infiziert herausstellen – etwa indem man alle Gäste nach der E-Mail-Adresse fragt?
In anderen Clubs wird das bereits gemacht. Wir denken noch darüber nach, inwieweit das für das Schwuz sinnvoll ist. Schließlich haben wir Gäste, die anonym bleiben wollen, etwa weil sie in ihrem Umfeld nicht geoutet sind. Erstmal wird das Schwuz ein Club mit einer offenen Türpolitik bleiben, wie es die Gäste von uns gewohnt sind.

Ab wann würde das Schwuz finanzielle Probleme bekommen?
Wenn wir den Club mehrere Wochen schließen müsste, wäre das sehr schwierig. Die Berliner Clubs haben deswegen am Mittwoch mit VisitBerlin ein Krisentreffen. Da wird es auch darum gehen, ob für Clubs Stundungen beim Finanzamt möglich wären, inwieweit Regelungen zur Kurzarbeit für uns gelten könnten. Wir beschäftigen mehrere hundert Mitarbeitende, wir sind ein entscheidender Wirtschaftsfaktor für Berlin – auch für Clubs sollte es daher Finanzhilfen in dieser Situation geben.

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