Urteil des Obersten Gerichts: Homophobie ist in Brasilien jetzt Straftat
Präsident Bolsonaro äußert sich immer wieder abfällig über Lesben und Schwule. Ein Gerichtsentscheid in Brasilien lässt nun aufhorchen.
In Brasilien hat das Oberste Gericht Homosexuellenfeindlichkeit zur Straftat erklärt. In der mit Spannung erwarteten Abstimmung votierten am Donnerstag (Ortszeit) sechs der elf Richter dafür, Homophobie als rassistische Straftat anzuerkennen, wie das Gericht in Brasília mitteilte. Verbrechen aus Hass gegen Homosexuelle sollen mit Gefängnisstrafen von einem bis fünf Jahren geahndet werden. Brasiliens rechtsextremer Präsident Jair Bolsonaro hat immer wieder mit Attacken gegen Schwule und Lesben Empörung ausgelöst.
Aktivisten der Homosexuellenbewegung hatten schon lange gefordert, Homophobie als Hassverbrechen anzuerkennen, das gegen die Verfassung verstößt. Sie begrüßten das Votum der Richter als Meilenstein. In den vergangenen Jahren haben in Brasilien Anfeindungen und Verbrechen gegen Lesben, Schwule und Transsexuelle zugenommen, wie die Organisation Grupo Gay de Bahia berichtet.
Im vergangenen Jahr seien 420 Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ermordet worden. Der linke Politiker Jean Wyllys, der als einziger Abgeordneter im Parlament seine Homosexualität öffentlich gemacht hat, musste nach Morddrohungen ins Ausland fliehen.
Bolsonaro hat sich immer wieder abfällig über Afrobrasilianer, Homosexuelle und Indigene geäußert. Er hätte lieben einen toten, als einen schwulen Sohn, hatte er in einem Interview gesagt. Im Parlament stellen Evangelikale eine der größten Gruppen. Auch sie lehnen Homosexualität ab. Mehrere Abgeordnete wie der Pastor Marco Feliciano präsentierten Gesetzesvorhaben zur angeblichen „Heilung von Homosexuellen“. Gleichzeitig ist in Brasilien die gleichgeschlechtliche Ehe ebenso gesetzlich erlaubt, wie das Recht homosexueller Paare, Kinder zu adoptieren. (epd)