Kunstraub in Dresden: Was bisher zum Diebstahl im Grünen Gewölbe bekannt ist
In Dresdens Schatzkammer wurde am Montagmorgen eingebrochen. Teile der historischen Sammlung wurden entwendet. Alle wichtigen Informationen im Überblick.
Am frühen Montagmorgen sind Unbekannte in das Grüne Gewölbe, Dresdens Schatzkammer, eingebrochen. Die Einbrecher haben einen Juwelenschmuck von unschätzbarem Wert entwendet. Die Polizei hat eine Sonderkommission einberufen. Die Ermittlungen vor Ort dauern noch an.
Wie ist der Diebstahl abgelaufen?
Zwei Täter haben laut der Polizei am frühen Montagmorgen im Westflügel des Dresdner Residenzschlosses ein Fenstergitter durchtrennt und die Scheibe eingeschlagen. Sie seien zielsicher auf eine Vitrine zugegangen und hätten diese mit einer Axt zertrümmert. Die Tat habe insgesamt nur wenige Minuten gedauert.
Was wurde aus dem Günen Gewölbe geklaut?
Es wurden drei wertvolle Juwelengarnituren aus dem 18. Jahrhundert gestohlen. Sie umfassen rund 95 Einzelstücke mit Brillanten und Diamanten, wie der Direktor des Grünen Gewölbes, Dirk Syndram, in Dresden erklärte. Ob tatsächlich alle Stücke aus der betroffenen Vitrine entwendet wurden, war am frühen Nachmittag unklar, da der Tatort noch untersucht wurde. Am Nachmittag sollen Fotos der entwedeten Kunstschätze veröffentlicht werden.
Welchen Wert haben die gestohlenen Kunstschätze?
Die betroffenen Juwelengarnituren, die von August dem Starken in Auftrag gegeben wurden, seien von unschätzbarem kunst- und kulturhistorischem Wert, sagte Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann.
Der Materialwert sei „gar nicht so hoch zu bewerten wie der Wert der Vollständigkeit“ der Garnituren. „Es gibt keinen finanziellen Wert, mit dem wir arbeiten“, betonte Ackermann. Aufgrund der Bekanntheit der Stücke hoffe sie, dass sie dadurch „auch dem Markt entzogen“ seien. Die "Bild"-Zeitung hat zuvor von einem Wert der entwendeten Kunstschätze in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro gesprochen.
Wann wurde die Polizei informiert?
Um 4.59 Uhr am Montagmorgen hat die Sicherheitszentrale des Grünen Gewölbes die Polizei alarmiert, die fünf Minuten später vor Ort war. Um 5.05 Uhr gab es einen ersten Hinweis auf ein Fluchtfahrzeug. Kurze Zeit später, um 5.09 Uhr, nahmen 16 Streifenwagen die Fahndung im Stadtgebiet auf. Die Kriminalpolizei traf um 5.08 Uhr das erste Mal am Tatort ein. Seit 7 Uhr werden die Spuren vor Ort gesichert.
Was ist zu den Tätern bekannt?
Auf Videos aus dem Juwelenzimmer sind zwei Personen zu sehen, die Polizei geht bislang auch von zwei Tatverdächtigen aus. Bislang wird das Videomaterial noch ausgewertet. Im Laufe des Nachmittags sollen die Täter mit Fotos zur Fahndung freigegeben werden. Laut dem Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa könnte es aber weitere Beteiligte geben. Bislang gebe es "keinen Fahndungserfolg", so Kubiessa.
Da die Täter durch ein kleines Loch in das Juwelenzimmer eingestiegen sind, wurde in Medienberichten gemutmaßt, dass es sich um „auffällige kleine Täter“ handele. Laut Kubiessa kann die Polizei diese Angabe nicht bestätigen.
In welchem Zusammenhang steht der Brand des Stromkastens in der Nähe des Tatorts?
Gegen 5.20 Uhr wurde ein brennender Stromkasten unter der Augustusbrücke in der Nähe der Residenz gemeldet. Die Polizei prüft derweil, ob ein Tatzusammenhang besteht. Der brennende Stromverteilerkasten könnte die Stromzufuhr der Kunstsammlung lahmgelegt haben. Fest steht bereits, dass die Straßenlaternen im Bereich des Residenzschlosses am frühen Morgen ausfielen und dort laut Polizei "völlige Dunkelheit" herrschte.
Die Täter flüchteten mit einem Audi A6 vom Tatort. Wenig später wurde ein baugleiches Fahrzeug in einer Tiefgarage im Dresdner Stadtgebiet in Brand gesetzt. Zur Stunde untersuchen die Ermittler das Wrack nach möglichen Spuren.
Wie geht die Polizei nun weiter vor?
Die Polizei in Dresden hat eine Sonderkommission mit zehn Ermittlern gegründet. Auch das Landeskriminalamt ist involviert. Außerdem hat die Dresdner Polizei Kontakt zu Ermittlern in Berlin aufgenommen. Sie stünden in Kontakt mit den Berliner Kollegen, um zu sehen, „was es für Zusammenhänge, was es für ähnliche Tatmuster gibt“, sagte der Leiter der Kriminalpolizei, Lange. In Berlin war im Frühjahr 2017 aus dem Bodemuseum die 100 Kilogramm schwere Goldmünze „Big Maple Leaf“ gestohlen worden.
In dem Prozess um den Diebstahl der Goldmünze müssen sich vier Männer verantworten. Drei der 20- bis 24-Jährigen gehören zur Großfamilie R. Sie sollen in der Nacht zum 27. März 2017 durch ein Fenster der Herren-Umkleidekabine im zweiten Stock in das Museum eingestiegen sein. Mit einem Rollbrett, einem Seil und einer Schubkarre hätten sie die Münze zu einem Auto geschafft. Der vierte Mann soll als damaliger Wachmann im Museum wichtige Hinweise gegeben haben. Von „Big Maple Leaf“ mit einem Goldwert von rund 3,75 Millionen Euro fehlt seitdem jede Spur. (mit dpa und AFP)