Auch Zugverkehr behindert: Warnung vor schwerer Sturmflut an der Nordseeküste
Eine Bundesbehörde befürchtet eine schwere Sturmflut für das Hamburger Elbgebiet, Ost-und Nordfriesland. Gegen 2 Uhr könnte der Scheitelpunkt erreicht sein.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat seine Sturmflut-Warnung verschärft. Für die deutsche Nordseeküste bestehe nun die Gefahr einer schweren Sturmflut, teilte das BSH am Samstagabend mit. Die Wasserstände im Hamburger Elbgebiet könnten 2,5 bis 3 Meter höher sein als das mittlere Hochwasser.
Der Scheitelpunkt soll am Sonntagmorgen gegen 1.50 Uhr erreicht werden. Auch für Ost- und Nordfriesland bestehe den Angaben nach eine Warnung vor einer schweren Sturmflut.
Zuvor hatten die BSH-Experten an der Elbe in Hamburg mit Wasserständen von 2 bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser gerechnet. An der Nordseeküste spricht man von einer Sturmflut, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft. Von einer schweren oder sehr schweren Sturmflut wird erst ab Werten von 2,5 beziehungsweise 3,5 Meter gesprochen.
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Das Sturmtief in Norddeutschland führt auch zu massiven Problemen im Bahnverkehr. Der Fernverkehr in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen sei für etwa 50 Minuten eingestellt worden, mittlerweile aber wieder angelaufen, sagte ein Bahnsprecher am Samstagabend in Berlin. Als Grund nannte er Sturmschäden.
Betroffen sind den Angaben zufolge insbesondere die ICE-Strecken zwischen Hamburg und Bremen sowie zwischen Hamburg und Berlin. Dort komme es auch weiterhin zu großen Beeinträchtigungen, sagte der Sprecher weiter.
Stürmische Böen auch in Berlin und Brandenburg
Im Regionalverkehr gibt es der Bahn zufolge ebenfalls Zugausfälle und Verspätungen. Reisende und Pendler sollten sich vor Fahrtantritt über die Webseite, die App oder telefonisch informieren, ob ihr Zug wie geplant fährt.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Samstag vor Sturm bis hin zu Orkanböen an der Küste und in der Nordosthälfte des Landes. „Der Höhepunkt des Sturms wird in der kommenden Nacht zum Sonntag erwartet“, sagte ein DWD-Meteorologe in Offenbach.
Wie der DWD mitteilte, verstärken sich die Winde vielerorts in Niedersachsen im Laufe des Abends und können an den Küsten Geschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometer pro Stunde erreichen. Vereinzelt seien in Schleswig-Holstein und an exponierten Abschnitten der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern auch Orkanböen der Windstärke zwölf mit Geschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde nicht ausgeschlossen.
Die Berliner und Brandenburger müssen sich ebenfalls auf ein stürmisches Wochenende einstellen. Am Abend sollte es vermehrt zu stürmischen Böen, in der Uckermark sogar vereinzelt zu orkanartigen Böen kommen. In der Nacht zum Sonntag sei mit schweren Sturmböen zu rechnen, warnte der DWD.
In Nordrhein-Westfalen erwarten die Menschen Regen, Schneeschauer und teils stürmische Böen. Laut DWD lässt der Wind am Sonntag im Tagesverlauf nach, der Tag verlaufe dann überwiegend recht freundlich - bei Höchsttemperaturen zwischen vier und acht Grad. „In der Nacht zum Montag und am Montag droht dann neues Ungemach“, so der Meteorologe.
Ein Tief sorge für Regen und Schnee oberhalb von 200 bis 400 Metern im ganzen Land. Dazu wehe vor allem im Westen und Südwesten stürmischer Wind. Das wechselhafte und sehr windige Wetter ändere sich auch in den kommenden Tagen nicht.
Fährverkehr in Mecklenburg-Vorpommern teils eingestellt
Wegen der Sturmwarnung für Mecklenburg-Vorpommern fallen mehrere Fähren auf der Ostsee zwischen Rostock und Gedser auf der dänischen Insel Falster aus. Wie die Reederei Scandlines mitteilte, seien Verbindungen ab Samstag um 15.45 Uhr bis Sonntag um 9 Uhr betroffen.
Der reguläre Fahrplan solle am Sonntag mit den Fahrten jeweils ab Rostock und Gedser um 11.15 Uhr wieder aufgenommen werden. Laut Scandlines könnten Kunden als Alternative die Fähren von Puttgarden nach Rødby auf der dänischen Insel Lolland nutzen. Diese fahren demnach planmäßig.
Orkanböen im Harz und im Erzgebirge
Auch auf dem Brocken im Harz rechnet der DWD mit schweren Sturmböen bis 100 Stundenkilometer - bis Sonntagnachmittag sind auf dem 1141 hohen Gipfel auch Orkanböen möglich. Die Harzer Schmalspurbahn lässt daher vorsorglich auch keine Züge mehr auf den Brocken fahren.
Zudem entfielen am Freitag Zugfahrten von Wernigerode nach Drei Annen Hohne und zurück, weil auf der Strecke ein Baum samt Wurzelscheibe umgestürzt ist, wie das Unternehmen in Wernigerode mitteilte. Auch für Sonntag werden Störungen erwartet.
Der DWD gab auch eine Unwetterwarnung für den Erzgebirgskreis in Sachsen heraus. Auf dem 1215 Meter hohen Fichtelberg könnte es in der Nacht zum Sonntag Orkanböen geben
Über den Strand vor den Schutzdünen am Langeooger Pirolatal zieht sich seit Donnerstag eine deutliche, rund 500 Meter lange Abbruchkante. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gab aber Entwarnung. Eine Gefahr für Langeoog und die lebenswichtige Süßwasserlinse im Inselinneren, die das Trinkwasserreservoir bildet, bestehe nicht.
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Die Abbruchkante sei vielmehr ein zu erwartendes Ergebnis nach den letzten Sandaufspülungen am Strand vor den Dünen. „Das 2020 eingebaute Depot opfert sich sprichwörtlich für die eigentliche Düne und verliert deshalb in Sturmfluten laufend an Breite.“
Auch für die Küstenabschnitte schließt der DWD „Orkanböen“ nicht aus. Am Donnerstag waren an der Küste Windstärken bis 8, in Böen bis zu 10 erwartet worden. Von einer Sturmflut spricht man an der Nordseeküste, wenn das Hochwasser mindestens 1,5 Meter höher als normal aufläuft.
Stürmisches Wetter bis Montag
Das stürmische Wetter hält sich voraussichtlich bis zum Montag. Dabei gibt es am Samstag auch immer wieder Regen-, Schnee- und Graupelschauer – bei Tageshöchsttemperaturen von bis zu elf Grad.
Am Donnerstagabend war der Pegelstand trotz angekündigter Sturmflut an der deutschen Nordseeküste im Rahmen geblieben. Eine Sprecherin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) teilte mit, dass die Höchststände mancherorts „durchaus auch etwas geringer“ ausfielen als vorhergesagt. Auf dem Hamburger Fischmarkt, der bei ähnlichen Lagen häufiger überschwemmt wird, sei das Wasser nur etwas übergeschwappt, berichteten Passanten. (dpa)