Gedenken an Opfer von Orlando: Brandenburger Tor wird in Regenbogenfarben leuchten
Nach heftiger Kritik wird das Brandenburger Tor am Sonnabend in Regenbogenfarben leuchten - das gab der Regierende Bürgermeister Michael Müller bekannt.
Jetzt wird das Brandenburger Tor also doch als Gedenken an die Opfer von Orlando in Regenbogenfarben leuchten. Nach heftiger Kritik aus der lesbischschwulen Community soll Berlins berühmtes Wahrzeichen am Sonnabend im Rahmen einer Mahnwache in den Symbolfarben der homosexuellen Emanzipationsbewegung angestrahlt werden. Das gab der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Donnerstagnachmittag bekannt.
Berlin stehe auf der ganzen Welt für Freiheit und Vielfalt, heißt es in der Erklärung Müllers, der sich in den Tagen zuvor nicht zu dem Anschlag in Orlando geäußert hatte: „Wir in Berlin wissen aus eigener Erfahrung, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist und immer wieder verteidigt werden muss“.
Der Anschlag von Orlando sei ein Anschlag auf die Freiheit, die unteilbar sei: „Sie gilt für alle. Sexuelle Orientierung, Geschlecht, Herkunft oder Religion dürfen niemals zur Einschränkung der Freiheit führen.“ Mit der Beleuchtung des Brandenburger Tores „in den Regenbogenfarben der LGBTI-Bewegung im Herzen Berlins sendet die deutsche Hauptstadt ein Signal des Mitgefühls“. Mit „LGBTI“ meint Müller Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle, LGBTI ist die englische Abkürzung der Begriffe.
Initiiert haben die Beleuchtung zwei Drag Queens
Aufgerufen zu der Mahnwache hatten am Dienstag die bekannten Drag Queens Margot Schlönzke und Ryan Stecken. Schon da hatten die beiden beim Regierenden angefragt, ob das Tor in den Regenbogenfarben angeleuchet werden könne. Doch die Senatskanzlei ließ sich mit der Genehmigung Zeit. „Jetzt sind wir bewegt, begeistert und auch stolz, dass es klappt“, sagt Schlönzke. Für sie ist es ein „wichtiges Signal der Solidarität“ mit Lesben, Schwulen und Transgender, denen der Anschlag von Orlando galt – und auch ein wichtiges Zeichen „in alle Richtungen“ in der Welt, wo Homosexuelle unterdrückt werden.
Das Tor werde am Sonnabend wahrscheinlich ab 21 Uhr 45 erleuchtet, sagt Schlönzke – also 45 Minuten nach dem geplanten Beginn der Mahnwache. Schon jetzt haben auf Facebook Tausende signalisiert, dass sie kommen wollen. Die Namen der 49 Toten in dem schwul-lesbischen Club „Pulse“ in Orlando sollen verlesen werden, der amerikanische Botschafter spricht. Mehrere Sängerinnen und Sänger treten auf – genauso wie eine Drag Queen aus dem „Pulse“, die zum Zeitpunkt des Attentats nur durch Zufall nicht in Orlando, sondern in Berlin war. Die Veranstalterinnen bitten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kerzen mitzubringen, die zum Gedenken angezündet werden sollen.
In den letzten Tagen hatte es viel Kritik gegeben, dass Berlin – anders als zum Beispiel Paris, Sydney oder New York – nicht sofort sein berühmtestes Wahrzeichen angeleuchtet hatte. Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel wurden schließlich auch binnen eines Tages die Tricolore beziehungsweise die belgischen Landesfarben an das Tor projiziert.
Der LSVD bittet Merkel, sich beim CSD einzubringen
So hatte Daniel Wesener, der Vorsitzende der Berliner Grünen, gemeinsam mit Volker Beck in einem Schreiben an Müller kritisiert, dass man „gerade von so einer vielfältigen, bunten, queeren Stadt wie Berlin ein deutliches Zeichen der Solidarität und Anteilnahme“ erwartet hätte. Ähnlich formuliert war auch ein Brief des Berliner Lesben- und Schwulenverbands (LSVD), der an Müller und an Bundeskanzlerin Angela Merkel ging. An Merkel formulierte der LSVD die zusätzliche Bitte, „sich bei einer der zahlreichen Aktivitäten um den Christopher Street Day erstmals einzubringen“. Jetzt teilte der LSVD mit, die Beleuchtung sei „ein wichtiges Signal“: „Homophobie und Transphobie sind eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“
Warum die Entscheidung über die Beleuchtung so lange dauerte und warum die Stadt nicht selber auf die Idee dazu kam – darauf ging Müller in seiner Erklärung nicht ein. Aus Senatskreisen ist zu hören, man gehe „sehr zurückhaltend“ mit der Beleuchtung des Brandenburger Tor um. Daher habe man sorgfältig überlegen müssen. Paris und Brüssel seien Partnerstädte Berlins, Orlando dagegen nicht.
Tom Schreiber, der queerpolitische Sprecher der SPD, begrüßte die Entscheidung. Auch in Berlin erlebe man Hassgewalt und Homophobie. Deshalb sei es wichtig, deutlich zu machen, dass jede Form dieser Gewalttaten verfolgt werde. Schreiber zeigte sich indes enttäuscht, dass die Beleuchtungsfrage von Verbänden wie dem LSVD „genutzt werde, um sich öffentlich zu profilieren“. Er selbst habe bereits am Dienstag per Mail an die Senatskanzlei gefragt, ob das Tor beleuchtet werden könne. Stefan Evers, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, regte an, das Tor abwechselnd in Regenbogenfarben und dann in den amerikanischen Landesfarben leuchten zu lassen.
Für Veranstalterin Margot Schlönzke ist es wichtig, dass es jetzt überhaupt zu der Beleuchtung kommt. Sie hofft, dass auch viele heterosexuelle Menschen zur Mahnwache kommen: „Es wäre schön, gemeinsam ein Zeichen zu setzen.“
Dieser Text erscheint auf dem Queerspiegel, dem queeren Blog des Tagesspiegels. Themenanregungen und Kritik gern im Kommentarbereich etwas weiter unten auf dieser Seite oder per Email an:queer@tagesspiegel.de.
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Tilmann Warnecke, Annette Kögel
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