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Berlin-Treptow: Erstes Heim für queere Flüchtlinge eröffnet

Um homo- und transsexuelle Flüchtlinge vor Angriffen zu schützen, eröffnet in Berlin die erste Unterkunft nur für sie. 124 Plätze hat das Haus insgesamt.

Nein, eine Nullachtfünfzehn-Unterkunft habe er nicht anbieten wollen, sagt Hendrik Gaudl. Der Architekt ist Eigentümer eines schmucken, blitzblanken Neubaus mit Balkonen und bodentiefen Fenstern in Treptow, der jetzt die bundesweit erste Unterkunft für lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle (kurz: LSBTI) Flüchtlinge wird. Am Sonnabend war Tag der offenen Tür, am Dienstag ziehen die ersten 17 Bewohner ein. 124 Plätze hat das Haus insgesamt; es ist Erstaufnahmeeinrichtung und Gemeinschaftsunterkunft zugleich. Dadurch wird es möglich, Betroffene direkt aus der Turnhalle hierher zu holen, egal in welchem Teil des Asylverfahrens sie gerade sind.

Traumhafte Zustände im Vergleich zu anderen Unterkünften

Insgesamt 29 Wohnungen sind vorhanden, zwischen einem und vier Zimmern groß, verteilt auf sechs Etagen. Die Neuankömmlinge arbeiten sich quasi hoch: In den unteren Etagen leben jene, die erst am Beginn des Verfahrens stehen; hier ist die Erstaufnahmeeinrichtung. Deren Bewohner erhalten nach Auskunft von Stephan Jäkel vom Schwulenverband lediglich Sachleistungen. Wer dann registriert und im Verfahren ist, kommt in die Gemeinschaftseinrichtung und erhält Geldleistungen. Schick ist das Haus eigentlich auf jeder Etage – auch wenn die Einrichtung noch karg ist, so sind doch die Zustände hier traumhaft im Vergleich mit den Massenunterkünften, in denen derzeit die meisten Flüchtlinge in Berlin leben müssen. Als LSBTI-Person ist man verstärkt Anfeindungen ausgesetzt; das Haus soll den Bewohnern Schutz bieten. Es wird auch von der Polizei bestreift.

Refugees welcome - doch so einfach ist es für queere Flüchtlinge auch in Berlin nicht.
Refugees welcome - doch so einfach ist es für queere Flüchtlinge auch in Berlin nicht.
© dpa/Paul Zinken

Mehr als hundert gewalttätige Übergriffe gegen homosexuelle und transgeschlechtliche Flüchtlinge in den Unterkünften zählte allein der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg seit August. Das Gebäude hat die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) für fünf Jahre von Gaudl zu einem „marktüblichen Preis“ gemietet; als Betreiber der Unterkunft hat das Lageso die Schwulenberatung Berlin ausgesucht und vertraglich verpflichtet. Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) sprach von einem „besonderen Tag für die Regenbogenstadt Berlin“.

Dieses Interview erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.

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