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Jella Haase, Lara Cooper und Marie-Lou Sellem in „Looping“.
© Salzgeber

Spielfilm "Looping": Kiffen, tanzen, küssen

Die Berliner Regisseurin Leonie Krippendorff erzählt in ihrem sensiblen Spielfilmdebüt "Looping" von einer Ménage à trois mit drei Frauen in der Psychiatrie.

Der Vergleich ist ein bisschen krumm, aber als leidenschaftliches Kompliment taugt er trotzdem: „Deine Augen sind wie Piraten, die übers Meer schauen“, sagt Leila (Jella Haase) zu ihrer besten Freundin Sara (Luisa-Céline Gaffron), die auch sofort versteht, was der Satz bedeutet. Leila ist verliebt. Sara aber ging es bei diesem Kuss auf dem Karussell nur darum, „die Jungs ein bisschen heiß zu machen“.

Was für ein Debakel. Leila stürzt hinaus in die Nacht, hinein in einen fatalen, von Wodka angetrieben Trip, der die 19-Jährige schließlich in eine psychiatrische Klinik an der Küste führt. Sie hat selbst entschieden, dorthin zu gehen. Ihr alleinerziehender Vater, der auf einem Rummelplatz arbeitet, fährt sie.

Leila trägt ihre Mütze wie ein Schutzkappe

Weshalb Leila statt bei ihm bei Ärzten nach Hilfe sucht, wird bei ihrem Abschied im Auto klar. Auf ihre Frage, ob er wissen wolle, was wirklich los sei, antwortet er nicht, sondern gibt der Tochter seine schwarze Mütze. Leila zieht sie wie eine Schutzkappe über ihre langen blonden Haare.

In der Klinik teilt sie sich ein Zimmer mit der etwa 50-jährigen Ann (Marie-Lou Sellem) sowie der Mittdreißigerin Frenja (Lana Cooper). Bald schieben die drei ihre Betten zusammen – eine Ménage à trois beginnt. Sanft wechselt die Berliner Regisseurin und Drehbuchautorin Leonie Krippendorff in ihrem Spielfilmdebüt „Looping“ hier die Tonalität, dreht eine Schleife in einen utopischen Raum. So gestaltet sie den Schauplatz Krankenhaus nur mit minimalem Aufwand. Das medizinische Personal und die Mitpatientinnen haben lediglich Kurzauftritte.

Rückblenden in die Vergangenheit der Figuren

Die einzige Gruppenmeditationsstunde, die etwas mehr Raum bekommt, zerkichern Frenja und Leila. Unmittelbar darauf zeigt Krippendorff das Trio kiffend, tanzend, küssend – die eigens entwickelte Therapie der Frauen selber. Der einzige Nutzen, den die Klinik ihnen bietet, besteht in ihrer Abgeschiedenheit – sie erlaubt es ihnen, sich eine warme Alternativ-Welt aufbauen.

Frenjas und Anns Vorleben illustrieren zwei Rückblenden, die „Looping“ leider etwas aus dem Fluss bringen. Im Fall von Frenja, die von ihrer Familie bis zur totalen Erschöpfung ausgenutzt wird, ist die Sequenz zu lang und plakativ geraten. Bei Ann wirkt sie wie spät und eilig hineingepresst – ohne allerdings einen entscheidenden Erkenntnisgewinn über diese düster-geheimnisvolle Figur zu vermitteln. Tatsächlich hätte Leila „Looping“ als rahmender Charakter durchaus alleine tragen können.

Die Hauptdarstellerinnen harmonieren bestens

Doch so viel Mut zum Lückenlassen und Andeuten bringt die 1985 geborene Leonie Krippendorff, die mit „Looping“ ihr Studium an der Filmuniversität Babelsberg abschließt, offenbar noch nicht auf. Dass ihr Debüt dennoch überzeugt, liegt am guten Gespür für die Dynamik der drei Frauen und an den hervorragenden Hauptdarstellerinnen. Wie Haase, Cooper und Sellem diese tief verletzten Figuren miteinander agieren, reagieren und seelisch explodieren lassen, ist mitreißend und berührend. Wie schön, wenn sie noch ein bisschen mehr Zeit in dieser Klinik am Meer hätten haben können. Doch auch diese Achterbahn muss wieder zurück auf die gerade Strecke.

In den Berliner Kinos Eiszeit, Hackesche Höfe, Krokodil, Xenon, Zukunft.

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