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Ein Tweet der baden-württembergischen Landesregierung mit dem geschlechtsneutral formulierten Wort "Bürger*innen".
© Marijan Murat/dpa

Geschlechtergerechte Sprache: „Gendersternchen“ ist der Anglizismus des Jahres

Um das Gendern mit Sternchen entspannen sich regelmäßig hitzige Debatten. Jetzt hat das Wort Gendersternchen einen Preis bekommen: als Anglizismus des Jahres.

Das Wort „Gendersternchen“ ist der Anglizismus des Jahres. Eine Jury rund um den Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin kürte den Begriff am Dienstag als „klare Bereicherung des deutschen Wortschatzes“. Das Wort „Framing“ wurde als Publikumsliebling gewählt, und „nice“ erhielt den „Sonderpreis gesprochene Sprache“.

Die Jury begründete die Wahl des Begriffs „Gendersternchen“ mit der sprunghaften Verbreitung im Sprachgebrauch sowie mit der zentralen Bedeutung, die es in der Auseinandersetzung über die sprachliche Gleichbehandlung aller Geschlechter eingenommen habe. Auch zeige die Geschichte des Wortes, dass „die Entlehnung von Wörtern kein passiver Prozess ist, sondern dass Sprachgemeinschaften das entlehnte Wortgut produktiv zur Bildung neuer Wörter nutzen“.

Das Wort „Gendersternchen“ bezeichnet das typografische Zeichen (*), das bei Personenbezeichnungen zwischen der männlichen und der zusätzlich angefügten weiblichen Endung gesetzt wird, um neben Männern und Frauen auch Menschen mit anderer geschlechtlicher Identität miteinzubeziehen - zum Beispiel Freund*in.

Hitzige Debatte um die Aufnahme des Gendersternchens in den Duden

Im Sprachgebrauch findet sich laut Jury ab 2013 zunächst die Form „Gender Star“. Obwohl das Wort aus englischen Wortbestandteilen zusammengesetzt ist, handele es sich dabei um eine genuin deutsche Wortschöpfung - einen sogenannten „Scheinanglizismus“, so die Jury. Schon 2014 sei die englisch-deutsche Mischform „Genderstern“ üblich geworden.

Ab 2016 habe sich dann zunehmend die Verkleinerungsform „Gendersternchen“ durchgesetzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch sei das Wort erst 2018 angekommen, beflügelt durch hitzige Diskussionen um eine Aufnahme des Gendersternchens in die amtliche Rechtschreibung.

Das Wort „Framing“ bezeichnet die Darstellung eines Themas aus einer bestimmten Perspektive mittels sprachlicher Bilder, mit dem Ziel, bestimmte politische Positionen zu diesem Thema überzeugend zu vermitteln. Die Jury erläuterte, dass beispielsweise ein verbreitetes Framing von Steuern darin bestehe, sie sprachlich als Last darzustellen und Steuererleichterungen zu fordern; genauso gut könnte man sie als Investition in die Zukunft oder als Beitrag zu einer Solidargemeinschaft darstellen.

Das Wort „nice“ ist ein ursprünglich jugendsprachliches Synonym für „gut“ oder „toll“. Es habe sich seit einigen Jahren im Sprachgebrauch auch junger Erwachsener durchgesetzt. (KNA)

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