Grüne: Ohne Volker Beck in den nächsten Bundestag
Die Grünen verweigern ihrem Abgeordneten Volker Beck nach 22 Jahren ein neues Mandat für den Bundestag - trotz seines unentwegten Einsatzes für Minderheiten und Menschenrechte.
Am Ende haben all die prominenten Unterstützer Volker Becks Karriere nicht retten können. Von Gewerkschaftsboss Frank Bsirske über Günter Wallraff bis zum Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, reichte die Liste der Unterstützer, die an die Grünen appellierten, den unbequemen Politiker auch im Herbst 2017 wieder ins Parlament zu schicken. Doch der NRW-Landesparteitag am Wochenende verwahrte sich gegen die Einmischung von außen. In einer Kampfkandidatur um den aussichtsreichen Listenplatz 12 straften die Delegierten Beck ab, der seit 1994 im Bundestag sitzt, und votierten mit rund 70 Prozent für dessen Herausforderer, den Agrarpolitiker Friedrich Ostendorff. Um Platz 14 der Liste (die ungeraden Listenplätze sind Frauen vorbehalten) bewarb sich der Politiker aus Köln nicht mehr.
„Ihr wisst, ich bin manchmal eine Nervensäge, aber ich brenne für die Sache, und ich gehe auch dahin, wo es wehtut“, hatte Beck in seiner Kandidatenrede beteuert: „Ich möchte mit meiner Hartnäckigkeit und Ungeduld, aber auch mit meinen Fehlern um euer Vertrauen bitten.“ Dass Beck seine Fehler selbst ansprach, änderte nichts mehr daran, dass diese in den Augen der Parteifreunde schwerer wogen als sein unentwegter Einsatz für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, für Minderheiten, für Menschenrechte und für Flüchtlingsschutz.
Beck will sich weiter "für eine Politik des Respekts" einsetzen
Kurz vor der Bundestagswahl 2013 standen die Grünen wegen Pädophilie-Vorwürfen unter Druck. Beck musste zu einem Buchbeitrag von 1988 Stellung beziehen, in dem er sich unter bestimmten Voraussetzungen für eine „Entkriminalisierung“ von Sex zwischen Erwachsenen und Kindern eingesetzt hatte. Seine Erklärung damals: Der Verlag habe ohne Abstimmung mit ihm den Text geändert. Seinen Posten als Parlamentarischer Geschäftsführer aber gab er auf. Im Frühjahr wurde bei Beck bei einer Kontrolle in Berlin rund ein halbes Gramm Crystal Meth gefunden. Das Ermittlungsverfahren gegen ihn wurde gegen eine Zahlung von 7000 Euro eingestellt.
Auf Facebook dankte der bald 56-Jährige nun seinen Unterstützern und versprach, er werde sich weiter „für die Gleichheit der Verschiedenen und eine Politik des Respekts einsetzen“. Bei welcher Institution er andocken will, verriet er nicht. Dafür verlieh Beck seiner bisherigen politischen Arbeit mit einem Talmud-Zitat eine geradezu religiöse Dimension: „Es ist uns aufgetragen, am Werk zu arbeiten, aber es ist uns nicht gegeben, es zu vollenden.“
Hans Monath