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Für seine Rolle in der Serie "Pose" erhält Billy Porter als erster offen schwuler Afro-Amerikaner einen Emmy.
© imago images/UPI Photo

Schauspieler Billy Porter: "Ich will eine wandelnde politische Botschaft sein"

Lange war Billy Porter wegen seiner sexuellen Identität und Hautfarbe arbeitslos. Jetzt ist er der erste offen schwule Afro-Amerikaner, der einen Emmy erhielt.

Die Serie „Pose“ hat nicht nur in den USA beachtliche Einschaltquoten, sondern ist auch in Deutschland mittlerweile sehr beliebt. „Pose“ gewährt einen Einblick in die Ballroom Kultur Manhattans in den 1980er Jahren und ist an den Dokumentarfilm „Paris Is Burning“ (1990) angelehnt. Dabei wird die Untergrund LGBTIQ* Szene New Yorks thematisiert, Themen wie Aids werden enttabuisiert.

Das zeigt sich beispielsweise an der Figur des Pray Tell: Dieser hat mit dem Verlust seines Partners zu kämpfen, der an Aids erkrankt ist, und muss sich mit seiner eigenen Erkrankung auseinandersetzen.

Für die Rolle des Pray Tell bekam Schauspieler Billy Porter jetzt den Emmy als „Bester Hauptdarsteller in einer Drama- Serie“ verliehen. Damit schrieb er Geschichte in Los Angeles: Die Verleihung des Awards ist ein wichtiger Schritt, um LGBTIQ*-Themen in Medien sichtbar zu machen.

Nicht nur die Inhalte der Serie beleuchten LGBTIQ*- Themen, die tendenziell unterrepräsentiert sind. Auch die Auswahl der Schauspieler*innen ist besonders: Laut dem "Vogue Magazin" handelt es sich bei „Pose“ um die Serie mit den meisten queeren Schauspieler*innen in der Geschichte des US-amerikanischen Fernsehens. Teil des Casts sind beispielsweise die transsexuellen Schauspieler*innen Indya Moore und Angelica Ross.

Als erster offen schwuler schwarzer Schauspieler nominiert

Wie „Page Six“ berichtete, ist Porter nicht nur der erste offen schwule Afro-Amerikaner, der je einen Emmy für den „Besten Hauptdarsteller in einer Serie“ verliehen bekam. Er sei darüber hinaus auch der erste, der überhaupt für den Preis nominiert wurde.

Auf seinem Instagram-Account schrieb Porter, dass es lange keine Repräsentation gegeben habe von Menschen, die aussähen wie er. Er sei deshalb stolz darauf, der erste offen schwule schwarze Mann zu sein, der für den Emmy nominiert worden sei.

Auf dem Foto posiert er mit einem Martini Glas vor dem Spiegel und schreibt dazu: „Ihr wisst alle nicht, was dieser Moment mir bedeutet […] Das ist nicht für mich.. das ist für uns!“

Der 50-jährige Schauspieler und Sänger hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. So war er auf der Oscar-Verleihung in einem Smokingkleid aus schwarzem Samt erschienen, nachdem er auf Instagram angekündigt hatte: „Wenn du zu den Oscars kommst, musst dich auch in Schale werfen!“

Mit dieser Outfitwahl hatte er sich über traditionelle Vorstellungen von Maskulinität hinweggesetzt. In einem Interview mit "Vogue US" sagte er, dass er eine „wandelnde politische Botschaft“ sein wolle. Er wolle Erwartungen brechen und das Konzept von Maskulinität grundsätzlich in Frage stellen.

Viele Männer würden gern mit Mode spielen, aber sich nicht trauen, sagte Porter. Die Filmbranche gäbe zwar vor, inklusiv zu sein. Doch viele Schauspieler hätten Angst, aus der Reihe zu fallen oder als „feminin“ wahrgenommen zu werden und deshalb keine „maskulinen“ Rollen zu bekommen. Gegen solche veralteten Rollenbilder setzte sich der Schauspieler mit seinem modischen Statement zur Wehr. Er sei keine Drag Queen, sondern ein Mann in einem Kleid.

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Auch für seine Looks auf anderen Veranstaltungen wie der Met-Gala und der London Fashion Week erhielt der Schauspieler öffentliche Aufmerksamkeit. So ließ er sich bei der Met Gala als ägyptische Gottheit von sechs oberkörperfreien Männern auf einer Bahre tragen. Dazu trug er einen goldenen Overall, Flügel und einen auffälligen glitzernden Kopfschmuck.

Und bei der London Fashion Week setzte der Schauspieler noch eins drauf: Mehr als viermal am Tag wechselte er sein Outfit. Während er am Anfang noch einen pinken Blazer und Lackschuhe trug, erschien er wenig später in einem schwarz-weißen Jumpsuit und Peeptoes. Der britische "Guardian" schrieb dazu: „Weshalb Billy Porter das Beste ist, was der London Fashion Week passieren konnte.“

"Wenn heterosexuelle Männer schwul spielen, bekommen sie dafür einen Award"

Der Schauspieler möchte nicht nur durch seine Kleidungswahl auffallen - sondern auch durch sein schauspielerisches Talent. In einer Diskussion mit Hugh Grant und Richard Madden antwortete Porter auf die Frage, wann er gewusst habe, dass er es nach Hollywood geschafft hätte: „…als ich bereits 30 Jahre in dem Business gearbeitet hatte, aber erst Aufmerksamkeit erhielt, nachdem ich in einem Smokingkleid auf den Oscars erschienen war.“

Er erzählte, dass er aufgrund seiner sexuellen Identität und Hautfarbe lange arbeitslos gewesen sei. Die meisten Menschen hätten ihn auf diese zwei Aspekte reduziert. Wenn er überhaupt eine Rolle angeboten bekommen hätte, dann eine extravagante schwule.

„Wenn ‚extravagant' nicht in der Rollenbeschreibung stand, sah mich niemand darin. Das würde mich nicht so wütend machen, wenn es andersrum genauso wäre, aber so ist es nicht. Denn, wenn heterosexuelle Männer schwul spielen, will jeder ihnen einen Award dafür geben."

Ein wichtiger Schritt für queere Menschen in den USA

Mittlerweile hat Porter unter anderem in der Serie "American Horror Story" und den Musicals "Hair" und "Kinky Boots" mitgespielt. Im Jahr 2013 wurde er als "Bester Schauspieler in einem Musical" mit dem Tony Award ausgezeichnet und erhielt für seinen Beitrag zu "Kinky Boots" den Grammy für das "Beste Musical Theater Album"

Nach der Verleihung der Emmys schrieb „Page Six“ jetzt zurecht: „The category is: making history“. Die Verleihung des Preises ist indes nicht nur ein wichtiger Schritt für den Schauspieler. Angesichts der diskriminierenden Politik Trumps hat der Preis auch eine wichtige Bedeutung für queere Menschen in den USA.

Inga Hofmann

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