SPD-Aushängeschild: Rassismus-Debatte um Dragqueen Nina Queer
Die Berlinerin zog einen Shitstorm auf sich, nachdem sie auf Facebook die Abschiebung von Jugendlichen forderte.
Nina Queer war im Abgeordnetenhauswahlkampf das Aushängeschild der SPD für Toleranz. Nach einem Facebook-Post wird der Dragqueen nun Rassismus vorgeworfen. Sie kommentierte eine Meldung, wonach ein schwules Paar am Montag von fünf Jugendlichen, die offenbar einen Migrationshintergund haben, beleidigt und geschlagen wurde, so: „Sofort abschieben. Ob in Deutschland geboren oder nicht. Wer Stress haben will, für den lässt sich doch bestimmt ein tolles Kriegsgebiet finden.“
Es folgten ein Shitstorm und Kritik aus der homosexuellen Community. „Ich finde diese Aussagen inakzeptabel“, sagt Markus Pauzenberger, Vorstand der „SPDqueer Berlin“. „Allerdings geht die Diskussion in eine falsche Richtung.“ Über den homophoben Angriff werde nicht mehr geredet.
Darüber ärgert sich auch Nina Queer und gibt Fehler zu: „Was ich geschrieben habe, war unglücklich formuliert. Ich meinte, dass Menschen, denen es hier nicht passt, woanders hingehen sollen.“ Es sei egal, woher die Täter stammten. Den Eintrag, den sie gelöscht hat, erklärt sie so: Sie sei wütend, dass Freunde, Bekannte und sie selbst immer wieder homophob attackiert würden. Am Samstag fährt Nina Queer auf dem BVG-Truck beim Christopher Street Day mit. Motto der Demo: „Mehr von uns – jede Stimme gegen rechts“
"Der Fall zeigt, wie schwer es in der Szene ist, über Rassismus zu sprechen"
Für den Blogger Johannes Kram ist der Fall damit noch lange nicht beendet. Kram hatte auf seinem "Nollendorfblog" - der im vergangenen Jahr für den Grimme-Online-Award nominiert war - bereits früh auf den Post von Nina Queer aufmerksam gemacht - und auch darauf hingewiesen, dass es bereits im vergangen Jahr Rassismus-Vorwürfe gegen die Drag Queen gab. "Der Fall Nina Queer zeigt, wie schwer es in der Szene ist, über Rassismus in den eigenen Reihen zu sprechen", sagt Kram.
Nina Queer habe sich lange nicht vom rassistischen Kern ihrer Aussage distanziert und zunächst von Missverständnissen reden wollen. "Jetzt bekommt sie scharenweise Lob für die Sätze, für die sie sich ja angeblich so schämt, ohne dem zu widersprechen", kritisiert Kram. Tatsächlich finden sich auf ihrem Facebook-Profil noch immer unwidersprochen Dutzende Einträge, die ihren ursprünglichen Post unterstützen.
Den Fall, der Nina Queers Post auslöste, schildert die Berliner Polizei wie folgt: Sonntagabend schlug und beleidigte eine fünfköpfige Gruppe aus Jugendlichen ein homosexuelles Paar in der Leinestraße. Zeugen vertrieben die Täter. Wenige Zeit später traf das Paar aber erneut auf die Gruppe - und schlugen wieder auf die Männer ein. Dann flohen sie Richtung Tempelhofer Feld. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Bisher konnten die Täter noch nicht ausfindig gemacht werden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.
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