Studie zu Regenbogenfamilien: Kinder homosexueller Eltern lernen genauso gut
Eine Studie aus den USA zeigt: Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern lernen genauso gut wie die mit Hetero-Eltern. Nachlassende Diskriminierung hilft.
Kinder, die in den USA mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, entwickeln sich in der Schule inzwischen durchgängig genauso gut wie Kinder mit gemischtgeschlechtlichen Eltern. Das geht aus einer Studie von Diederik Boertien (Center for Demographic Studies, Barcelona) und Fabrizio Bernardi (European University Institute, San Domenico) hervor, die jetzt im Wissenschaftsjournal „Demography“ erschienen ist.
Noch vor zehn Jahren hatten Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit, in der Schule ein Jahr wiederholen zu müssen als Kinder mit gemischtgeschlechtlichen Eltern, berichten die Forscher: 5,1 Prozent gegenüber drei Prozent. Dieser Unterschied sei seit Jahren aber nicht mehr zu erkennen. Offenbar habe der soziale Druck durch Diskriminierung, der auf den Eltern und ihren Kindern lastete und bei einem Teil zu schlechten Schulleistungen führte, abgenommen. Darum hätten sich auch die Schulleistungen der Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern denen von Kindern in gemischtgeschlechtlichen Elternhäusern angeglichen.
Kriterium für Misserfolg: Nicht-Versetzung
Der Studie liegt die größte Stichprobe zugrunde, anhand derer das Thema bislang untersucht wurde, schreiben Boertien und Bernardi. Sie werteten Daten des American Community Survey (ACS) aus den Jahren zwischen 2008 und 2015 über insgesamt gut 1,9 Millionen Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen acht und sechzehn Jahren aus. Davon lebten knapp 8000 – also 0,39 Prozent – in einem Haushalt mit einem Elternteil in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Als Kriterium für Misserfolg in der Schule werteten die Forscher es, wenn Schüler nicht versetzt worden waren.
Noch im Jahr 2008 hatten Kinder, die mit gleichgeschlechtlichen Eltern aufwuchsen, ein höheres Risiko, in der Schule nicht versetzt zu werden. Sichtbar war der Unterschied allerdings schon damals nur bei solchen Schülerinnen und Schülern, die in Regionen mit diskriminierender Gesetzgebung und einer in der Bevölkerung besonders verbreiteten Ablehnung von Homosexuellen aufwuchsen. Bereits im Jahr 2010 gibt es demnach keinen signifikanten statistischen Unterschied mehr zwischen den schulischen Leistungen von Kindern mit homosexuellen Eltern zu denen mit heterosexuellen Eltern.
Diskriminierung homosexueller Eltern kann sich auswirken
Diskriminierung kann sich in verschiedener Weise auf die Beziehung homosexueller Eltern und auf ihre Kinder ausgewirkt und sich entsprechend in der Statistik über die Schulleistungen niedergeschlagen haben, erklären die Forscher. So hätten viele der Eltern vorher in einer heterosexuellen Beziehung gelebt, ihre Kinder seien also häufiger von einer Trennung belastet gewesen als andere Kinder – was die Schulleistungen beeinträchtigen kann.
Ebenfalls zeigen Studien, dass gleichgeschlechtliche Paare wegen der fehlenden gesellschaftlichen Anerkennung häufiger unter Depressionen als gegengeschlechtliche Paare leiden, was den Schulerfolg ihrer Kinder ebenfalls behindern kann, wie Boertien und Bernardi berichten. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Kinder, die wegen ihrer lesbischen Eltern in der Schule gemobbt wurden, häufiger ein niedriges Selbstwertgefühl haben und auffälliges Verhalten zeigen.
Kinder wachsen zunehmend von Anfang an mit gleichgeschlechtlichen Eltern auf
Im Zuge der rasch zunehmenden gesellschaftlichen Akzeptanz und der Verfügbarkeit reproduktiver Technologien wüchsen Kinder aber zunehmend von Anfang an mit gleichgeschlechtlichen Eltern auf, ohne vorher in einer gegengeschlechtlichen Familie aufgewachsen zu sein und eine Trennung erlebt zu haben. Da Ehen statistisch stabiler seien als nicht-eheliche Beziehungen, dürften gleichgeschlechtliche Paare auch von dem für sie noch neuen Recht zu heiraten profitieren – wie auch von der gesellschaftlichen Akzeptanz Eheleuten gegenüber, erklären die Forscher. Außerdem habe sich durch die bessere Planbarkeit der Familie die sozioökonomische Lage gleichgeschlechtlicher Eltern verbessert – ein Faktor, der mit stärkeren Schulleistungen von Kindern korreliere.
Schlecht schnitten in der Kohorte aus dem Jahr 2008 demnach besonders adoptierte Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren ab (in der Stichprobe waren etwa 58.600 adoptiert, davon lebten 1182 bei gleichgeschlechtlichen Paaren). Dies führen die Forscher darauf zurück, dass Behörden und private Adoptionsvermittler früher vor allem Kinder mit besonderem Förderbedarf an gleichgeschlechtliche Paare vermittelten. Erst mit der zunehmenden Akzeptanz Homosexueller hätten diese auch verstärkt Kinder ohne besonderen Förderbedarf adoptieren dürfen. Ein Unterschied zwischen den Leistungen von gleichgeschlechtlichen Paaren adoptierter Kinder gegenüber den adoptierten Kindern gegengeschlechtlicher Paare sei inzwischen nicht mehr zu erkennen, stellen Boertien und Bernardi fest.
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