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Im Schatten. Für queere Flüchtlinge ist die Situation oft besonders schwierig.
© dpa/picture alliance

Mentorenprogramm des LSVD: Queere Flüchtlinge in Berlin brauchen Hilfe

Lesbische und schwule Flüchtlinge sind besonders gefährdet - auch in Berlin. Der LSVD sucht jetzt in der Hauptstadt Mentorinnen und Mentoren, die LGBT-Flüchtlinge unterstützen.

Für lesbische, schwule und transgeschlechtliche Flüchtlinge ist die Lage oft besonders dramatisch - nicht nur auf der Flucht, sondern auch nach ihrer Ankunft in Deutschland. Oft haben sie wegen ihrer sexuellen Identität bereits in ihren Heimatländern besondere Gewalt erlitten. Diskriminierungen gehen aber auch in Flüchtlingsheimen hierzulande weiter. Schließlich bleiben sie dort eine Minderheit. In Unterkünften werden sie angefeindet, Helferinnen und Helfer berichten von physischen Übergriffen. Und auch wenn Homosexualität als Asylgrund gilt, ist die Anerkennung für viele oft schwierig. Nicht zuletzt, weil viele sich gar nicht wissen, dass sie ihre sexuelle Identität als Asylgrund angeben können.

Mentoren helfen bei Behördengängen oder Deutschkursen

Um LGBT-Flüchtlingen zu helfen, startet der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin-Brandenburg ab Januar 2016 ein Mentorenprojekt. Schon jetzt haben über 70 Bewerberinnen und Bewerber angefragt, ob sie sich engagieren können. Dabei begleitet jeder Mentor und jede Mentorin ein Flüchtling, etwa bei Behördengängen, oder hilft bei Deutschkursen. „Wir wollen Flüchtlinge mit Gleichgesinnten zusammenbringen und ihnen Schutz geben“, sagt LSVD-Geschäftsführer Jörg Steinert.

Eine spezielle Ausbildung wird für die Mentoren nicht vorausgesetzt. Jedoch sollen sie Schulungen erhalten, um sich mit der Situation von traumatisierten Menschen vertraut zu machen - und natürlich auch, um rechtliche Grundlagen zu erfahren.

Der LSVD ist schon lange in der Flüchtlingshilfe aktiv

Das Mentorenprojekt ist eine Herzensangelegenheit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LSVD, schließlich ist der Verband schon lange in der Flüchtlingshilfe aktiv. So versucht man LGBT-Flüchtlinge bei Familien oder Privatpersonen unterzubringen, wenn sie sich in ihrer Sammelunterkunft nicht sicher fühlen. Seit April konnten zwanzig Flüchtlingen eine private Bleibe vermittelt werden. Der LSVD verfügt seit Mitte 2015 über eine eigene Sprachschule, in der Flüchtlinge ungestört Deutsch lernen können. MILES, das Zentrum für Migranten des LSVD, bietet persönliche Beratungen für Flüchtlinge an, über 500 Gespräche hat die Sozialmanagerin Jouanna Hassoun in diesem Jahr schon geführt.

Um die Kosten für das Projekt stemmen zu können, hat der LSVD beim Senat zwei Förderanträge über insgesamt 75 000 Euro gestellt. Ob das Land die Mittel bewilligt, wird sich im Dezember nach den Haushaltsberatungen im Abgeordnetenhaus entscheiden. Spenden aus der queeren Community Berlins gehen bereits ein, seit Juni hat der LSVD mehr als 10 000 Euro für seine Flüchtlingsprojekte erhalten.

Flüchtlinge auf dem Charity-Dinner der Hirschfeld-Stiftung

Auf die Probleme queerer Flüchtlinge macht auch die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld aufmerksam. Sie hat zu ihrem Charity-Dinner an diesem Samstag zehn LGBT-Flüchtlinge aus Syrien, dem Libanon und Russland eingeladen. Die Stiftung will demnächst Projekte initiieren, die die Vernetzung von Flüchtlings- und Emanzipationspolitik der Lesben und Schwulen thematisieren. Mit anderen Verbänden habe man sich dazu bereits in Verbindung gesetzt, sagt Jörg Litwinschuh, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung. Bildung und Integration sehe der Stiftung als zentrale Aufgaben an.

- Wer Mentorin oder Mentor für queere Flüchtlinge werden will, kann sich beim LSVD unter der E-Mail-Adresse miles@lsvd.de melden. Hier lesen Sie mehr zu Flüchtlingen in Berlin.

Mehr LGBTI-Themen erscheinen auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de. Twittern Sie mit unter dem Hashtag #Queerspiegel – zum Twitterfeed zum Queerspiegel geht es hier.

Kathrin Merfort

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