Leyen will mehr Offenheit bei der Bundeswehr: "Schwul, lesbisch, trans, hetero - sie sind willkommen"
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sieht „bestürzende Zeichen für Mangel an Führung und Kultur“ bei der Bundeswehr - und will an Toleranz, Offenheit und Vielfalt der Militärs arbeiten.
Für Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist der jüngste Skandal um Demütigungen und Herabwürdigungen in einer Ausbildungskaserne der Bundeswehr auch Ausdruck von Führungsversagen. „Es sind bestürzende Zeichen für einen Mangel an Führung, Haltung und Kultur“, sagte Leyen am Dienstag bei einer Konferenz zum Umgang mit sexuellen Minderheiten in der Bundeswehr in Berlin.
Leyen forderte zudem einen offeneren Umgang mit sexueller Vielfalt in der Truppe. „Ob sie nun schwul, lesbisch, transsexuell oder heterosexuell sein mögen, sie sind uns mit ihrem Können willkommen in der Bundeswehr.“ Gerade die unterschiedlichen Köpfe, Charaktere und Talente machten die Bundeswehr erst stark. Das Thema soll künftig in das Führungskräftetraining integriert werden.
„Man kann unter Angst nicht sein Bestes geben.“
Es komme noch zu häufig vor, dass Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung ein „Leben unter Verleugnung“ in der Truppe führen müssten. „Wer sich nicht outen kann, unterdrückt seine Gefühle, hat Angst, und Angst lähmt“, sagte die Ministerin. Es gehe um die Einsatzbereitschaft der Truppe: „Man kann unter Angst nicht sein Bestes geben."
Leyen rief zu einer Kultur der Offenheit in der Bundeswehr auf: Sie wolle angesichts der Vorkommnisse in der Kaserne im baden-württembergischen Pfullendorf dazu ermutigen, dass in der Truppe offen über Missstände gesprochen und hingehört werde, wenn Soldaten sich beschwerten. Falls der Dienstweg versperrt sei und Vorgesetzte mauerten, müsse es einen „direkten Draht zu Ombudsmännern und -frauen“ geben. Drei solcher Ombudsstellen hat die Bundeswehr in einem anderen Zusammenhang ab sofort beim Stabselement Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion eingerichtet.
„Für die große Mehrheit der Truppe lege ich jederzeit meine Hand ins Feuer“, sagte die Ministerin. Umso schlimmer sei es, wenn „gegen die Menschenwürde und gegen die Kameradschaft verstoßen“ und der gute Ruf der Bundeswehr beschädigt werde wie in Pfullendorf, kritisierte Leyen. Dies beginne bereits bei „schäbigen Witzen und herabwürdigenden Bemerkungen“. Es gebe klare gesetzliche Grundlagen und Prinzipien der inneren Führung, aber die Vorkommnisse zeigten, dass sie nicht immer gelebt würden.
Inzwischen übergab die Bundeswehr der Staatsanwaltschaft eine Akte, in der auch ein Video von einem Aufnahmeritual zu sehen ist.
dpa/AFP