Gewaltstatistik: Fast jeden Monat ein homophober Übergriff im Regenbogenkiez
Zwischen Mai 2016 und März 2017 wurden rund um den Nollendorfkiez in Berlin-Schöneberg zwölf Menschen Opfer von homophoben Straftaten. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.
Fast jeden Monat eine homophobe Straftat im Schöneberger Regenbogenkiez – das geht aus einer parlamentarischen Anfrage hervor. Dabei gehen nur die wenigsten Opfer überhaupt gegen die Täter vor – die Dunkelziffer dürfte höher sein. Insgesamt zwölf Fälle von sogenannter Hasskriminalität hat die Polizei im Zeitraum von Mai 2016 bis März 2017 rund um den Nollendorfkiez erfasst. Davon wurden in acht Fällen Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Opfer von Straftaten, heißt es. Ein Blick auf die Zahlen des Vorjahres: Zwischen Juni 2015 und April 2016 hatte es erstmals seit Jahren nur eine einzige homophobe Straftat in dem Kiez gegeben.
Die Zahlen gehen aus der schriftlichen Anfrage des SPD-Politikers Tom Schreiber hervor, der die Kriminalitätsentwicklung im Regenbogenkiez jährlich abfragt. Der 38-Jährige wünscht sich eine bessere Polizeistrategie: „Es ist gut, dass die Polizei an öffentlichen Plätzen wie am Alexanderplatz auf Präsenz setzt. Die Attacken zeigen aber, dass die Beamten gerade auch im Kiez die Sicherheit herstellen müssen.“ Zudem betont Schreiber, dass die Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik nicht viel aussagen. „Viele Opfer erstatten erst gar nicht Anzeige, obwohl sie mit den Folgen der Tat lange leben.“ Auch der Senat spricht von einem Dunkelfeld, das „erheblich“ größer sei.
Im ersten Halbjahr 2016 wurden in Berlin 15 Personen wegen ihrer sexuellen Orientierung Opfer von Gewaltdelikten. Stadtweit gab es 2015 die meisten Delikte in Mitte (13), Friedrichshain-Kreuzberg (9) und Tempelhof-Schöneberg (7).