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Am Internationalen Frauentag demonstrieren jedes Jahr Frauen für mehr Gleichberechtigung.
© imago/IPON

Internationaler Frauentag: Wo auf der Welt der 8. März ein Feiertag ist

In Berlin, aber auch in anderen Ländern, haben die Menschen am Freitag frei. Nicht überall bedeutet das Gleichberechtigung.

Seit Mitte der siebziger Jahre feiern die Vereinten Nationen am 8. März den Internationalen Frauentag. Jedes Jahr gehen Frauen auf der ganzen Welt auf die Straßen, um mehr Gleichberechtigung zu fordern. In Berlin hatte das Abgeordnetenhaus im Januar beschlossen, eben diesen Tag zum zusätzlichen Feiertag zu erklären. Der Rest der Bundesrepublik muss arbeiten. Und auch im internationalen Vergleich sieht es schlecht für den Frauen-Feiertag aus. Denn wenn er weltweit gefeiert wird – frei haben die Menschen nur in 27 Ländern.

Meist sind es ehemalige Sowjetrepubliken, aber auch einige afrikanische Länder. Berlin ist bisher die einzige Stadt weltweit, die dem Tag diese besondere Ehre zukommen lässt. Dabei wurde im Vorfeld viel diskutiert. Lediglich ein Drittel der Befragten waren dafür, wie das Meinungsforschungsinstitut Civey herausfand. Gabriele Jähnert, Geschäftsführerin des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt-Universität zu Berlin, wundert die ambivalente Einstellung nicht. „Besonders Menschen aus den Gebieten der ehemaligen DDR sehen den Tag vielleicht skeptisch. Denn damals wurden den Frauen zwar Blumen geschenkt, aber die gesellschaftlichen Strukturen nicht in Frage gestellt.“ So zum Beispiel wurden keine Debatten angestoßen, ob Männer nicht auch mal die Wäsche waschen sollten oder in der Chefetage mehr Frauen von Nöten wären.

Wie ist der Frauentag entstanden?

Den Ursprung hat der Tag in den sozialistischen Bewegungen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die ersten Anregungen gaben Fabrikarbeiterinnen in den USA, die für gleiche Löhne demonstrierten. 1907, auf der ersten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz, fordert die deutsche Sozialistin Clara Zetkin das allgemeine Frauenwahlrecht. 1910, bei der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz, beschließen 100 Delegierte aus 17 Ländern die Einführung des Internationalen Frauentages. Hauptziel ist, das Frauenwahlrecht weltweit zu verankern.

Immer wieder ändert sich das Datum des Tages, bis 1921 der 8. März als Internationaler Frauentag festgelegt wird. Nachdem das Wahlrecht in vielen europäischen Ländern erreicht wird, rücken andere Ungleichbehandlungen in den Mittelpunkt der Forderungen – Arbeitsschutzgesetze zum Beispiel oder die Forderung nach dem gleichen Anspruch auf Bildung.

Der Frauentag in der Sowjetunion

Während also im Westen der 8. März für viele Frauen ein Kampftag für mehr Rechte blieb, waren nach der Oktoberevolution 1917 in der Sowjetunion zumindest offiziell alle Menschen gleichberechtigt. Von nun an wurden an diesem Datum die Errungenschaften der Revolution gelobt – der Frauentag wurde zum Feiertag. Frühere Südosteuropa-Korrespondenten erinnern sich, wie Nelken den Frauen bei Betriebs- und Schulfeiern zu „Ehren des Internationalen Frauentags“ überreicht wurden.

„Der Betrieb, in dem meine Mutter arbeitete, hat oft um den 8. März herum für die Frauen eine Fahrt nach Triest organisiert und von dort hat sie dann „amerikanische“ Jeans und sich italienische Ledertaschen mitgebracht“, sagte Korrespondentin Eldina Jasarevic in einem ARD-Interview 2015. Doch schnell wurde die ursprüngliche Bedeutung des Tages vergessen und der Tag auch als „Muttertag“ zelebriert, an dem Kinder Aufsätze schreiben oder Mutterlieder singen mussten. In vielen ehemaligen Staaten der Sowjetunion blieb er als Feiertag erhalten.

Vorbild Berlin?

Die historischen Hintergründe sind eines der Argumente jener Feministinnen, die fordern, den Tag ganz abzuschaffen. So schrieb die Publizistin Alice Schwarzer auf ihrer Homepage, „die Übernahme des sozialistischen Muttertags als unser Frauentag für Feministinnen ist, gelinde gesagt, der reinste Hohn.“ Gabriele Jähnert findet, dass es darauf ankommt, den Tag richtig zu nutzen. Um auf Probleme aufmerksam zu machen, zum Beispiel. Neben dem Thema, dass Frauen mit vergleichbaren Jobs immer noch weniger verdienen als Männer, sollten sexuelle Gewalt und die besonderen Bedingungen und Interessen unter Frauen stärker in den Blick genommen werden. „Auch Frauen mit Migrationshintergrund und aus nicht-akademischen Familien müssen mehr gefördert werden“, findet Jähnert.

Den 8. März zu nutzen, um eine Debatte um gleiche Rechte voranzutreiben – darin könnte Berlin mit seinem neuen Feiertag nun Vorreiter werden. Denn in vielen der anderen Länder, in denen Frauen an diesem Datum nicht arbeiten müssen, sind ihre Rechte nur sehr unzureichend durchgesetzt. Wie eine UN-Datenbank zu Gewalt gegen Frauen zeigt, wurden 2014 immer noch 83 Prozent der Frauen in Eritrea genital verstümmelt. Die Hälfte der Frauen in Uganda sind sexueller Gewalt durch ihre Partner ausgesetzt. In Vietnam liegt der Anteil der Frauen, die durch ihre Partner sexuelle Gewalt erfahren, bei 34 Prozent. In Deutschland sind es 22 Prozent – also fast ein Viertel.

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