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Auch schon 25 Jahre her. Das Foto entstand bei Madonnas Auftritt im Jahr 1990 in Dortmund. Legendär: Ihr Gaultier-Outfit.
© dpa

Homo oder hetero, Madonna oder Schlager: 10, 15, 20 Jahre: Die Party-Dauerbrenner von Berlin

Zwei Geburtstage und ein Prinzip: Clubs sterben in Berlin, Party-Reihen bleiben. "Irrenhouse" und "Madonnamania" seit genau 15 Jahren, manche sogar noch länger. Ob homo oder hetero, von Hafenbar bis GMF - hier sind die Dauerbrenner des Nachtlebens.

Berlins Partyszene ist ständig in Bewegung? Stimmt schon, aber irgendwie auch nicht. In der Stadt, in der jeden Tag mindestens ein halbes Dutzend Events zu starten scheinen, während genauso viele wieder in der Versenkung verschwinden, gibt es erstaunlich viele Konstanten im Nachtleben. In den kommenden Tagen feiern gleich zwei Partys ihr 15-jähriges Bestehen. Wir haben nach weiteren Methusalems Ausschau gehalten.

Live is a mystery: Am 16. August haben vermutlich keine 57 Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte geflackert- jedenfalls ist nichts Gegenteiliges bekannt geworden. Schließlich ist Madonna ja das ewige „Material Girl“. Und so wie die Pop-Veteranin alterslos zu sein scheint, ist die ihr gewidmete Party im SchwuZ frisch wie am ersten Tag vor 15 Jahren. Ja, auch „Madonnamania“ feiert diesen Monat Geburtstag. Der Name ist natürlich Musikprogramm, auch wenn inzwischen mal Songs anderer Pop-Ikonen gespielt werden. Weil sich nach dem 28. Remix von „Like a Prayer“ auch dem allergrößten Madonna-Fan die Trommelfelle verhärten, steigt die Party zum Glück auch nur etwa alle Vierteljahre. Rollbergstraße 26, Neukölln, ab 23 Uhr.

Nina Queer.
Nina Queer.
© Promo

Fröhlich sein und singen: Ein dickes Ding sollte der 15. Geburtstag werden. Szenestar Nina Queer, der glamouröseste Ösi-Import seit Romy Schneider, hatte gleich zwei Locations für ihr Jubiläums-„Irrenhouse“ belegt. Gefeiert wurde nicht nur im Comet-Club an der Oberbaumbrücke, wohin die Party 2012 nach den Gründerjahren im Geburtstagsclub in Prenzlauer Berg gezogen war, sondern auch im benachbarten Magnet- Club. Wie jeden dritten Sonnabend im Monat tanzte ab 23 Uhr das vorwiegend schwule Partyvölkchen, und zwar zu House, Pop und Schlager – dieses Mal alles nur ein bisserl größer und mit 100-Meter-Kuchenbüfett. Und „Berlins beste Drag Show live on Stage“. Falckensteinstraße 47, Kreuzberg, jeden dritten Sonnabend im Monat ab 23 Uhr.

Entspannt und draußen: Es gab Zeiten, da stand ein Zelt zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie: In der Außenstelle des BKA-Theaters entstand die wohl älteste Partyreihe Berlins: 1992 tanzten Fans der ganz normalen Musikmischung („Die Hits der 70er“ bis „Das beste von heute“) zum ersten Mal; nach Gastspielen im Huxley’s und dem Goya, ist „Ma Baker“ nun in der Kalkscheune zu Hause. Alle zwei Wochen, im Sommer besonders toll, weil auch draußen. Ein Hauch von diesem Berlin-Gefühl, von dem alle träumen, nur ohne heiliges Hipster-Generve. Alle zwei Wochen sonnabends, Johannisstraße 2, Mitte, 21 Uhr.

Entspannt und drinnen: Im Auge des Touristen-Orkans in Mitte ist es zwar nicht ruhig, aber man kann auch ruhigen Gewissens ausgehen. Ähnlich lange, ähnlich normal, ähnlich toll wie in der Kalkscheune (nur ohne draußen) geht es in Clärchens Ballhaus zu. Hier wird getanzt wie in den Zwanzigern des letzten und des aktuellen Jahrhunderts und das sogar mit Garderobe, Bockwurst und Live-Tanzkapelle ab 23 Uhr. Freitag und Sonnabend: Schwoof in Clärchens Ballhaus, Auguststraße 24, Mitte, ab 20 Uhr.

Geordnetes Drunter und Drüber: Hier sucht die Chefin selbst die Gäste aus: Seit 21 Jahren gibt es den KitKatClub, und Mitgründerin Kirsten Krüger hat ein Auge aufs Publikum, das hier freizügige Bespaßung sucht und findet. Schließlich heißt das Motto „Partys für zivilisierte Leute“, die in den Räumen des Sage Clubs am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße steigen. Sonnabend lautet der Dresscode Fetisch, Lack, Leder, Uniform, Gothic und – Abendgarderobe (also vielleicht mal nicht im „Jack&Jones-Outfit aufschlagen). Die anschließende Sause am Sonntag ab 9 Uhr kommt dagegen ohne Klamotten-Code aus – übrigens eine der ältesten After-Hour-Partys der Stadt (es naht der 13. Geburtstag). Auf www.kitkatclub.org wird alles zum „Kitti“ erklärt, inklusive Presseschau (samt Tagesspiegel). Köpenicker Str. 76, Mitte, Sonnabend ab 23 Uhr.

Wie mein Name an der Tür: Es kann zu Schlangenbildung kommen. Und zu Gedächtnisschwund. Wer es geschafft hat, um die Ecke von Invaliden- zur Chausseestraße, bis zur blau-weiß-gestreiften Tür, der hat die größte Hürde überwunden – die des guten Geschmacks mal ausgenommen. Wenn sich die Tür wieder schließt, Treppe hoch, bleibt bei vielen nur ein schwarzes Loch. „Ich war mal da, aber ich kann mich an nichts erinnern“, ist der meistgesagte Satz. Was in der Hafenbar passiert, bleibt in der Hafenbar. Seit 1996 singen hier jeden Freitag „Stimmen in Aspik“. Ende des Jahres soll Schluss sein – aber Hafenbar-Fans wissen: Wunder gibt es immer wieder. Chausseestraße 20, Mitte, ab 21 Uhr.

Die ewige Suche: Berlin ist Hauptstadt der Alleinlebenden, erstaunlich, dass es da nur eine echte Single-Party gibt. Wahrscheinlich, weil die eigentliche Kennenlernsause in der Hafenbar steigt (siehe oben) oder gleich auf den einschlägigen Dating-Apps. Die einzige offizielle Party-Partner-Börse namens „Fisch sucht Fahrrad“ gibt es aber schon ewig, früher in der Kalkscheune, jetzt im Pirates. Alle zwei Wochen freitags, nächster Termin 28.8. Mühlenstr. 78-80, Friedrichshain, ab 21 Uhr.

Früher ist alles besser? Es gab mal eine Zeit, da musste Berlin unbedingt ausgeschlafen sein, weshalb die After-Work-Partys erfunden wurden. Unter der Woche konnte man früh am Abend losfeiern, so gegen 1 Uhr war aber Schluss, damit man am nächsten Morgen ausgeruht sein Bestes in der Werbeagentur geben konnte.

Allerdings wirkte es irgendwie nie so richtig cool, gerade dann nach Hause zu fahren, wenn sich die wahren Partygänger gerade auf den Weg ins traditionell spät startende Nachtleben aufmachten. Kein Wunder, dass die Nach-der-Arbeit-Fêten meist wieder eingeschlafen sind. Eine der wenigen, die blieb, ist die After-Work-Lounge in der „Trompete“ am Lützowplatz – vielleicht, weil Ben Becker den Laden einst mitgegründet hat? Zur besten Abendbrotzeit ab 19 Uhr gibt’s Cocktails, ab 21 Uhr darf getanzt werden. Und das seit immerhin schon mehr als zehn Jahren. Lützowplatz 9, Tiergarten, Donnerstag 19 Uhr.

Immer wieder sonntags: Es gibt wenige Events in Berlin, die so oft die Location gewechselt haben wie die Party von Veranstalter Bob Young. Allerdings war dafür auch genügend Zeit. Denn 2016 steht beim GMF bereits der 20. Jahrestag an. So mancher Junge, der auf der Sonntags-Party zu House und Pop herumtanzt, dürfte wohl kaum noch wissen, dass eine Legende Pate beim Namen stand: der WMF-Club. Dessen Name stammte wiederum vom Stammhaus der Württembergischen Metallwarenfabrik, kurz „WMF“, in der Leipziger Straße, das Musiaktivisten in der wilden Nachwendezeit als Partyort benutzt hatten. Und 1996 bekam das WMF eben den „Gay“MF-Ableger. Dieser rankt sich nach letzten Stationen im WeekEnd und Café Moskau nun durch den 2BE-Club. Klosterstraße 44, Mitte, Sonntag 23 Uhr.

Tausend Takte Tanzmusik: Keiner hat sie je gezählt, die Walzerdrehungen und Discofox-Schritte in den mehr als 20 Jahren Café Fatal. Jeden Sonntag gibt es ab 19 Uhr zunächst den Tanzkurs, bei dem sich Anfänger keinesfalls schämen müssen, sollte der große Zeh des Tanzpartners unter Druck geraten. Und Könner haben ja eh den Dreh raus und dürfen die bewundernden Blicke aus den Augenwinkeln der Grobmotoriker genießen. Der Spaß ist garantiert, wenn Frau mit Frau, Mann mit Mann oder Frau mit Mann durchs "SO" schweben, vor allem bei der schmissigen Tanzmusik, die nach dem Kurs von DJs fix gemixt wird. Aber je später die Stunde, desto disco der Sound: Bis zum Partyende weit nach Mitternacht wird bei bei Rock, Pop und Schlager noch eine Kelle draufgelegt. Und wenn "Moskau" von der legendären Ralph-Siegel-Truppe "Dschings Khan" aus den Boxen quillt, hebt sich das Dach der SO-36-Hütte.. Oranienstraße 190, Kreuzberg, Sonntag, 19 Uhr.

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