Drogen: Zwei Tote nach Marihuana-Legalisierung in Colorado
Marihuana-Konsum hat im US-Bundesstaat Colorado zu zwei Todesopfern geführt. Nicht die Droge selber führte zu den Opfern, es war der Rausch, der zu unüberlegten Handlungen führte. In Kanada gibt es Marihuana jetzt aus dem Automaten.
Der US-Bundesstaat Colorado verzeichnet nur fünf Monate nach der Legalisierung von Marihuana eine durchwachsene erste Bilanz. Einem „New York Times“-Bericht vom Sonntag zufolge kamen seit Januar zwei Menschen wegen der Droge ums Leben. Gleichzeitig sei die Zahl der Raubüberfälle und Gewaltverbrechen im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um bis zu 4,8 Prozent gesunken. Der Staat habe 12,6 Millionen Dollar (9,2 Mio. Euro) an Umsatzsteuern eingenommen.
Colorado ist bisher der einzige US-Staat, der Marihuana zum freien Konsum verkauft, also nicht nur für medizinische Zwecke. Der Staat Washington im Nordwesten der USA, dessen Bürger sich bei einer Wahl ebenfalls für die Freigabe ausgesprochen hatten, zieht im Sommer nach.
Ein Student sprang vom Balkon, ein Ehemann erschoss seine Frau
Bei den Drogentoten in Colorado handelt es sich der „New York Times“ zufolge zum einen um einen Austauschstudenten. Er sei vom Balkon gesprungen, nachdem er Marihuana-Kekse gegessen habe. Zum anderen sei eine Frau von ihrem Mann im Rausch erschossen worden. Ein knappes Dutzend Kinder und Jugendliche sei zudem nach dem Verzehr von Marihuana-Keksen und -Bonbons im Krankenhaus gelandet.
In Kanada verkaufen erstmals Automaten Drogen
Er sieht aus wie einer dieser Süßigkeitenautomaten auf Bahnsteigen. Doch das Modell im kanadischen Vancouver spuckt weder Schokoriegel noch Gummibärchen aus. Wer hier ein paar Münzen einwirft, kann zwischen unterschiedlichsten Sorten Cannabis wählen. Für vier kanadische Dollar (2,70 Euro) gibt die Maschine ein versiegeltes Plastiktütchen mit einem Gramm der Sorte "Cotton Candy" frei. "Purple Kush" kostet zwei Dollar mehr. Das beste Gras sei "Pink Kush", empfiehlt Chuck Varabioff. Varabioff ist der Chef der British Columbia Pain Society, einer von 400 Abgabestellen in Vancouver, in denen Marihuana an Schmerzpatienten verkauft wird. Und die erste, in der Automaten den Verkauf übernehmen. Cannabis wurde 1923 in Kanada verboten und gilt bis heute als illegale Droge. Doch die medizinische Anwendung ist seit 1999 erlaubt. Ein Gerichtsurteil vom April hat einen regelrechten Haschisch-Boom ausgelöst. Seither dürfen lizensierte Unternehmen Cannabis anbauen und vertreiben - bisher versorgten 30.000 Kleinproduzenten, die den Hanf zu Hause züchteten, den Markt. Die medizinischen Abgabestellen sind ein relativ neues Phänomen. Über Jahrzehnte wurde Hasch auf der Straße gehandelt. Vor zehn Jahren schätzte eine Studie des Fraser Institute den Umsatz dieses illegalen Handels auf sieben Milliarden kanadische Dollar (4,7 Milliarden Euro) allein in der Provinz British Columbia.
Es wird streng kontrolliert
Es werde streng kontrolliert, wer in der British Columbia Pain Society einkaufe, versichert der Betreiber. Nur wer mindestens 19 Jahre alt sei und ein Rezept von einem Arzt oder Heilpraktiker vorweisen kann, werde zu den Automaten vorgelassen. Das Tütchen mit den getrockneten Hanfblättern dürfen die Kunden mit nach Hause nehmen oder vor Ort rauchen.
Wie Justin Johnson. Johnson sitzt an dem mit einer Lüftungsanlage ausgestatteten Tisch und inhaliert den Rauch aus einer gläsernen Pfeife. Er fühle sich "bekifft, ein bisschen euphorisch und unruhig", sagt er lächelnd. "Und sofort sind all meine Schmerzen verschwunden." Er kiffe, seit er sich bei seiner Arbeit als Koch den Rücken verletzt habe, als er einen Sack Kartoffeln hoch hob, erklärt Johnson.
In Zukunft will Ladenbetreiber Varabioff auch in Krankenhäusern und Altenheimen Hasch-Automaten aufstellen. Er glaubt an die schmerzlindernde Wirkung von Cannabis, seit er einen älteren Verwandten hat leiden sehen. Varabioff selbst verzichtet jedoch auf das Hasch-Pfeifchen: Er hat Asthma. (dpa/AFP)